Dan
möglichst unverbindlich zu bleiben.
»Was haben Sie denn in petto? Einen der verschollenen ›Keks-Sprüche‹?« Er malte Anführungszeichen in die Luft und legte eine gute Portion Sarkasmus in seinen Tonfall.
»Sie glauben also nicht, dass sie der Schlüssel zu … irgendetwas sind?«
»Nein. Noch nie. Dan hat es geglaubt, andere auch. Ich? Ich war an dem Abend mit El Viejo zusammen. Er hat nicht versucht, sein Vermögen zu verleugnen. Es ist eine schöne Legende – hundert Millionen Dollar in bar, verschollen –, aber ich bezweifle, dass so ein Barvermögen je existiert hat. Wenn doch, dann hat Esteban das Wissen mit ins Grab genommen.«
»Nicht einmal Ramon hat etwas gewusst?«
»In dem Moment, als die FBI -Razzia losging, wusste der Alte, wo die undichte Stelle war. Ramon ist seither bei ihm in Ungnade gefallen, schätze ich.«
»Ich weiß darüber wirklich nicht viel«, sagte sie kühl. »Ich versuche nur, Dan zu helfen.«
»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Haben Sie einen der Sprüche? Wenn ja, würde doch nicht einmal ein eigenwilliger Ermittler wie Dan so dumm sein, das dem FBI vorzuenthalten, oder?« Als sie nicht antwortete, beugte er sich vor. »Haben Sie einen, Mrs Smith?«
»Nicht mehr.« Technisch betrachtet, war das nicht gelogen. Sie hatte das Zettelchen an einem Ort versteckt, den sie für absolut sicher hielt – Quinns Rucksack. Wenn er selbst in Sicherheit war, dann auch sein Rucksack.
»Ist schon okay, Maggie«, fuhr er fort und lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück. »Dan wird es mir schon irgendwann sagen; wir sind gute Freunde. Machen Sie sich keine Gedanken, dass Sie etwas Falsches sagen könnten.«
»Danke«, erwiderte sie. »Aber bitte, Sie müssen sich meinetwegen keine Umstände machen. Wenn Sie irgendein Meeting haben oder so …«
Bitte gehen Sie hin. Und bitte gleich, wenn möglich
.
Er winkte ab. »Das kann warten. Erzählen Sie doch mal, was Sie all die Jahre gemacht haben? Leben Sie immer noch in Florida?«
»Auf den Keys.«
»Mann? Kinder?«
»Mein Mann ist vor vier Jahren gestorben. Ich habe einen Sohn, er heißt Quinn.« Noch ehe er Luft holen konnte, um nach dem Alter zu fragen, deutete sie auf seine leeren Bürowände. »Ich sehe keine Fotos, Mr Sancere. Wie steht’s bei Ihnen mit Familie?«
»Ich hatte leider nie Zeit.« Er lächelte verlegen. »Ich bin mehr hier als zu Hause, und dazu noch viel beruflich unterwegs. Wie alt ist Ihr Sohn?«
»Alt genug, um mich regelmäßig auf die Palme zu bringen«, entgegnete sie rasch. »Haben Sie Ihre Undercover-Tätigkeit ganz aufgegeben? Ich könnte mir vorstellen, dass es ganz schön aufregend ist, verdeckt zu arbeiten.«
»Für mich weniger als für Dan.«
Meinte er, was sie dachte, dass er meinte?
»Ein Typ, der sich nicht um Regeln schert, tut sich als verdeckter Ermittler meist nicht schwer«, fuhr er fort. »Dann ist er wohl ein Teenager, Ihr Quinn?«
Er ließ einfach nicht locker. Ganz klar, er wollte genaue Daten, um sich dann selbst einen Reim darauf zu machen, ob das Kind womöglich von Dan … oder von Ramon sein konnte.
Zu ihrer großen Erleichterung hörte sie Schritte und Dans Stimme vom Flur hereindringen.
Danke, Baba
.
Dans Miene war finster, als er eintrat. »Okay, Maggie. Wir können gehen.«
Dankbar für die Erlösung, stand sie auf und versuchte, in Dans Gesicht zu lesen. Vergeblich. Sie blickte Joel an. »War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
»Moment mal, Dan.« Joel stand auf und sah Dan misstrauisch an. »Was ist denn los? Stimmt irgendwas nicht mit dem Beweisstück?«
Dan schob die Hände in seine Hosentaschen und nickte langsam. »Es ist verschwunden.«
»Der Glückskeks-Zettel?« Dan schien nicht überrascht, dass Joel sofort wusste, worum es ging. »Machst du Witze? Was hat die Kollegin gesagt?«
»Sie hat keine Erklärung dafür.«
»Hast du das Verwahrbuch durchgesehen?«, fragte Joel. »Alles, was in diesen Kisten steckt, muss darin verzeichnet sein.«
»Den Vermerk habe ich«, sagte er. »Aber der ist natürlich nicht so verlässlich wie der Zettel selbst.«
Joel atmete laut aus und blickte über Dans Schulter, als rechnete er damit, dass der Sonderermittler jeden Augenblick auftauchte. »Was hab ich dir über den Typ gesagt? Er kann noch nicht einmal eine Asservatenkammer vernünftig führen.«
»Es muss eine Erklärung geben«, sagte Dan.
»Schon möglich«, sagte Joel. »Zahlreiche Asservate aus den Neunzigerjahren wurden nach Washington, D.C.,
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