Dan
sie sich viel zu lange gequält hatte?
Er selbst hatte ihre Mauern nie durchdringen können, Jack Culver dagegen mit Leichtigkeit. »Ihr Glück gefunden hat?«, vollendete er den Satz.
»Gönnen und Glück in einem Atemzug?«
»Lass gut sein. Sie ist glücklich, und ich …«
Bin endlich frei und kann etwas Neues beginnen.
»Ich freue mich für sie. Wir sind eine große, glückliche Bullet-Catcher-Familie. Die beständig Zuwachs bekommt.« Auf Max’ Blick hin schüttelte er nur den Kopf. »Ehrlich, nicht gelogen.«
»Du machst dir was vor. Das ist eine besondere Form des Lügens. Du belügst dich selbst. Deine Gabe, die Wahrheit zu verbiegen, hat dir in zahllosen Undercover-Einsätzen geholfen, aber das hier ist was anderes, das hier ist das wahre Leben.«
Dan schnitt eine Grimasse. »Waren vielleicht Außerirdische hier und haben den wilden Max Roper vertauscht? Oder haben dich Ehe und Vaterschaft in einen Philosophen verwandelt? Und seit wann ist ein Undercover-Einsatz nicht das wahre Leben?«
»Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Sorge dich nicht, mein Freund. Mir ist es nie besser gegangen. Ich bin frei.«
»Frei.«
»Ja, frei. Lucy hat sich, nur falls dir ihr Strahlen noch nicht aufgefallen ist, endgültig für Culver entschieden. Ob ich mit ihrer Wahl einverstanden bin?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann es sowieso nicht ändern. Ob ich gerne selbst da oben sitzen und Vornamenbücher durchblättern würde? Um Gottes willen. Ich weiß, du meinst, du hast den Code fürs Lebensglück geknackt, mit Cori und Klein-Peyton, und vielleicht hast du das auch. Aber für mich ist das nichts. Ich bin ganz zufrieden, so, wie es ist.«
Max kniff streng seine dunklen Augen zusammen. »Und schon wieder machst du dir was vor.«
»Nenn es, wie du willst.« Er versetzte Max’ muskulöser Schulter einen Klaps mit der Mappe, die er in der Hand hielt. »Und jetzt sei ein braver Rottweiler und hol dir dein verkokeltes Steak ab. Sonst verpasst du noch die Party und sämtliche Gerüchte über meine Auszeit.«
»Eine Auszeit? Und unter dem Arm Unterlagen, die noch warm sind vom Drucker der Ermittlungsabteilung?«
Diesem Hund entging aber auch nichts. »Hab mir nur die Akte von einem alten Freund mitgenommen, den ich vielleicht auf den Keys besuchen will.«
»Du fliegst nach Florida? Cori und ich fliegen morgen nach Miami, in ihr Haus auf Star Island. Komm doch mit und bleib ein paar Tage bei uns.«
»Um mich von euch beiden analysieren zu lassen? Nein danke. Außerdem will ich ein paar Stunden weiter in den Süden, nach Marathon.«
»Und was willst du da machen?«
»Fischen.«
»Du hast doch noch nicht mal eine Angel. Was ist da unten los?«
»Nichts. Ich nehme mir einfach mal ein bisschen Zeit für mich. Um alte Freunde zu besuchen. Um zu lernen, wie man Forellen von, äh … anderen Fischen unterscheidet.«
»Wer sind die alten Freunde?«
Max von etwas abzubringen, in das er sich verbissen hatte, war Zeitverschwendung. »Eine junge Dame aus meiner Zeit in Miami.«
Das Rattern in Max’ Hirn war förmlich zu hören. »Aber doch wohl nicht das Mädchen von dem venezolanischen Geldwäschering?«
Dan seufzte. »Wieso musst du so ein Elefanten-Gedächtnis haben?«
»Wie könnte ich die Geschichte wohl vergessen? Die Festnahme von Alonso Jimenez und Konsorten war ein Riesending, sowohl FBI und Drogenbehörde waren ja dabei – und nicht zuletzt ein weibliches Wesen. Die war vielleicht nicht gerade eine Dame, aber auf jeden Fall ziemlich jung.«
Dan verbiss sich den Ärger über diesen Kommentar. »Inzwischen ist sie vierzehn Jahre älter.«
»Statt also neue Wunden zu lecken, hast du vor, alte zu öffnen?«, fragte Max.
»Ich habe höchstens vor, Salz zu meinem Tequila zu lecken, sonst nichts.«
»Hältst du das für klug, in deiner Situation?«
Dan beugte sich näher zu Max’ Gesicht. »Lass mich mal eines klarstellen. Ich brauche niemanden, der mir sagt, was klug ist und was nicht.« Er zog den Kopf zurück. »Aber da du es unbedingt wissen willst: Ich habe immer noch Zugang zu ein paar FBI -Websites, und beim Stöbern bin ich zufällig darauf gestoßen, dass Ramon Jimenez kürzlich aus der Haft entlassen wurde.«
»El Viejos Sohn?«
»Ja.« Alle, die mit dem Fall vertraut waren, wussten, dass Alonso Jimenez nur »El Viejo« genannt wurde – der Alte. »Ich will mich nur vergewissern, dass ihr nichts zustößt.«
»Du meinst, er will ihr was antun?«
Dan zuckte die Schultern. »Sie ist nie mit dem
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