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Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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»wäre alles verloren.« Sie holte aus dem Kleiderschrank ein schwarzes Kleid, an dem Sterne blitzten, und ein Paar hochhackiger silberner Sandaletten und erklärte: »Das gehört dir. Sie stammen von meiner Urgroßmutter, die den Orden gegründet hat. Im Namen der Transzeitli chen Militärbehörde.« Und ich zog die Sachen an.
    Ich stellte mir das alles so lebhaft vor, daß ich bedauerte, sie nicht leibhaftig vor mir zu sehen.
     
    Jedes Jahr veranstaltete der Country Club Mitte August einen Ball, nicht nur für die reichen Familien, die oh nehin Mitglieder waren, sondern für die »anständigen« Leute, die in Holzhäusern in der Stadt wohnten; sogar einige der praktisch denkenden, tüchtigen jungen Ehepaare, die in großstädtischer Manier Mietwohnungen bewohnten, wurden aufgefordert, – im Stadtzentrum war so ein neues Apartmenthaus, ein vierstöckiges Gebäude aus roten Backsteinen mit einem Hof, errichtet worden. Wir sollten auch hingehen, weil ich dieses Jahr dafür alt genug war, aber am Tag vor dem Ball bekam mein Vater heftige Schmerzen in der linken Sei te, und meine Mutter mußte zu Hause bleiben, um ihn zu pflegen. Er lag mit vielen Kissen im Rücken auf dem Sofa im Wohnzimmer, das in die Mitte gerückt war, damit er meiner Mutter bei der Gartenarbeit zusehen und ihr durch die Fenster ab und zu Anweisungen geben konnte. Den Weg zur Haustür konnte er so auch im Auge behalten. Er nörgelte dauernd, daß sie dies oder jenes falsch machte. Ich fragte nicht einmal, ob ich allein zum Ball gehen dürfte.
    Mein Vater sagte:
    »Geh doch in den Garten und hilf deiner Mutter.«
    »Sie kann mich nicht brauchen«, antwortete ich. »Ich soll bei dir bleiben.« Darauf brüllte er ärgerlich: »Bess, Bess!« und bombardierte meine Mutter mit Anweisungen durch das offene Fenster. Da erblickte ich ein Paar Hände neben denen meiner Mutter und dann unsere Mieterin, hingehockt und eine Zigarette zwischen den Lippen, während sie Unkraut zupfte. Sie arbeitete schnell und ordentlich und rauchte weiter. »Nein, nicht so!« schrie mein Vater und warf die Decke beiseite, die meine Mutter über ihn gebreitet hatte. »Du weißt nicht, wie man es macht. Bess, du machst alles verkehrt! Hör auf und mach es anständig!« Meine Mutter schaute verwirrt und verstört aus; sie verzog sich aus seinem Blickfeld, und unser Gast nahm ihren Platz ein. Sie winkte meinem Vater zu, und der resignierte und zog die Decke eng um die Schultern. »Ich hasse Frauen, die rauchen«, murmelte er gereizt. Ich entschlüpfte durch die Küche.
    Der Werkzeugschuppen und Arbeitsraum meines Vaters nahm die hintere Hälfte des rückwärtigen Grundstücks ein. Der vordere Teil war Garten, halb mit Blumen, halb mit Gemüse und Kräutern bepflanzt und zog sich seitlich am Haus nach vorn, nach ungefähr fünf Metern seitlich von der Umfriedung der Nachbarn, an der Straßenseite durch einen weißen Bretterzaun begrenzt. Er war nicht besonders gepflegt, und unser Haus hätte einen neuen Anstrich brauchen können. Meine Mutter arbeitete kniend in einem Gemüse beet hinter dem Haus. Unsere Mieterin beschnitt einen Fliederbusch und rauchte noch immer. Ich bettelte leise:
    »Mutter, bitte, laß mich doch gehen!«
    Meine Mutter strich sich mit der Hand über die Stirn und rief zu meinem Vater hin: »Ja, Ben?«
    »Warum willst du mich nicht mitmachen lassen?« flüsterte ich. »Die Mütter von Ruth und Betty sind dort. Ruf sie doch bitte an!«
    »So geht das doch nicht!« tönte es aus dem Wohnzimmerfenster. Meine Mutter seufzte geplagt auf und lächelte dann mit künstlicher Freude. »Ja, Ben«, rief sie freundlich. »Ich höre, was du sagst.« Und mein Vater setzte seine Anordnungen fort.
    »Mutter«, bedrängte ich sie gedämpft, »kannst du nicht …«
    »Dein Vater wird es nicht erlauben«, wehrte sie ab, lächelte wieder gequält und beschwichtigte meinen Vater. Ich schlenderte zum Fliederbusch, wo unsere Mieterin trockene Zweige zusammenlas. Sie trug wie üblich ein langweiliges schwarzes Kleid. Nach einem letzten Zug an der Zigarette, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, trat sie sie im Gras aus, raffte das trockene Holz zusammen und trug es zum Stapelplatz.
    »Mein Vater sagt, man soll im August keine Bäume beschneiden«, babbelte ich unvermittelt.
    »Ach?« sagte sie.
    »Es tut ihnen weh«, flüsterte ich.
    »Ach?« wiederholte sie. Sie trug viel zu knappe Gartenhandschuhe, nahm die Schere wieder auf und schnippelte sich durch die teils

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