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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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anzulegen.
    Es war meine erste Reise seit fünf Jahren. Damals hatte ich meine Eltern in Ohio besucht, was offen gestanden nicht besonders gut gelaufen war. Ein dreistündiger Zwischenstopp in Atlanta hatte mich nicht davon abgehalten, einen Flug mit der Boeing 767 zu buchen, weil das der zuverlässigste Flugzeugtyp der Flotte war. Dennoch hatte ich bereits beim Boarding eine Panikattacke bekommen, und das Bordpersonal hatte mich zum Aussteigen gezwungen. Die dadurch entstandene Verzögerung hatte die Wut einiger sich lautstark beschwerender Passagiere erregt, die mit Sicherheit verständnisvoller reagiert hätten, wenn sie meinen richtigen Namen gekannt und sich an die Zeitungsberichte erinnert hätten. Ich hatte sechs Stunden am Flughafen warten müssen, bis die Sanitäter überzeugt waren, dass ich mich zusammenreißen und einen späteren Flug antreten konnte.
    Dieses Mal landete ich in Phoenix zwischen, ein Umweg, der meine Reisezeit auf ganze zwölf Stunden erhöhte. Sechs Stunden mehr, als für die Strecke nötig waren, und dennoch unerlässlich für meinen Seelenzustand.
    Ich packte sparsam, aber vorausschauend. Als ich am nächsten Tag den Koffer zuklappte, fühlte ich mich perfekt vorbereitet. Zu allem bereit. Überzeugt von meiner Mission. Und dann überkam mich genau wie beim letzten Mal kurz vor Verlassen der Wohnung das altvertraute Gefühl – rasende Gedanken, eine immer enger werdende Brust. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber noch während ich nach Luft rang, ging ich ins Schlafzimmer zurück und blieb vor der weiß gestrichenen Kommode stehen.
    Ich zog die unterste Schublade auf, die ich sonst nie öffnete, und holte ein abgewetztes blaues Fotoalbum hervor. Es klappte sofort in der Mitte auf, und ganz oben rechts, unter der abblätternden Folie, war sie, Jennifer, mit dreizehn Jahren.
    Ihr Lächeln war wenig überzeugend, und in ihren Augen lag eine große Traurigkeit, wie immer in den Jahren nach dem Unfall. Sie sah ernst aus, als würde sie angestrengt nachdenken. Neben ihr stand ich und beugte mich zu ihr hinüber, um lebhaft auf sie einzureden. Aber sie war in ihre eigene Welt abgetaucht, und ich hatte es damals nicht einmal bemerkt.
    Obwohl ich damals ihre Ängste geteilt hatte, sah ich selbst auf dem Foto zuversichtlich aus, sogar glücklich. Jetzt, wo ich sicher und wohlbehalten in meiner Wohnung saß, brauchte ich mich nur ein wenig zurückzulehnen, um mich mit einunddreißig Jahren im Schlafzimmerspiegel zu betrachten. Die eher kantigen Konturen meines Gesichts waren mit der Zeit etwas weicher geworden, aber mein braunes Haar war zu demselben schlichten, schulterlangen Bob geschnitten, den ich schon seit der Highschool trug. Meine braunen Augen wirkten fast schwarz vor meiner bleichen Haut, der nur die Panikattacke ein wenig rosiges Leben eingehaucht hatte. Ich sah verstört aus, selbst wenn ich mich zu einem Lächeln zwang. Kein Wunder, dass sie mir die Seelenklempnerin frei Haus liefern, dachte ich beim Anblick des ängstlichen Wesens, das mir entgegenstarrte.
    Langsam stand ich auf und wollte das Fotoalbum zurücklegen, aber dann hielt ich inne und zog dieses eine, ganz besondere Foto heraus. Ich nahm meine Handtasche vom Boden und steckte das Bild in mein Portemonnaie. Dann schob ich das Fotoalbum ganz nach hinten, schloss sorgfältig die Schublade und strich meine Kleider glatt. Jim hatte recht, ich brauchte wirklich frische Luft. Ich suchte mein Gepäck zusammen, überprüfte noch einmal Abflugzeit und Flugnummer und packte das vorbereitete Sandwich in meine Tasche. Ich würde es schon schaffen.
    Erst als ich meinen knallroten Koffer neben mir abstellte und von außen sämtliche Schlösser meiner Wohnungstür dreimal abschloss, fiel mir ein, dass ich Dr. Simmons nicht angerufen hatte. Egal, dachte ich schulterzuckend, McCordy wird es ihr schon sagen. Und dann konnten wir die nächsten drei oder vier Sitzungen über meine Vermeidungsstrategien sprechen. Es ging doch nichts über ein kleines Abenteuer, um die Beziehung zu beleben.

6
    Ich habe das Kunststück, die Augen zu schließen, um die Wirklichkeit auszusperren, nie verlernt und machte fast während des ganzen Flugs nach Oregon davon Gebrauch, die Wange fest an mein aufblasbares Kissen gepresst. Die Stewardess glaubte, dass ich schlief, und ließ mich, abgesehen von der routinemäßigen Überprüfung der Sicherheitsgurte, in Ruhe. Beim Start stieg Panik in mir auf, aber da ich keine Zeit hatte, mich mit den

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