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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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beweglichen Kameras, Schallmeßgeräten und Mikrophonen …«
    Er wurde Feldmans hellen, unerschrockenen Blick gewahr, unterbrach sich und grinste den Psychiater an. Mit gesenkter Stimme fuhr er fort. »Aber das Hauptproblem der Phalanx ist, daß sie nicht weiß, was ein Lächeln auf einem freundlichen Gesicht ist. Sie kann zwischen Freund und Feind nicht unterscheiden. Sie kann nicht sagen, ob das Metall, das sie registriert, ein Gewehr oder eine Gartenhacke ist. Sie hat keine Möglichkeit festzustellen, ob die massetragende Wärmequelle ein Mann mit einer Haubitze ist oder ein Esel mit einer Ladung Brennholz. Und egal wieviel Änderungen das psychokybernetische Labor mir schickt, ich kann solche Dinge nicht hineinprogrammieren.«
    Thornton stand auf und streckte sich. Sein Blick folgte einem flachen, langen Sonnenstrahl, der durch die Jalousie drang, wo eine Latte verbogen war. »Ich mache jetzt einen Spaziergang«, sagte er. Er spürte, daß Feldman eine Bewegung in seine Richtung machte, aber es war kein Versuch, ihn aufzuhalten oder ihn zu drängen, seine Stunde vollständig abzusitzen.
    »Morgen um fünf«, sagte Feldman, und das war alles.
     
    Seine Oberschenkel brannten, als er kletterte. Er wollte den Hügel immer schon besteigen, seit die ersten Spuren von weißen Blüten hoch oben auf dem Hang zu sehen waren, aber keine Zeit, keine Zeit. Und nun brannten seine Schenkel. Er sollte heute abend eigentlich an Ethel schreiben. Hatte aber noch nicht einmal ihren letzten Brief geöffnet. Er hatte ihn irgendwo hingelegt und ihn dann vergessen. Auf die Kommode in seinem Zimmer? Auf seinen Schreibtisch? Beim Gedanken an seinen Schreibtisch seufzte er vor sich hin, rutschte auf einem moosbedeckten Stein aus und schlug sich das Knie an. Er saß auf dem feuchten, spitzsteinigen Boden, warf sich einige Minuten hin und her und umfaßte dabei das Knie, schnappte nach Luft. Er war weiter gekommen, als er sich vorgestellt hatte. Unterhalb, fast verborgen, konnte er das Institutsgebäude ausmachen. Es war als ein einfach langgestrecktes, zweistöckiges Gebäude begonnen worden, war aber in drei Richtungen erweitert worden, die Anbauten wie Dominosteine angefügt, und am Ende eines neueren Traktes wurde noch weitergebaut. Er hatte die Vision, daß es wurmgleich über die Hügel kroch, wie eine Schlange sich durch die Berge arbeitend, durch Täler krauchend, über Grate hinweg, Wasserläufen folgend … Er schloß die Augen und konzipierte einen Teil des Briefs an Ethel. Er würde langweilig werden, entschied er, als er nach dem einleitenden Hoffe-es-geht-Dir-gut-Sätzchen stockte. Ethel war eine gute Frau, aber langweilig.
    Gott, war sie öde. Er erinnerte sich an den Schock, den er verspürt hatte an dem Tag, als er erkannte, daß Ethel in sich selbstzufrieden fixiert war, daß sie sich nicht mehr ändern würde, nur noch mehr werden würde, wie sie schon war, dogmatischer, weniger zugänglich für Veränderungen jeglicher Art, mehr bildhaft-schön und selbstgefälliger. Ethel war vierzig. Sie war an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag vierzig gewesen, würde an ihrem achtzigsten vierzig sein. Aber sie war gut, umgänglich, achtsam, eine gute Mutter, eine gläubige und hilfsbereite Frau, ein gutes Gemeinschaftstier …
    Von ihm könnte man etwa das sagen: Ein guter Mann, schwerfällig vielleicht, aber ein guter Mann. Würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Gut zu seinen Kindern, ein wirklicher Vater.
    Er lehnte sich zurück gegen den Baumstrunk und betrachtete gedankenleer den Sonnenuntergang.
    Ein guter Mann.
    Die Brise auf seiner Wange war warm und duftete nach Frühling. Zeitweise vergaß er den kalten, feuchten Boden unter sich. Er dachte an die drei Kinder. Patsch, patsch, patsch, drei Jahre, drei Kinder. So hatten sie es haben wollen. Sie alle zusammen kriegen, sie zusammen aufziehen, um dann mit dem Teil der Angelegenheit fertig zu sein. Mittlerweile sind wir beide vierzig, sie werden bald erwachsen und wir noch jung sein. Schön, er war vierundvierzig, und sie waren alle erwachsen. Aber er war nicht jung. Sie waren beide gut, gut, gut, aber sie waren nicht jung. Er träumte davon, mit den Kindern zu tollen, und er wußte, daß das Tollen falsch war. Sie waren froh, wenn er ermüdete und sie in Ruhe ließ. Er träumte von der weichen Wange seiner Tochter, gegen die seinige gedrückt, wenn sie ihm Geheimnisse zuflüsterte, und an sein Gähnen, das sie vertrieben hatte. Doch er liebte sie mit einer Innigkeit, die ihn

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