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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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John wußte jetzt, was er meinte. Dieser Mann wurde wirklich schnell reif. Dem Geruchsinn nach war McSkee tot.
    Mit einer Kinderschaufel, die er dort fand, grub Sour John ein Loch in den Abhang einer der Strandklippen. Dort begrub er seinen Freund McSkee. Er wußte, daß McSkee noch eine Zwanzig-Dollarnote in seiner Hose hatte. Er ließ sie bei ihm. Es ist nicht so schlimm, eines davon zu sein, aber gleichzeitig tot und auch noch pleite zu sein, ist eine Schmach, die kaum zu überstehen ist.
    Dann wanderte Sour John in die Stadt, um zu frühstücken und vergaß die ganze Angelegenheit schnell.
    Er verfolgte sein Steckenpferd, sich in der Welt herumzutreiben und interessante Leute zu treffen. Es ist gut möglich, daß er Sie getroffen hat, wenn nur irgend etwas Interessantes an Ihnen ist; solche Leute verfehlt er nie.
     
    Zwölf Jahre vergingen und einige Wochen. Sour John war zurückgekehrt in eine der interessanten Hafenstädte, aber mit einem Unterschied. Es war der Tag gekommen, der zu vielen kommt (und verhüte Gott, daß er zu Ihnen kommt), an dem Sour John nicht gut bei Kasse war. Er war so pleite, wie man nur sein kann, mit nichts in den Taschen oder im Magen und mit sehr wenig auf seinem Leib. Er war gestrandet in jeder Hinsicht.
    Und dann rief er sich die vergangenen Zeiten ins Gedächtnis zurück, die er in dieser Stadt verbracht hatte. Saufereien hatten hier stattgefunden, dumme Streiche und Vergnügungen. Er erinnerte sich mit einem Schlag eines Dutzends glücklicher Zeiten. Und dann besonders eine.
    »Er war ein komischer Kauz, ein richtig saftiger Bursche«, grinste Sour John, als er daran dachte. »Er kannte einen Trick, wie er gerade dann sterben konnte, wenn er es wollte. Er sagte, daß man eine Menge Übung braucht, aber ich halte es für sinnlos, etwas zu üben, was man nur einmal tut.«
    Dann erinnerte sich Sour John an eine Zwanzig-Dollarnote, die er mit diesem saftigen Burschen begraben hatte. Die Erinnerung an den leuchtenden McSkee kam zu Sour John zurück, als er den leeren Strand entlangging.
    »Er sagte, daß man eine Menge Leben in einen Tag und in eine Nacht zwängen kann«, sagte John. »Das stimmt. Ich tu’s. Er sagte noch etwas, was ich vergessen habe.«
    Sour John fand die alte Strandklippe. In einer halben Stunde hatte er die Leiche von McSkee ausgegraben. Sie hatte noch einen tiefen, alten Schimmer an sich, aber sie war besser erhalten als die Kleider. Die Zwanzig-Dollarnote war noch da, unansehnlich, aber noch zu gebrauchen.
    »Ich nehme sie jetzt, weil ich sie brauche«, sagte Sour John weich. »Und später, wenn ich wieder bei Kasse bin, bringe ich sie wieder hierher zurück.«
    »Ja, tu das mal«, sagte McSkee.
    Es gibt Männer auf dieser Welt, die bestürzt wären, wenn ihnen so etwas zustoßen würde. Einige von ihnen hätten nach Luft geschnappt und wären zurückgefahren. Die Ängstlicheren hätten aufgeschrien. John Sourwine war natürlich keiner davon. Aber er war menschlich, und er tat etwas Menschliches.
    Er blinzelte.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß du in so einer Verfassung bist«, sagte er zu McSkee. »Das ist also die Art und Weise, wie du’s anstellst?«
    »Das ist sie, John. Jeden Tag einzeln. Und ich verteile sie weit genug auseinander, so daß sie nie reizlos für mich werden.«
    »Bist du soweit, um wieder aufzustehen, McSkee?«
    »Ganz sicher nicht, John. Ich bin ja kaum erst gestorben. Es wird noch weitere fünfzig Jahre dauern, bis ich wieder einen wirklich guten Appetit entwickelt habe.«
    »Meinst du nicht, daß das Schwindel ist?«
    »Niemand hat mir gesagt, daß es nicht erlaubt ist. Und nur die Tage, die ich lebe, zählen. Ich dehne sie auf diese Weise eine ganze Weile, und jeder davon ist es wert, sich daran zu erinnern. Ich sage dir, ich habe keine langweiligen Tage in meinem Leben.«
    »Ich bin immer noch nicht sicher, wie du es machst, McSkee. Ist es Scheintod?«
    »Nein, nein! Mit diesem Ausdruck sind mehr Menschen in Schwierigkeiten geraten als mit jedem anderen. Denk so daran, und du hast es schon verfehlt. Du stirbst, John, andernfalls führst du dich nur selbst an der Nase herum. Beobachte mich dieses Mal, und du wirst’s sehen. Dann begrab mich wieder und laß mich in Frieden. Niemand mag es, ausgegraben zu werden, bevor er Zeit hatte, es sich in seinem Grab gemütlich zu machen.«
    So gab sich McSkee noch einmal sorgfältig den Tod, und Sour John begrub ihn wieder in dem Abhang der Strandklippe.
    McSkee – was in verballhorntem Irisch

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