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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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Hotelparkplatz und bereute meine Entscheidung, wie ich noch kaum etwas in meinem Leben bereut hatte. Ich redete laut mit mir selbst und kämpfte gegen die Panik an, die sich lautlos anpirschte. Die Probleme gingen schon damit los, dass ich zum ersten Mal seit Jahren wieder nachts Auto fahren musste. Adele hatte mir zwar angeboten, mich mitzunehmen, aber ich stieg nie zu Fremden ins Auto. Egal unter welchen Umständen.
    Und falls das Fahren an sich noch nicht genügte, um mich um den Verstand zu bringen, dann mit Sicherheit das »spezielle« Ziel meiner Fahrt. Bestimmt war es in dem Club dunkel und voll, und Adeles Andeutungen legten nahe, dass es dort von genau den Menschen wimmelte, die ich schon mein ganzes Leben tunlichst mied.
    Ich ergriff das Lenkrad mit beiden Händen und schlug ein paarmal leicht mit dem Kopf dagegen. Unglaublich, dass Tracy nicht hier war, um mir beizustehen. Genau wegen solcher Situationen hätte ich sie gerne an meiner Seite gehabt. Sie wäre ganz in ihrem Element gewesen. Wahrscheinlich ging sie selbst in solche Etablissements, nur so zum Spaß.
    Ich spürte Wut in mir aufsteigen. Genauso hatte ich mich damals im Keller gefühlt, in den Wochen vor meiner Flucht. Ich hatte diesem Gefühl keine große Beachtung geschenkt, weil ich viel zu sehr auf mein Ziel fixiert gewesen war. Aber jetzt, wo ich auf einem leeren Parkplatz saß, allein in meinem Mietwagen, wurde mir etwas bewusst: Tracy hatte mir damals ständig Schuldgefühle eingeredet, dabei hatte ich ganz allein die Last für uns alle geschultert. Sie hingegen hatte uns zwar herumkommandiert und sich als Chefin aufgespielt, aber sie hatte nie etwas Produktives getan, um uns aus dem Kellerverlies herauszubringen. Ich schon. Ich hatte es geschafft. Und zum Dank schleppte ich bis heute Gewissensbisse mit mir herum.
    Hier saß ich nun also und erlebte endlich eine Offenbarung, und Dr. Simmons war nicht da, um mich zu loben. Der Fairness halber muss ich zugeben, dass sie jahrelang behutsam versucht hatte, mir genau diese Argumentation nahezubringen, aber ich hatte den Gedanken nie zugelassen. Und nun, angesichts der wahrscheinlich furchteinflößendsten Situation seit meiner Flucht, erzielte ich plötzlich einen psychologischen Durchbruch. Vielleicht hatte Adele ja recht: Therapeutisch gesehen tat mir diese Erfahrung gut.
    Ich setzte mich aufrecht hin und zog das Foto von Jennifer, das ich aus der Kommode mitgenommen hatte, aus meinem Portemonnaie. Dann klappte ich das Handschuhfach auf, knickte den oberen Rand des Fotos ab und klemmte es fest. Auf die Weise hatte ich ihn direkt vor mir, meinen Engel, der mich antreiben sollte. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und drehte den Schlüssel im Zündschloss um. Ich bin stark genug , redete ich mir ein. Genau diese Worte hatten mir durch meine Flucht ge-holfen, und sie würden mir auch helfen, die heutige Nacht zu überstehen.
    Der Anblick von Jennifers Gesicht auf dem Foto machte mir wieder einmal bewusst, wie viel leichter alles wäre, wenn ich sie endlich zur letzten Ruhe betten könnte. Vielleicht würde ich dann sogar in der Lage sein, ein normales Leben zu führen, ein Leben mit anderen Menschen. Außerhalb meiner Wohnung. In der echten Welt.
    Ich fuhr fast eine Stunde auf kurvenreichen kleinen Straßen dahin, genug Zeit, ausführlich die Gefahren durchzuspielen, denen ich mich aussetzte. So konnte mich beispielsweise eine Autopanne oder ein Unfall ereilen, hier, mitten im Nirgendwo, noch bevor ich überhaupt am Zielort angekommen war. Ganze vier Mal überprüfte ich mein Handy. Ich hatte vollen Empfang, aber ich hätte demjenigen, den ich anrief, ohnehin nicht erklären können, wo ich war. Ich überlegte, ob ich am Straßenrand halten und Jim eine SMS schicken sollte, aber er sollte noch nicht wissen, dass ich eine Spur verfolgte. Wenn es denn überhaupt stimmte.
    Endlich war ich am Ziel und entdeckte den nicht beschilderten Zufahrtsweg, den Adele mir beschrieben hatte. Er war lediglich durch einen unauffälligen Leitpfosten mit gelbem Reflektor markiert. Ich bog ab und fuhr etwa eineinhalb Kilometer auf einer holprigen, unbefestigten Straße bergauf. Wieder stieg Panik in mir hoch. Was ich hier tat, entsprach ganz und gar nicht meiner Vorstellung von umsichtigem Verhalten. Was, wenn das Ganze eine Falle war und mich hier nichts als Wildnis und Wälder erwarteten? An so einem Ort konnte alles passieren. Was, wenn diese Adele mit Jack Derber unter einer Decke steckte? Mir wurde

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