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Dan

Dan

Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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sah mit gerunzelter Stirn über die Schulter; die beiden Männer tauschten einen hoffnungsvollen Blick, wie gemaßregelte Schuljungen, die mit Prügel rechneten und beteten, dass sie mit einer Standpauke davonkamen.
    Alonso wandte sich wieder dem Fax zu, das jetzt zur Hälfte ausgedruckt war.
    Es war ein offizielles Papier, irgendeine Art von Urkunde.
    Sein Magen zog sich zusammen. Alles Unerwartete bereitete ihm Unbehagen. Er hatte mit einer Lieferungsnummer, einer Ankunftszeit, einem Code gerechnet.
    Endlich war das Dokument vollständig ausgedruckt, das Gerät gab das Papier frei und schaltete sich ab. Alonso nahm das Blatt und bemühte sich angestrengt, den englischen Text zu verstehen; er konnte Englisch lange nicht so gut lesen wie sprechen.
    Geburtsurkunde.
    Geburt … das war klar, was das bedeutete.
    Quinn Varcek Smith.
    Das war auch klar.
    Mutter.
Madre
. Ja, Magdalena Varcek. Den Namen kannte er natürlich.
    Vater.
Padre
.
    Er rang kurz nach Luft und spürte, wie sein Herz vorübergehend aussetzte.
    »El Viejo?«, fragte Pedro. »Schlechte Nachrichten?«
    Schlechte Nachrichten? Katastrophale Nachrichten. Unglaubliche, falsche, abscheuliche Nachrichten. Ihm wurde schwindelig, und seine Brust fühlte sich an, als steckte sie in einem Schraubstock. Seine starken Finger zitterten.
    Das konnte, das durfte nicht wahr sein. Jemand trieb ein grausames, mieses Spiel mit ihm, wollte ihn wohl umbringen. Die Worte, die er hier lesen musste, zerstörten alles.
    Genau diesen Codename hatte er erwartet, jedoch niemals in diesem Zusammenhang.
    War das möglich? War etwa sie die Verräterin gewesen und gar nicht Ramon? Hatte er all die Jahre den Falschen verdächtigt? Hätte er beinahe seinen Sohn töten lassen, obwohl der sich nichts hatte zuschulden kommen lassen außer der Dummheit, auf seine Frau nicht besser aufzupassen?
    Galle stieg in seiner Kehle auf, als ihm die bittere Wahrheit klar wurde.
    Der Junge war nicht von seinem Blut.
    Wofür lohnte es sich dann noch zu leben? Für nichts – außer für Rache.
    Er trat vom Faxgerät zurück, den Ausdruck in den Händen, als würde er seine Haut verbrennen. Sie musste sterben. Oder nein, der Tod allein wäre nicht Strafe genug.
    Die Hure hatte sein Leben zerstört, sein Geschäft ruiniert und ihn ins Gefängnis gebracht. Dafür würde sie leiden. Alonso faltete das Papier, um die verhassten Worte nicht mehr sehen zu müssen.
    Die
puta
würde zusehen, wie ihr Sohn starb. Und dann würde sie für ihren Verrat mit dem Leben bezahlen. Wenn das erledigt war, blieb nur noch ein Mensch, den er töten musste.
    Michael Scott. Diesmal würde sein Tod echt sein.

9
    Seit Maggie von Dans Undercover-Identität wusste, fielen ihr immer wieder Kleinigkeiten auf, die ihr von früher vertraut waren, und die sie jetzt in dem Mann wiederfand, den sie in das FBI -Büro in Miami begleitete. Seine Tarnung war durchaus vollständig gewesen, und doch gab es Feinheiten in seiner Sprache, in seinen Bewegungen, seiner Haltung, die ihn unverwechselbar machten – ungeachtet von der Haarfarbe oder der Form seiner Nase.
    Ganz anders bei Joel Sancere. Als ihnen der gedrungene, steife FBI -Mann mit seinem militärisch kurz geschorenen Haar in der Eingangshalle entgegenkam, konnte Maggie kaum glauben, dass er der lässig-schlampige Juan Santiago gewesen sein sollte, der damals eher für seine schrägen Witze geschätzt zu werden schien, als für seinen Einsatz im Drogenhandel.
    Mit seinem Maßanzug, dem blütenweißen Hemd und einer gekonnt gebundenen Krawatte war nichts Lässiges an FBI -Mann Sancere.
    »Dan Gallagher, der alte Haudegen.« Er nahm Dans Hand und schüttelte sie kurz. »Schön, dich wiederzusehen.«
    Dan erwiderte den Handschlag und wandte sich dann sofort Maggie zu, um sie mit seinem ehemaligen Kollegen bekannt zu machen – obwohl er zuvor schon erklärt hatte, wer hier auf sie wartete. »Das ist Joel Sancere, zurzeit Leiter von – welche Abteilung hast du gerade?«
    »Diebstahl und Gewaltverbrechen«, sagte er. »Aber ich habe hier praktisch jede Division durchlaufen. Mrs Smith, wie ich höre, helfen Sie uns erneut bei laufenden Ermittlungen. Vielen Dank dafür.«
    Als hätte sie beim ersten Mal freiwillig geholfen.
    »Mr Sancere«, sagte sie, nahm seine Hand und sah ihm in die Augen. Er musste wissen, wie Dan damals an seine Insiderinformationen gelangt war, aber sie war nicht bereit, sich dafür zu schämen.
    Joel wandte sich wieder Dan zu. »Du hast es also geschafft, was?«,

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