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Dan

Dan

Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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wurde die Landschaft vertrauter, und als er in die Alleen aus Banyan-Feigen einbog, die dieser gehobenen Wohngegend Schatten spendeten, brach sie ihr Schweigen. »Ich kann mich noch erinnern, wie ich zum ersten Mal hierherkam.«
    »Da warst du wie alt? Siebzehn?«
    »Achtzehn.« Abgemagert, verängstigt und verstört von Babas Tod und der bitteren Erkenntnis, dass ihre Mutter, wo immer sie auch war, nichts mit ihr zu tun haben wollte. »Genau genommen, ist mir Ramon an meinem achtzehnten Geburtstag über den Weg gelaufen. Ich habe das natürlich als Zeichen genommen, dass er für mich bestimmt ist.«
    »Du warst ein paar Monate vor mir da«, warf Dan ein.
    »Das weiß ich noch«, sagte sie und schloss für einen Moment die Augen. »Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«
    »Ja?« Er schien überrascht.
    Auf ihn hatte das mit Sicherheit keinen Eindruck gemacht. »Ich war heilfroh, dass noch ein Gringo kam, jemand, mit dem ich Englisch sprechen konnte, anders als mit Ramon und Lourdes.« Sie lachte leise und schüttelte den Kopf. »Ich war sofort in dich verschossen.«
    »Ich auch in dich.«
    »Glaub ich nicht«, gab sie zurück. »Du hattest nur sofort eine geeignete Informantin.«
    Er fuhr auf den Granada Boulevard ab und warf ihr einen Blick zu. »Vielleicht ist ›verschossen‹ nicht das richtige Wort. Aber da war sofort …«
    »Verlangen.«
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Das auch.«
    Es war schon seltsam, das mit dem Verlangen. Als er in ihre Bar in Marathon gekommen war, hatte sie die gleiche körperliche Reaktion verspürt wie damals, als sie ihn in Viejos Esszimmer zum ersten Mal gesehen hatte. Als flatterten in ihrem Bauch kleine Flügel, als würde ihr Körper nichts anderes wollen, als … sich mit seinem zu vereinen.
    »Da sind wir«, sagte er. »Ganz wie in alten Zeiten.«
    Sie hatten die Alfonso Street erreicht, die noch reicher und eleganter war als in ihrer Erinnerung. Am Eingangstor selbst aber waren Anzeichen von Verfall sichtbar.
    »Sieht nicht so aus, als würde hier noch jemand wohnen«, bemerkte Maggie, während sie an den beiden benachbarten Grundstücken entlangfuhren, die Viejo gehörten. Die Häuser waren durch Lebenseichen und Palmen vor Blicken abgeschirmt, nur eine Ecke der dritten Etage ragte über die höchsten Wedel und Äste hinaus.
    Sie wechselten einen Blick, und Dan stellte den Porsche eine Straße weiter am Straßenrand ab. »Das sehen wir uns näher an.«
    Er rüttelte an dem schmiedeeisernen Tor; die Sichtschutzmauer war verblichen, der Putz abgebröckelt. Das ganze Anwesen wirkte verlassen und heruntergekommen, nur auf der anderen Seite des Tores blinkte ein hochmodern aussehendes Tastenfeld, das erstaunlich neu wirkte.
    »Ich weiß noch den alten Tastencode«, sagte Maggie. »Eins, eins, zwei, neun.« Sie hatte sich immer gefragt, ob der neunundzwanzigste November ihr Glückstag war.
    Dan gab die Kombination ein, aber erwartungsgemäß passierte nichts. »Gehen wir zum Seiteneingang«, schlug er vor.
    Sie gingen in östlicher Richtung an der Einfriedung entlang, über einen schmalen Pfad zwischen der Mauer und einem drei Meter hohen Gestrüpp, das so dicht war, dass Dan ständig Äste beiseiteschieben musste, damit sie weitergehen konnten. Um das seitliche Tor herum war alles von Oleander- und Hibiskussträuchern überwuchert.
    »Wir könnten eine Machete gebrauchen«, sagte Maggie und zog an ein paar dicken Palmwedeln, um näher an das Tor heranzukommen. »Siehst du die Reihe Steine am Fuß der Mauer? Einer davon, der dritte von links, glaube ich, ist locker; Ramon hatte darunter immer einen Schlüssel deponiert, damit er ins Haus konnte, nachdem Viejo für die Nacht abgeschlossen hatte. Aber der ist bestimmt nicht mehr da, und wenn, hat das Tor bestimmt ein neues Schloss.«
    Dan riss probehalber ein paar Äste und Efeuranken ab, die über das Tor ragten. »Hier ist jedenfalls kein Tastenfeld. Vielleicht genügt dieses Dickicht hier schon, um Leute fernzuhalten.«
    »Kannst du die Äste halten, während ich da unten nach dem Schlüssel buddle?«, fragte sie.
    Er bog die Äste so weit auseinander, dass Maggie auf die Knie gehen und an den Ziegelsteinen ruckeln konnte, so, wie sie es von Ramon in Erinnerung hatte. Tatsächlich, der dritte von links war lose.
    »Ich hab’s.« Mit einem beherzten Schwung zog sie den Stein heraus, legte ihn beiseite und tastete dann vorsichtig mit der Hand in das Loch.
    Bis sie mit den Fingerspitzen

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