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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, fragen sie mich nach der Susi. Und zwar sehr penetrant. Ich werde in Zukunft auf Stoßgebete jeglicher Art verzichten. Der Schuss geht ganz eindeutig nach hinten los. Der Ludwig drückt mir seinen Kopf gegen den Schenkel und schaut mich an. Die ganze Dehnerei ist ihm unheimlich. Wir gehen dann mal wieder und brauchen eins-zwanzig bis heim.
    Nachdem mich die Oma gnädigerweise an ihrem üppigen Abendmahl hat teilnehmen lassen, geht es mir jetzt magentechnisch wieder besser. Marillenknödel mit Semmelbröselbutterund Zucker und Zimt. Ich könnte mich reinlegen. Danach räum ich den Tisch ab und helf ihr beim Abwasch. Der Papa liegt wie ein verreckter Hund auf der Couch und pfeift sich die Beatles rein. In einer ohrenbetäubenden Lautstärke.
    Drüben im Saustall verfolgen mich weder böse Blicke noch gröhlene Engländer. Ich bin drauf und dran, Gott dem Herrn dafür zu danken, fürchte aber, dass er es wieder in den falschen Hals bekommt. Drum lass ich es bleiben. Ich hau mich aufs Kanapee und ruf einmal den Birkenberger an. Wenn er nicht grad wieder jemandem hinterherschnüffelt, könnte ich ihn gut erreichen um diese Uhrzeit.
    Er geht ran.
    »Servus, lieber Rudi«, sag ich so, weil mir jetzt irgendwie nach Harmonie ist.
    »Sag lieber gleich, was du willst«, sagt der Rudi. Das hat man jetzt davon. Sobald man seinen Mitbürgern in irgendeiner Form menschliche Nähe entgegenbringt, wittern die gleich Wunder was. Reine, uneigennützige Freundlichkeit erkennt keiner mehr an. Da wird jeder gleich motzig.
    »Nur ein bisschen ratschen, lieber Rudi. Ich wollt einfach nur wissen, wie es dir so geht«, sag ich und lass mich in meinem Harmoniebedürfnis gar nicht erst stören.
    Langsam schwindet sein Missmut und er taut auf. Erzählt mir von den vergangen Tagen und was alles so los war bei ihm. Ehrlich gesagt interessiert mich das Nullkommanix. Ich muss mir sogar das Gähnen verkneifen. Aber man ist dann halt höflich, gell.
    »Was gibt’s Neues im Höpfl-Fall?«, will er dann wissen.
    »Was gibt’s Neues im Höpfl-Fall? Was gibt’s Neues im  Höpfl-Fall? Nix gibt’s Neues im Höpfl-Fall«, sag ich und lass ihn kurz an meinen mageren Erkenntnissen teilhaben.
    »Das ist mager«, sagt er dann mit einem Hauch von Überheblichkeit.
    »Und du«, sag ich so. »Bist du jetzt wieder recht dick drin im Geschäft? So auftragsmäßig, mein ich?«
    »Momentan hält es sich eher in Grenzen. Weil doch jetzt grad Ferien sind. Und in den Ferien fährt man halt nicht mit seinem Gspusi durch die Gegend, weißt. Die Ferien verbringt man schon lieber mit seiner Familie. So wie es sich auch gehört«, sagt der Rudi dann.
    »Hält sich also in Grenzen«, sag ich so. »Du, Rudi, apropos Grenzen. Ich hätte da vielleicht einen kleinen Auftrag für dich. In Italien. Was sagst du dazu?«
    »Einen Auftrag, sagst du? Um was geht’s? Wer genau ist der Auftraggeber?«
    »Ich. Also der Auftraggeber wär dann gewissermaßen eigentlich ich.«
    »Hab ich’s doch gewusst!«, sagt der Rudi. »Ich hab’s gleich gewusst, dass da was am Haken hängt. Gleich, wie du angerufen hast und mit deinem Lieber-Rudi-Schmarrn gekommen bist. Das ist ja wieder typisch, Eberhofer. Du willst, dass ich jemanden in Italien für dich beschatte, aber du willst es natürlich nicht bezahlen. Hab ich recht? Du willst es praktisch als Freundschaftsdienst!«
    Also, der Birkenberger kann vielleicht kleinkariert sein, das kann man gar nicht glauben. Auf die Tour läuft bei mir aber gar nichts. Ich schweige.
    »Also, wen soll ich beschatten?«, fragt er nach einigen Atemzügen.
    »Ja, die Susi halt«, sag ich dann. »Du sollst die Susi beschatten.«
    »Die Susi?«, fragt der Birkenberger und fängt zu lachen an. Wie er nach zwei Minuten immer noch lacht, häng ich ihm ein. Es hat keinen Sinn, mit jemandem zu telefonieren,der ständig nur lacht. Auch wenn er dazwischen hundertmal Entschuldigung sagt.
    Der Birkenberger kennt die Susi. Er hat nämlich mal für den Media-Markt gearbeitet. Und da hat er unglaublich viele Prozente gekriegt. Und wie die Susi dann einen neuen Fernseher gebraucht hat, sind wir dort hin. Die Oma war auch dabei. Der Kofferraum war bis zum Durchbrechen voll. Wir haben jetzt sogar ein Solarium. Ich war ja strikt dagegen, aber die Oma hat gesagt, wenn einer von uns einmal die Schuppenflechte kriegt, dann haben wir wenigstens schon mal ein Solarium. Jawohl, das haben wir jetzt. Das Solarium. Was jetzt noch fehlt, ist die

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