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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Sohn des Schlafes heißt –, der Meister des Scheintodes (nein, nein, wenn Sie so daran denken, haben Sie’s schon verfehlt, es ist Tod, es ist Tod), der sein Leben jeden Tag einzeln lebte und diese Tage durch Jahrzehnte trennte.
     

Kate Wilhelm
 
Windsong
     
    Wir sind zu dritt. Wir fahren langsam die Küste entlang, bis Paula sagt: »Dies hier.« Dann steigen wir aus dem Wagen und gehen unbekümmert um das Haus, waten durch die Dünen zum Meer und schwimmen dort allein, fern von den Massen, die die öffentlichen Strände wie schmutziger Schnee verkrusten. Wieso Paula weiß, daß dieses Haus leersteht, und nicht jenes, wissen wir nicht. Sie irrt sich nie. Kaum wahrnehmbare Zeichen, die nur sie bemerkt? Ein Sonnenvorhang, der nicht richtig zugezogen ist, ein Stuhl, der noch draußen steht, obwohl er eigentlich aus der Sonne gehört, ein Wäschestück, längst getrocknet, sonnengebleicht schon, das noch im Wind flattert? Wir wissen es nie, und sie kann es uns nicht sagen.
    Paula ist der Windsong, flink, behend, rastlos, langes Haar, meist stumpf vom Salz, zu dünne, spitze Ellenbogen, Knie, Backenknochen, Schlüsselbeine. Kein Make-up, dazu hat sie es zu eilig. Ein Nagel bricht, und sie beißt ihn noch weiter ab. Nie hält sie inne, um etwas zu prüfen, ihr ruheloser Blick schnellt hierhin und dorthin, bemerkt vielleicht etwas, verweilt jedoch nicht dabei, und sie sagt: »Wir müssen zurück. Ein Sturm kommt.« Woher weiß sie?
    Gregory sagt, daß sie weit draußen am Horizont den grauen Schimmer auf dem Wasser bemerkt hat. Das und das Wehen des Windes auf ihrer Haut, und die Art, wie die Wolken nun dahinjagten, all dies seien Anzeichen für sie. Aber er kann nicht vorhersagen, wann ein Sturm kommt. Gregory ist ihr Zwillingsbruder. Beide sind fünfzehn in diesem Sommer. Gregory ist der Fels, um den der Wind singt und spielt, von dem aus er sich aufmacht, um seine Nase in dies oder das zu stecken, zu dem er aber immer wieder zurückgewirbelt kommt. Gregory kann die meisten Entscheidungen erklären, aber er kann die Entscheidungen nicht intuitiv treffen, wie sie es kann.
    Dan Thornton bewegte sich in seinem Sitz und öffnete langsam die Augen. Da war kein Geräusch, das ihn aufgestört hatte, jedenfalls nichts Außergewöhnliches. Er hörte eine Weile auf das vertraute schwache Summen des Computers zu seiner Rechten, und bevor er den Blick nach rechts wandte, wußte er, daß das kabbelige Spiel der Lämpchen normal sein würde. Auch die Instrumententafel vor ihm zeigte nichts Anormales an, weder blitzendes Bernsteinlicht, noch, was schlimmer gewesen wäre, bedrohliches Pulsieren des roten Lämpchens. Systems okay. Er gähnte und streckte sich. Zeit für die Routinekontrolle. Er prüfte verschiedene Relais, schaltete die Fernsehkamera ein und studierte die Passagiere, die alle in Fächern geschichtet waren wie Tiefkühlkost in einem Supermarktregal; er schaltete die Kamera wieder aus. Ablesen der Instrumente, alles klar. Sorgfältig holte er seine Nährkapseln hervor, legte sie auf einen abgeteilten Teller und schob diesen in die Rückform-Anlage. Er wartete, bis die Lampe aufleuchtete, ließ zwei weitere Minuten verstreichen und zog dann den Teller mit Rühreiern und Schinken, Toast und Honig heraus. Er ließ noch eine Kapsel in eine Tasse fallen und schob sie in die Anlage; dann setzte er sich nieder zum Frühstück. Gleich darauf war der Kaffee fertig, und er rauchte die erste Zigarette. Er überschaute die Buchtitel auf den Spulen. Er ließ die Spule fallen, die er ausgewählt hatte, und ein Stück des Zwirnbands wickelte sich ab, als diese durch die Kabine rollte. Er trat heftig danach und setzte sich unvermittelt nieder. Der Computer rief nach ihm.
     
    Der Wecker summte, und Thornton erwachte völlig zerschlagen. Seine unausgeruhten Glieder schmerzten. Er stellte den Wecker ab, bevor dieser seine zweite Signalstufe erreichte, ein ohrenbetäubendes Schnarren, das sich anhörte, als ob fünfzig Männer mit fünfzig Sägen versuchten, einen Weg durch den Wald zu bahnen. Er zog seine Hand vom Wecker zurück und griff nach seinem Notizbuch und schrieb die Einzelheiten des Traums nieder, bevor ihm die Erinnerung daran schwand. Er stockte eine Weile und versuchte sich zu erinnern. Ein Traum im Traum? Er kam zu keinem Ergebnis und er beschrieb die Kabine, die er gesehen hatte und die Bücher, die wie Zwirn aufgespult waren. Die Rückverwandler für das Essen schienen ihm eine besonders gute Idee zu sein, eine, die

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