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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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aufzuklären.
     
    Am Mittag hol ich mir mein Essen beim Simmerl, weil mir der Gedanke an den Heimweg unerträglich erscheint. Ich frag mich, in welcher Welt wir eigentlich leben? Wenn sich ein rechtschaffener, ehrlicher, fleißiger Mensch am Mittag nicht mehr nach Haus traut, bloß weil seine ganze Familie dem Wahnsinn verfallen ist.
     
    Die Simmerl Gisela ist hinterm Tresen und bedient fleißig die anstehende Kundschaft. Die Flötzinger Mary ist auch darunter mitsamt ihrer Brut.
    »Na, wie ist denn das Zeugnis ausgefallen?«, will die Gisela von der Mary jetzt wissen und langt den beiden Kindern ein Raderl Gelbwurst übern Tresen.
    Die beiden schnappen zu.
    Die Mary streicht dem Sohnemann sanft übern Kopf und sagt: »Da sind wir schon sehr zufrieden, oder, Ingatz-Fynn?«
    Der Bub nickt und kaut.
    »Und der Max?«, fragt die Mary dann anstandshalber retour. »Seid ihr mit seinen Noten denn auch zufrieden?«
    »Herrje, ein Dreier! Im Turnen!«, sagt die Gisela und schnauft ein bisschen theatralisch.
    »Also, so schlecht ist jetzt ein Dreier auch wieder nicht!«, sagt die Mary.
    »So schlecht? Der Dreier war seine allerbeste Note, meine Liebe«, sagt die Gisela und fängt an, das Fleischmesser zu schleifen.
    Irgendwann bin dann auch ich an der Reihe.
    »Wo ist denn dein Gatte heute?«, frag ich zuerst.
    »Der ist heut bei einer Metzgertagung. Fettvolumen bei Jungsauen«, sagt die Gisela und häuft meinen Fleischsalat in eine Plastikbox.
    »Sein Lieblingsthema, quasi. Leg noch drei Brezen dazu«, sag ich und fische meinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche.
    »Die Susi ist nach Assenza gefahren, gell?«, will sie jetzt wissen.
    Als ob ich wüsste, wie dieses Kaff heißt, wo die Susi so rumhängt.
    »Das weiß ich nicht, Gisela«, sag ich und leg ihr meinGeld hin. »Und es ist mir im Grunde auch scheißegal. Habe die Ehre!«
    Der Fleischsalat schmeckt nicht und schlägt mir sogar auf den Magen. Ich brüh mir einen Kamillentee und mach das Fenster weit auf. Ich fühle mich kränklich. Und könnte schwören, dass meine Stirn heiß ist. Da ich aber nicht heim kann, um mich von der Oma aufpäppeln zu lassen, muss ich hier ausdarben.
    Dann ruft der Stopfer Karl an und wirft ein Zuckerl in mein bitteres Dasein.
    Er macht die verdammte Spurensicherung!
    Das ist klasse!
    Ich kann ihn zwar kaum verstehen, weil er so nuschelt, aber so viel hör ich schon raus.
    »Was flüsterst du denn so?«, frag ich ihn.
    »Ja, weil ich hier von der Arbeit aus anrufe. Und es muss ja nicht alle Welt mitkriegen, verstehst? Ich komm morgen früh zu dir ins Büro. Ich hab mir extra einen Tag Urlaub genommen. Dann machen wir es!«
    Es hat den Hauch von einer Verschwörung. Wunderbar.
    »Verstanden Agent Null Null Sieben. Werde anwesend sein. Verständigen Sie sich durch Klopfzeichen. Dreimal kurz, zweimal lang. Haben Sie mich verstanden?«, flüstere ich in den Hörer zurück.
    »Arschloch!«, nuschelt der Stopfer kaum hörbar.
    »Roger und Ende«, sag ich noch.
    Dann leg ich auf.
     
    Da ich nun mal da wohne, wo ich wohne, muss ich am Abend notgedrungen dorthin zurück. Ich schick ein paar Stoßgebete Richtung Herrgott und bitte um Waffenstillstand an der heimatlichen Front. Er pfeift mir aber eins, der himmlische Befehlshaber, das seh ich schon, wie ich zumHof reinfahr. Der Papa sitzt im Schaukelstuhl und macht ein finsteres Gesicht. Die Oma kniet ihm zu Füßen, da könnte man gut ein Heiligenbild draus machen.
    Es ist ein Fußpilz, der die Stimmung trübt. Einen Mordsfußpilz hat sich der Papa geholt, in den Kaiserlichen Thermen. Grad so, wie ich’s vorausgesagt hab. Was mir jetzt aber auch nicht viel nützt. Ganz im Gegenteil. Wie ich hinkomm, feuert der Papa sein Wortgefecht gleich ab: »Da, schau dir das nur gut an! Alles allein deine Schuld«, sagt er und offeriert mir seine Füße.
    Ekelhaft.
    Die Oma tupft eine Tinktur drauf.
    »Was kann jetzt ich dafür, dass du einen Fußpilz hast?«, frag ich, weil ich’s wirklich nicht weiß.
    »Ich könnte noch wunderbar Badelatschen tragen, wenn ich noch alle meine Zehen hätte«, sagt der Papa, der immer noch felsenfest überzeugt ist, dass ich den Verlust der väterlichen Zehen zu verantworten hab.
    Mir wird das jetzt zu blöd. Ich schnapp mir den Ludwig und wir drehen unsere Runde. Als tät es für heut noch nicht reichen, treff ich unterwegs die Super-Walker Simmerl und Flötzinger. Sie stehen auf einer Lichtung und machen grad Dehnübungen. Ein Anblick der übelsten Sorte, ganz ohne Zweifel.

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