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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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nächsten Tag ist schon wieder Tiefdruckgebiet am heimischen Herd. Diesmal ist es die Oma, die in Depressionen badet. Anders als der Papa, der gern bei Beatles undRauschgift ungestört vor sich hin trauert, lässt die Oma ihrem Frust freien Lauf. So auch heute.
    »Das ist doch unglaublich, dass jetzt ausgerechnet du so ein Depp bist!«, schreit sie mir entgegen, grad wie ich erwartungsfroh das Frühstücksbüfett stürmen will.
    Ich hab keine Ahnung, wovon sie spricht.
    »Was genau meinst du jetzt da?«, frag ich. Die Oma winkt nur mit der Hand ab. Ich bin quasi nicht der Rede wert.
    »Die Susi«, sagt der Papa und schlurft durch die Küche.
    »Was ist mit der Susi?«, frag ich.
    »Ja, nix! Das ist es ja grade«, sagt der Papa. Er nimmt ein Haferl aus dem Schrank und schenkt sich Kaffee ein. Ich persönlich trau mich jetzt nicht an die Kaffeemaschine, weil davor die Oma lauert. Der Papa setzt sich hin und rührt um. Ich beschlagnahme seine Tasse.
    »Herrgott noch mal«, schnauft er und schreitet zur Wiederholungstat.
    »Was ist jetzt mit der Susi«, bohr ich nach.
    »Die Susi hat einen Liebhaber in Italien. Es soll was Ernstes sein, sagt man.«
    »Sagt wer?«
    »Ja, das ist doch jetzt völlig wurst. Jedenfalls hat sie einen Liebhaber.«
    »Weiß man, wer das ist?«
    »Ja, du bist es jedenfalls nicht! Weil du nämlich ein Idiot bist!«
    Jetzt langt’s aber!
    »Jetzt langt’s aber«, sag ich und steh auf. Da vergeht einem ja wirklich alles. Sogar das Frühstück.
    »Erst heut Nacht ist sie wieder hinuntergefahren, nach Italien«, schreit mir der Papa hinterher, grad wie ich zur Tür rausgeh.
    »Die kann hinfahren, wo immer sie mag«, schrei ich zurück. »Von mir aus auch nach Italien!«
    Zack   – Vorderreifen. Das Auto ist immer noch nicht geputzt.
     
    Schon auf dem Weg ins Büro läutet mein Telefon. Dran ist die Frau Beischl, die alte Sumpfkuh. Sie lässt wohl wieder mal arbeiten. Sie sagt, ich muss unbedingt kommen. Und zwar sofort. Wahrscheinlich ist sie wieder recht hergewatscht worden. Weil sowieso nix Besseres ansteht und Frühstück aus bekannten Gründen ausfällt, fahr ich also hin.
    Diesmal sind es nicht die wunderbar grünen Beck’s- Flaschen , die mir den Weg zum Wohnzimmer weisen, sondern Wittmann Hell. Erstklassiges Bier. Wenn auch nicht ganz billig. Vermutlich war es im Angebot. Man kauft schließlich preisbewusst. Die Oma würd’s nicht anders machen. Die Frau Beischl hockt auf der Couch und weint. Sie hat einen Riesenblinker im Gesicht. Aber auch das ist nichts Neues.
    Deswegen wär ich aber nicht da, sagt sie dann leise. Wegen was sonst, frag ich sie jetzt. Dann steht sie auf und nimmt mich bei der Hand. Die ihre ist schwitzig. Das ist unangenehm. Sie führt mich ins Schlafzimmer, was auch nicht angenehmer ist. Was ich dann seh, übertrifft aber alles, was bisher an Unannehmlichkeiten geboten wurde. Auf dem Doppelbett liegen die beiden Brüder. Mit einem davon ist sie verheiratet. Aber das hab ich, glaub ich, schon erwähnt. Treiben tut sie’s aber mit beiden. Auch das dürfte bekannt sein. Was die zwei jetzt noch gemeinsam haben, außer der Frau und der Vorliebe für Bier, sind nicht unerhebliche Kopfverletzungen. Sie bluten quasi aus allen Löchern, könnte man sagen.
    »Was ist denn hier passiert?«, frag ich die Frau Beischl, nachdem ich den Sanka gerufen habe.
    »Ja, mei, es war halt so wie immer«, sagt sie. »Erst haben wir ein bisschen gefeiert. Und dann haben sie mich verdroschen. Sie haben mir einen Zahn ausgeschlagen«, sagt sie und zeigt mir die Lücke. Die Auswahl an potenziellen Zähnen ist für die Zukunft nicht mehr allzu groß.
    »Und dann?«, frag ich.
    »Wir haben dann noch ein Bier zusammen getrunken.«
    Ja, das war klar.
    »Aber dann sind sie irgendwann eingeschlafen.«
    »Und da haben Sie Ihnen eine Bierflasche über den Schädel gezischt«, stell ich mal so in den Raum.
    Sie nickt.
    »Ich weiß ja nicht einmal mehr genau, warum. Ich war ja selber ziemlich voll«, sagt sie und rülpst.
    Ich schau mir die Verletzungen einmal näher an und muss schon sagen, dass es furchtbar ausschaut. Schnaufen tun sie aber noch. Alle beide.
    Dann kommen die Sanitäter und nehmen die Opfer mit. Auch die Frau Beischl. Weil die ja schließlich auch verletzt ist. Wobei das bei ihr keine wirkliche Rolle mehr spielt, wenn man einmal ehrlich ist.
    Was folgt, ist viel Schreibkram im Büro und ein Bericht an die Staatsanwaltschaft. Soll die sich drum kümmern. Ich hab hier immerhin einen Mord

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