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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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Kindheitstagen und war gerade in der Gegend. Geschäftlich. Mir wurde gesagt, sie sei ein Mitglied Ihrer Gemeinde.«
    »Ja.« Er sah mich unverblümt an und ließ keinen Zweifel daran, dass er von sich aus nichts mehr dazu sagen würde.
    »Ich hätte mich gerne mit ihr getroffen, aber sie scheint nicht zu Hause zu sein. Und da dachte ich, dass vielleicht jemand aus ihrer Gemeinde weiß, wo ich sie finden kann.« Ich hatte wieder meine beiläufige Stimme aufgesetzt und merkte selbst, wie unecht sie klang. Während mir die Röte in den Kopf stieg, verfluchte ich in Gedanken mein mangelndes schauspielerisches Talent.
    Noah Philben beugte sich zu mir herunter, und einen Moment lang glaubte ich etwas Bedrohliches in seinem Gesicht wahrzunehmen. Das bildest du dir nur ein, dachte ich. Sein Grinsen war jetzt verschwunden, und ich musste mich auf der harten Bank zurücklehnen, weil mich die Macht seines Blicks fast überwältigte. Dann richtete er sich plötzlich wieder auf und lächelte. Ich hätte nicht sagen können, ob er gemerkt hatte, welche Reaktion er bei mir auslöste.
    »Keine Ahnung. Ich habe sie schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Es sieht ihr gar nicht ähnlich, nicht zum … Gottesdienst zu erscheinen. Nur der Herr weiß, wo sie sich aufhält. Aber, äh … lassen Sie es mich doch bitte wissen, wenn Sie von ihr hören, ja? Selbstverständlich liegt mir das Wohlergehen meiner Gemeindemitglieder, wie Sie es so schön genannt haben, sehr am Herzen. Daher würde mich ebenfalls brennend interessieren, wo sie ist.«
    Noah lehnte sich wieder gegen die Wand, entspannt und eiskalt.
    »Natürlich, das mache ich. Tja, trotzdem vielen Dank …« Irgendetwas an seinem Blick bewirkte, dass sich mein Magen verkrampfte. Kalter Schweiß trat auf meine Stirn, und meine Brust wurde so eng, dass ich kaum atmen konnte. Ich wusste, wohin dieser Zustand führte, und war aus irgendeinem Grund fest entschlossen, diesen Mann meine Panik nicht sehen zu lassen. Wie unter Zwang sprang ich von der Bank auf und bewegte mich rückwärts auf die Tür zu, wobei ich bereits in der Tasche nach meinem Autoschlüssel tastete.
    Heftig blinzelnd hielt ich die Tränen zurück, nickte Noah Philben zum Dank zu und verabschiedete mich mit einem schüchternen Lächeln und einem schwachen Winken. Dann riss ich hastig die Glastür auf, die zurück auf den Parkplatz führte. Die beiden jungen Mitarbeiter hoben nicht einmal den Blick. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich war mir sicher, Noah Philben laut lachen zu hören, während ich mich umdrehte und davonging. Es war ein bedrohliches Lachen. Humorlos und grobschlächtig.

10
    Auf dem Rückflug versuchte ich zu schlafen, um einer möglichen Panikattacke vorzubeugen, aber meine Gedanken kreisten unaufhörlich um Sylvia Dunhams Verschwinden. Ich überlegte, ob ich Jim davon erzählen sollte, damit er in der Sache ermittelte und herausfand, wo sie war. Aber ich wusste, dass die rechtliche Grundlage für eine Suchaktion erst vorlag, wenn ein Verwandter oder eine ihr nahestehende Person Vermisstenanzeige erstattete. Schließlich konnte es sein, dass sie einfach nur verreist war.
    Nach einer U-Bahnfahrt und einem Fußmarsch von sechs Häuserblocks kam ich endlich zu Hause an. Noch nie war ich so froh gewesen, mein Gebäude zu sehen. Sobald ich mein Gepäck über die Türschwelle ins Foyer gehievt hatte, spürte ich, wie sich mein ganzer Körper entspannte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie verkrampft ich während der Reise gewesen war.
    Dann sah ich Bob, der heftig gestikulierte und den Finger an die Lippen legte, bevor er vielsagend auf eine Frau zeigte, die mit dem Rücken zu uns in einer Ecke stand und telefonierte. Bevor ich verstand, was er mir zu sagen versuchte, drehte sich die Frau um und entdeckte mich.
    »Sarah?«, fragte sie zögernd und klappte ihr Handy zu. Mir entging Bobs Verwunderung nicht, als er den Namen hörte.
    »Tracy! Du bist also wirklich gekommen«, antwortete ich überrascht.
    Bob blickte unterdessen schockiert zwischen uns hin und her. In den sechs Jahren, die ich nun schon in seinem Gebäude wohnte, hatte ich nie anderen Besuch empfangen als meine Eltern, meine Therapeutin und Jim McCordy. Und jetzt stand eine zierliche Punkerin in der Lobby, die pinke Strähnen in den schwarz gefärbten Haaren hatte, eine Lederjacke mit Nieten, schwarze Strumpfhosen und schwarze Schürstiefel trug und zu allem Überfluss über und über tätowiert und gepierct war. Und ich kannte diese

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