Dan
sicheren Verhältnissen lebte. Dabei war er gerade deswegen hier.
»Was ist mit dir?« Jetzt drehte sie den Spieß um, damit er nicht weiterfragen konnte. »Ich weiß immer noch nicht, wie du mit Nachnamen heißt.«
»Gallagher.«
»Ah, ein Ire. Das erklärt die grünen Augen. Was machst du beruflich?«
»Ich bin Sicherheitsexperte.«
»Was bedeutet das? Installierst du Alarmanlagen?«
Er lachte. »Ich bin eine Alarmanlage. Ich bin Bodyguard, Spezialist für Personenschutz.«
»Ehrlich? Das ist cool.« Sie streckte den Arm in Richtung seiner rechten Hüfte aus, doch er nahm die Hand vom Schaltknüppel und packte sie am Handgelenk, ehe sie ihn berühren konnte.
»Sie ist an meinem Knöchel.«
»Du trägst eine Waffe?«
»Ja.«
»Ich auch.«
Er warf ihr einen schnellen Blick zu. »Du trägst eine Waffe? Hast Du einen Waffenschein?!«
»Ich bin mit dem Stellvertreter des Sheriffs befreundet.« Sie kräuselte die Nase. »Hilft das?«
»Nur wenn er derjenige ist, der dich festnimmt. Was für eine Waffe ist es?«
»Eine Pistole, Kaliber .22.«
Kaum mehr als eine Wasserpistole. Dennoch – wozu lief sie mit einer Waffe herum? »Ich hätte nicht gedacht, dass mir eine Stelle an deinem wundervollen Körper entgangen ist. Wo hast du das Schießeisen versteckt?«
»In meiner Handtasche.«
»Da wird es dir herzlich wenig nützen, wenn du angegriffen wirst.«
»Da spricht ein echter Bodyguard. Keine Sorge, ich brauche das Ding mehr zu meiner Beruhigung.«
»Wurdest du schon mal bedroht?« Seine Gedanken wanderten zurück zu dem griechischen Schatzjäger an der Bar.
Statt zu antworten, deutete sie auf eine Ausfahrt, als sie das Ende der Brücke erreichten. »Hier geht es zum Bahía Honda State Park. Wenn du dort am anderen Ende parkst, können wir ganz einfach über den Zaun klettern.«
Er sah sie ungläubig an. »Der Park ist geschlossen?«
»Komm schon.« Sie tätschelte seinen Arm. »Als wäre alles, was wir heute Abend tun, brav und anständig. Meine Devise lautet: Lebe wild und gefährlich.«
»Ich bin Bodyguard.«
»Umso mehr Grund für mich, mich vollkommen sicher zu fühlen. Im Ernst, ich war hier schon tausend Mal zum Nachtfischen. Das ist in Ordnung. Marathon geht um elf Uhr schlafen, und die Kriminellen sind alle unten in Key West.«
Er stellte den Porsche ab, und binnen weniger Minuten waren sie über ein zugegebenermaßen ziemlich armseliges Tor geklettert, und sie führte ihn an einem geschlossenen Imbissstand, an Umkleidekabinen und Duschen vorbei über einen Pfad zum Strand, der hier durch Palmen und Buschwerk abgeschirmt war; am Tag boten sie Schutz vor der Sonne, in der Nacht warfen sie dunkle Schatten.
»Hier ist eine schöne Stelle.« Unter einer Palme fand sie einen Flecken Gras, von dem aus man auf den warmweißen Sand und die silbrig schimmernden Wellen sehen konnte.
Sie ließ sich zu Boden sinken und schlang die Arme um die Knie. »Ist das nicht schön hier?«
Er suchte die Umgebung mit den Augen ab. »Schön ungeschützt.«
Sie ergriff seine Hand, um ihn neben sich zu Boden zu ziehen. »Es ist jedenfalls sicherer als, sagen wir, mein Wohnzimmer, denn da wäre unser Gespräch spätestens nach fünf Minuten zu Ende.«
Das könnte hier ebenfalls passieren. Reden würde nicht helfen gegen das tiefe, brennende Verlangen, das er verspürte, seit er sie wiedergesehen hatte.
»Ist Lena eine Kurzform?«
»Für Magdalena.«
»Ein schöner Name«, sagte er und stützte sich rücklings auf seine Hände, um sie zu betrachten. »Für eine schöne Frau.«
Sie lächelte. »Meine Großmutter hieß so.«
Er wusste alles über ihre »Baba«, die sie großgezogen hatte, nachdem ihre Mutter mit irgendeinem namenlosen Lover abgehauen war. Als die Großmutter starb, war Maggie gerade sechzehn Jahre alt gewesen und von zu Hause weggelaufen, um in Florida ihre Mutter zu suchen. Auf einer Raststätte hatte sie Ramon Jimenez kennengelernt. So kam es, dass sich ihre Lebenswege gekreuzt hatten und sie sich fast ein Jahr lang sehr nahe gewesen waren – nach ein paar Monaten heimlichen Flirtens auch körperlich.
»Wo ist deine Großmutter jetzt?«, fragte er und tastete sich damit vorsichtig auf ein Terrain vor, das ihm aus lange zurückliegenden Zeiten vertraut war.
»Bei dem großen Märchenerzähler oben im Himmelszelt.«
Selbst diesen Ausdruck hatte er schon aus ihrem Mund gehört. »Das tut mir leid.«
»Ist schon okay. Ich bekomme immer Botschaften von ihr.«
Auch daran konnte er sich
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