Dampfnudelblues
interessierenwürde, ist das mit deiner Höpfl-Schnecke. Was genau wolltest du mir da neulich denn sagen?«
Der Herr Stopfer zieht es wieder vor herumzuzicken.
Er senkt seinen Kopf und sagt erst einmal gar nichts. Leider ist die Beleuchtung hier drin jetzt nicht so großartig, aber ich könnte schwören, er wird rot.
Zwei Bier später lässt er’s dann aber raus. Er möchte die Frau Höpfl unbedingt näher kennenlernen. Weil sie ihm halt einfach narrisch gut gefällt, sagt er.
Na also!
Jetzt aber braucht er so was wie einen Liebesboten, der die Sache völlig unauffällig anleiert. Und das soll ich sein.
Nichts von dem, was er jetzt sagt, ist mir neu. Neu ist nur, dass er es sagt.
Ich stelle mich natürlich gleich völlig selbstlos zur Verfügung. Schließlich hat man ja nicht täglich die Gelegenheit, Amors Pfeile abzuschießen. Na gut, so völlig selbstlos vielleicht auch nicht. Eine klitzekleine Gegenleistung muss da natürlich schon drin sein.
Der Herr Stopfer fällt fast vom Stuhl, wie er es hört.
»Jetzt hab dich nicht so, Karl«, sag ich. »Sie kommt doch sowieso erst in ein paar Tagen zurück. Bis dahin bist du locker durch mit der Spurensicherung.«
Dann bestell ich neues Bier. Der Alkohol macht ihn gefügig. Das merk ich genau.
»Es gibt aber keinerlei Ermittlungen, Franz. Praktisch gar keinen Fall. Und ich kann doch nicht einfach ohne irgendeine Anordnung vom Staatsanwalt eine Spurensicherung im Höpfl-Haus machen!«
»Und wer sollte dir das verbieten?«, frag ich nach.
Die Kellnerin kommt und bringt Bier.
»Das geht alles auf mich«, sag ich in meiner unglaublichen Großzügigkeit.
Sie nickt und malt dann etliche kleine Striche auf meinen Bierdeckel.
Der Karl überlegt.
Wenn er überlegt, sind wir schon einen entscheidenden Schritt weiter. Bislang hat er nur den Kopf geschüttelt.
Der Buengo geht aufs Klo und muss an unserem Tisch vorbei. Er ist unglaublich athletisch. Der Karl schaut ihm nach. Seine bedingungslose Begeisterung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Für ihn ist der Buengo ein Held, das ist ganz klar. Und weil er jetzt vielleicht auch ein bisschen Held sein will, wird er plötzlich ziemlich tapfer. Also zumindest für seine Verhältnisse.
»Also gut, Franz«, sagt er zu mir. »Gib mir bis morgen Zeit. Ich überleg es mir. Aber dir ist schon klar, was immer ich in dem Haus auch finde, verwenden kannst du es sowieso nicht. Nirgends und niemals.«
Das werden wir dann schon sehen, was ich wann wo verwenden kann.
Auf dem Heimweg fahr ich dann an dem Buengo vorbei. Diesmal ist er zu Fuß und das ist löblich, weil er nicht mehr ganz nüchtern ist. Er geht in dieselbe Richtung, in die ich fahre, und von hinten ist er einwandfrei zu sehen. F C-Rot -Weiß-Niederkaltenkirchen steht auf seinem pechschwarzen Trainingsanzug in schneeweißen Buchstaben. Es reflektiert wunderbar. Anders ist es von vorne. Das seh ich deutlich durch den Rückspiegel. Das heißt, ich seh deutlich, dass ich überhaupt nichts seh. Da reflektiert nämlich gar nichts. Keine Aufschrift – kein Buengo, könnte man meinen. Ich fahr dann rechts ran und dreh das Fenster runter.
»Wo willst du denn hin, Buengo?«, frag ich ihn.
Er hebt ängstlich seinen Kopf rein zum Fenster.
»Bin zu Fuß. Nix Auto«, sagt er und deutet auf seine Füße.
»Wo du hin willst, möchte ich wissen?«
»Nach Haus. Zu Fuß.«
»Aber du wohnst doch in Landshut. Willst du da zu Fuß hingehen?«
»Nix Landshut. Mooshammer. Jetzt ich wohnt Mooshammer«, sagt der Buengo.
Ich drück ihm die Tür auf.
»Steig ein«, sag ich.
Er stutzt kurz und steigt dann aber ein.
Er wohnt jetzt bei der Mooshammer Liesl, wenn ich das richtig verstanden hab. Die hat ja früher schon mal Zimmer vermietet.
Da fahr ich ihn hin. Wobei mich das schon ein bisschen verwundert. Weil die Liesl, sagen wir einmal so, nicht grad der große Negerfreund ist.
Wie wir ankommen, grinst der Buengo übers ganze Gesicht. Wahrscheinlich ist er erleichtert, dass er nicht wieder mit auf die Dienststelle muss. Er gibt mir die Hand zum Dank. Schwarz wie die Nacht.
»Danke«, sagt er und grinst weiter. Die blitzblanken Zähne reflektieren großartig.
»Du, Buengo« sag ich zum Abschied. »Wenn du zu Fuß gehst in der Nacht, immer schön lächeln, gell. Dann sieht man dich auch prima von vorne.«
Er versteht mich einwandfrei. Er überquert die Straße zum Mooshammer-Haus und grinst von einem Ohr bis zum andern. Besser kann auch kein Weißer reflektieren.
Am
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