Damon Knights Collection 9
Akzeptiertes, gesellschaftlich nicht Akzeptiertes und so weiter, mit Aufgliederungen in realistische oder verschlüsselte Traumerlebnisse, teilnehmendes oder beobachtendes Verhalten; befriedigende oder frustrierende Inhalte und sofort. Ich glaube, wir haben alles drin.“
„Ich würde gern eine sehen“, sage ich, und er nickt.
„Ich werde Ihnen morgen eine mitbringen. Haben Sie bereits eine Schlaf-Laboratoriums-Ausrüstung gesehen?“
„Nicht in diesem Zusammenhang, keine, wie Sie sie in diesem Experiment verwenden.“
„Großartig. Den ersten Nachmittag, an dem Sie Zeit haben, so um drei oder vier Uhr, werde ich sie Ihnen zeigen.“
„Vielleicht morgen?“ erwidere ich. „Wird Dr. Staunton auch nichts dagegen haben?“
Roger und Sid tauschen einen schnellen Blick, und Roger zuckt mit den Schultern. „Es ist meine Untersuchung“, sagt er.
„Installiert oder testet er gerade die Apparaturen?“
„Nein. Er kam mit Magenbeschwerden nach Hause, ich glaube, er hat völlig abgebaut.“
Ich kann ein Lachen nicht unterdrücken. Ich trinke meinen Kaffee aus und stehe auf. „Ich glaube, der Sturm ist vorbei. Zumindest gibt er gerade Ruhe. Ich freue mich, daß ich gezwungen war, meinen Heimweg zu unterbrechen“, sage ich und reiche erst Roger und dann Sid die Hand. „Ich muß Ihnen aber leider sagen, ich fürchte, Somerset ist nicht das, was Sie erwarten. Ich hoffe, Sie werden über uns nicht zu enttäuscht sein.“
„Werden Sie uns helfen?“ fragt Roger.
Ich zögere einen Moment und nicke dann. „Ich habe während meiner eigenen Psychologiestudien Protokolle geführt. Ich werde noch einmal damit anfangen.“
„Danke.“
„Wenn mich irgendwer in der Stadt nach meiner Meinung fragt“, sage ich, während ich bereits in der Tür stehe und die Kühle spüre, die der Sturm mit sich gebracht hat, „werde ich sagen, daß ich mitarbeiten werde, nichts mehr. Ich weiß nicht, ob sie meinen Worten irgendwelche Beachtung schenken.“
„Bis morgen“, sagt Roger, und ich verlasse sie und gehe nach Hause. Es ist inzwischen sehr dunkel, der Regen riecht frisch, die Luft ist kühl und rein. Ich den ke an die beiden Teile, die mein Ich ausmachen. In der Stadt bin ich vital und tüchtig. Ich weiß, daß die Schwestern über mich reden und rätseln, ob ich wohl eine Lesbierin bin (bin ich nicht) oder überhaupt ein Sexleben habe (nicht momentan). Sie haben vor mir Angst, weil ich bei der Operation keine Schlampereien dulde und mit Beschwerden rasch bei der Hand bin. Sie verstehen nicht, daß meine Instrumente mir ebensoviel bedeuten wie das Skalpell dem Chirurgen, und sie glauben, daß ich Zifferblätter und makellose stählerne Götter anbete. Ich bekam einmal mit, daß sie mich als eine schlimmere Maschine schilderten als all die exotischen Apparaturen, die ich bediene. Ich weiß, daß der Gedanke daran, die die Jungen von den Diagrammen die Alpha- und Beta-Rhythmen ablesen, mich in diese Rückblickstimmung versetzt hat, doch kann ich mich ihrer nicht entziehen. Ich versuche, mein Leben von außen zu betrachten. Was niemand begreift, ist, daß nicht die Maschinen göttlich sind, sondern die Prozes se, die sie wiedergeben, die Fluktuationen und Rhythmen, die zyklischen Muster, die wundervoll sind, solange sie normal sind, und so unübersichtlich wie eine physikalische Ungesetzmäßigkeit, wenn sie nicht stimmen. Der verhüllte Hügel auf dem Chirurgentisch ist sinnlos, wenn ich ihn betrachte. Er ist kein Mensch, leblos, er könnte ebensogut bereits ein Leichnam sein oder ein bedeckter Baumklotz oder ein Kartoffelsack. Es sind die Diagramme, die mir alles Wissenswerte sagen: regelmäßiger Herzschlag, Atmung normal … Körperprozesse, die zusammen Leben oder Nicht-Leben ergeben. Oder gibt es da noch mehr?
In meinem Haus ist es inzwischen kühl geworden, in die Küche und durch die Speisezimmerfenster hat es hineingeregnet. Sorgfältig wische ich die Pfützen auf und besichtige das übrige Haus. Im Hof kann ich nichts entdecken, aber ich bleibe auf der Veranda stehen und spüre die kalte und neblige Luft, bis ich anfange zu frieren.
Ich habe gelesen, daß Träume ihrem eigenen Schema folgen. Die ersten Träume in der Nacht handeln von zeitlich und räumlich nahe liegenden Ereignissen, dann, im Verlaufe des Schlafes und der Nacht, wandern die Träume in fernere Gefilde, in vergangene und künftige Phantasien, bis sie am Morgen wieder zum Hier und Jetzt des Träumenden zurückkehren. Während der Nacht wache
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