Damon Knights Collection 8
den Rest seines Lebens an jede Psychomaschine anschließbar und konnte bei Bedarf wie eine Schallplatte abgespielt werden. Er stand vorsichtig auf, aber die Benommenheit hatte sich gelegt, und die Kopfschmerzen ebbten ab. Er schaute auf die Uhr über der Tür. Er hatte hier vier Stunden verbracht.
Dr. Doyle trat ein und schüttelte begeistert seine Hand. „Sie können jetzt nach Hause und sich ausruhen. Wir rufen Sie in ein oder zwei Tagen an, nachdem wir die Untersuchungsergebnisse analysiert haben. Wenn Sie bis Montag nichts von uns gehört haben, kehren Sie an Ihren normalen Arbeitsplatz zurück und warten. Wir wissen nie im voraus, was für Bakterien wir finden, die die Endresultate verzögern.“ Er schüttelte wieder Lorins Hand und war verschwunden, ehe Lorin Gelegenheit hatte, auch nur eine einzige Frage zu stellen.
Die Schwester geleitete ihn aus dem Raum in einen anderen, wo weitere Schwestern an Schreibtischen arbeiteten. Er ging zu einem Schreibtisch, dem Schild nach die Auskunft, und erkundigte sich nach seiner Frau.
„Ich weiß nicht“, sagte die Schwester ohne aufzublicken.
„Aber wir sind beide untersucht worden. Sie müßte jetzt auch fertig sein …“
„Dafür bin ich nicht zuständig. Gehen Sie doch nach Hause und warten dort auf sie.“ Die Schwester schlug eine Akte auf und fuhr mit dem Finger an Zahlenkolonnen entlang.
Lorin versuchte, wieder in den Untersuchungsraum zu gelangen, aber die Tür war nun verschlossen. Keine der Schwestern wußte etwas von den Untersuchungen, und schließlich wandte er sich der Tür zu, über der ‚Ausgang’ stand. Sie war nur halb zu öffnen, und er quetschte sich hindurch in ein Vorzimmer, in dem ein lärmendes, chaotisches Durcheinander herrschte. Er versuchte, durch die gleiche Tür zurückzuschlüpfen, doch sie ließ sich von dieser Seite nicht öffnen. Jemand packte ihn am Arm. „Mein Mann, groß, schwer, kahlköpfig, haben Sie ihn gesehen? Ist er dort drin? Er ist vor zwei Wochen hineingegangen …“ Lorin schüttelte den Kopf. „Ist Dr. Doyle dort drinnen?“ brüllte eine andere Stimme. Jemand hielt ihm einen Schnappschuß vor die Augen; er hielt es für das Bild einer Frau. Das Gedränge der Menschenleiber war so dick, daß er nicht auf geradem Weg zum Ausgang zur Straße gehen konnte, sondern sich hindurchdrängen, hin und herschieben lassen mußte, einen Schritt vorwärts, wieder einen zurück; es war qualvoll. Er sah eine Lücke, zwängte sich hinein und merkte mit Erleichterung, daß der Druck der Leiber aufhörte. Dann erkannte er, warum die anderen beiseitewichen. Ein Psycho in dem verräterischen gelben Overall. Voller Abscheu wollte er sich wieder in der Menge verlieren. Der Psycho folgte ihm. Es war eine Frau. Sie schrie ihn an: „Halt! Sag mir, was da drinnen passiert ist. Was machen sie? Was haben sie mit mir gemacht?“
Die Menge wich zurück, und er wußte, daß auf seinem Gesicht der gleiche Ausdruck von Ekel stand wie in all den Gesichtern um ihn herum. Es gelang ihm, andere Menschen zwischen sich und die Verrückte zu schieben. Der Lärm war ohrenbetäubend. Jedes Mal, wenn die Tür zu den inneren Büros aufging, strömte alles in die Richtung und das Geschrei brandete hoch. Sein Kopf schmerzte wieder, schlimmer als zuvor. Schließlich schaffte er es zu der Außentür, aber er zögerte wieder. Er holte tief Luft; die stickige Luft im Raum war noch immer besser als die abgestandene draußen auf der Straße. Er ging hinaus und wurde sofort von den Menschen auf den Bürgersteigen mitgerissen. Drei Stunden später erreichte er erschöpft und keuchend sein Wohnhaus. Die Aufzüge zu seiner Etage waren außer Betrieb, und so fuhr er bis zum fünfzehnten Stock und ging die nächsten dreizehn Stockwerke zu Fuß die Treppe hinauf. Im Treppenhaus spielten graugesichtige Kinder. Jan war nicht in ihrer Einzimmerwohnung.
Er wartete den ganzen Nachmittag auf sie und hörte von rechts und links, von oben und unten den Krach der Nachbarn. Kinder kreischten und brüllten, sie tobten im Spiel durch die Gänge und auf den Treppen. Frauen keiften und Männer fluchten. Radios spielten asynchron verschiedene Sender; darüber dröhnten Flugzeuge und unten brauste der Verkehr in immer lauteren Phon, Sirenen, Trompeten von Werbewagen, das Klappern des wieder fahrenden Aufzugs. Er preßte die Handballen auf die Ohren; die Kopfschmerzen stachen wie Messer. Warum kam sie nicht heim? Lichter gingen an: Neonreklamen, Straßenlaternen, Ampeln;
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