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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Zwirnrolle und hatte auch deren Aussehen. Ich ließ sie fallen und wachte dann auf. Mein Wecker rasselte los.«
    Feldman unterbrach ihn nicht, nickte nur, als Thornton geendet hatte. Als Thornton sein Notizbuch herauszog und in seinen Aufzeichnungen nachlas, stellte er ärgerlich fest, daß er Teile des Traums ausgelassen hatte.
    Feldman sagte: »Welcher Art war der Traum, an den Sie sich erinnern?«
    »Art? Ach ja, ich verstehe. Ich glaube, er war schwarzweiß. Ich kann mich an keine Farbe erinnern. Ich habe das gar nicht besonders empfunden, glaube ich.«
    »Ja, konnten Sie irgendwann einmal herauskommen? Haben Sie gemerkt, daß Sie träumten?«
    »Ich glaube nicht. Mir ist das zwar schon vorgekommen und hinterher habe ich es bemerkt, aber diesmal nicht.«
    Feldman arbeitete am Traum innerhalb des Traums, aber Thornton konnte sich nicht erinnern, ob es so gewesen war oder nicht. Der Traum war zu kurz, entschied Feldman, das Problem bliebe verdrängt, solange es existierte. Thornton und Feldman hatten früher schon Träume diskutiert, und er wußte, daß es für Feldman drei Haupttypen von Träumen gab: die hypnagogischen Träume, die dem Bewußtsein sowohl beim Einschlafen wie auch beim Aufwachen ein- und ausfließen, von der Art, wie sie sich während eines kurzen Nickerchens ein- und ausblenden, wenn man weiß, daß man träumt, und manchmal sogar noch etwas unternimmt, den Traum zu lenken. Dann gibt es das nächste Stadium, in dem der Träumende keine Kontrolle hat, sondern eigentlich mehr Beobachter denn Teilnehmer ist, obwohl er beides gleichzeitig sein kann, indem er sich selbst aus der Entfernung beobachtet. Die dritte Art war das Stadium, das Thornton selten erreichte, oder wenn er es erreichte, selten erinnerte: der Traum, der eine Realität ist, der eine Herzattacke bewirken kann, wenn er ein Alptraum ist, oder einen Orgasmus, wenn er sexuell ist, der Traum, der existiert, der den Träumenden ändern kann, geradeso wie es eine Lebenserfahrung kann.
    Feldman lächelte glücklich, als Thornton ihn am Ende der Befragung anblickte, und Thornton wußte, daß er sich endlich für den Psychiater als interessant erwies. Nach sieben Monaten unerschütterlich normalen Verhaltens hatte er etwas Interessantes getan. Er verspürte einen Stich Angst und wünschte, er hätte den Traum nicht vollständig erzählt, sondern es bei der erinnerten Version belassen, aber schon als er dies dachte, wußte er, daß das unmöglich gewesen wäre. Feldman hätte das erkannt, und Widerstand hätte ihn gar noch mehr erfreut als reine Verdrängung. Einen Augenblick lang haßte er den lächelnden Mann, aber das ging vorüber, und er grinste kurz zurück.
    »Glauben Sie, daß ich meinen Unterhalt verdiene nach all dem?« fragte er.
    »Wenn nach dieser Zeitspanne Ihnen etwas aufkommt, muß ich annehmen, daß die Möglichkeit besteht, daß es mit der Arbeit hier in Verbindung zu sehen ist, ja. Wir werden sehen. Ich werde Sie morgen eine Stunde lang analysieren, von fünf Uhr an. Paßt Ihnen das?«
    Die Frage war rhetorisch.
    »Sie sollten an die Zwirnspule denken, die Sie versuchten loszuwerden«, sagte Feldman. »Wenn Sie einschlafen, sagen Sie sich vor, Zwirnspule, Zwirnspule. Wer weiß, vielleicht kommt es Ihnen.« Er hielt die Tür auf und Thornton ging.
     
    Thornton wußte, daß Feldman ihn während ihrer früheren Konsultationen in tiefer Hypnose gehabt hatte, daß er wenige Geheimnisse vor dem Mann hatte und daß Feldman ihm wahrscheinlich einige posthypnotische Anweisungen gegeben hatte, und er fragte sich, ob es ein Vorschlag gewesen war oder ein Befehl, daß er an eine Zwirnrolle denken sollte, und noch während er darüber nachdachte, erkannte er, daß ein von Feldman kommender Vorschlag die Kraft eines angesichts des Ziels gegebenen Schießbefehls haben konnte. Sein Lächeln war ohne Heiterkeit, als er sich erinnerte, was Feldman einmal gesagt hatte auf die Frage, warum er nicht einfach alle seine Patienten hypnotisiere und sie so dazu bringe, ihm alle ihre Träume und Ängste zu erzählen.
    »Ah, aber die Assoziationen, die Bedeutungen würden dann ja möglicherweise verlorengehen. Warum verdrängen Sie dies und jenes? Das ist doch, was interessant ist, und nicht, was Sie im besonderen verdrängen, obwohl auch das vorkommen kann. Nein, ich kann Sie von Zeit zu Zeit anstoßen, aber ich will, daß Sie das herausbringen mit den echten Assoziationen, den Assoziationen, die nur Sie haben können.«
     
    Zwirnspule, Zwirnspule

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