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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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machte ein paar Schritte von ihm weg.
    »Ach so. Dann richten Sie Adele bitte schöne Grüße von mir aus. Wenn sie Lust hat, könnten wir uns ja auch … zu dritt treffen, zu Recherchezwecken. Vielleicht kann ich noch ein paar alte Notizen von damals auftreiben …«
    »Ich werde es ihr ausrichten«, rief ich ihm über die Schulter hinweg zu. Dann machte ich mich eilig auf den Rückweg zum Auto.
    Eines wusste ich jetzt mit absoluter Gewissheit: Adele war ein entscheidendes Puzzleteil. Und sie wusste mehr, als sie zugab.

26
    Ich saß schon seit fast tausend Tagen im Keller, als Jennifer zum letzten Mal nach oben geführt wurde.
    Davor hatte ich jeden Tag Stunden damit verbracht, auf die Kiste zu starren und mir vorzustellen, was sie wohl durchmachte. Sie behielt ihr vollkommenes Schweigen bis zum Schluss bei, obwohl sie nicht ständig geknebelt war. Selbst wenn er gerade nicht in der Nähe war. Seine Macht über sie war vollkommen, genau wie ihre Angst.
    Trotzdem lauschte ich auf jedes Geräusch, wenn sie in der Kiste war, weil ich glaubte, sie würde irgendwann einen neuen Versuch starten, mit mir zu kommunizieren, wie in unseren ersten Tagen im Keller. Ich hoffte, dass sie sich vorübergehend aus seinem Bann befreien konnte, jedenfalls lange genug, um mit mir in Kontakt zu treten.
    Wenn ich sie herumscharren hörte wie ein Tier in der Falle, lauschte ich auf wiederkehrende Muster, auf irgendetwas, was auch nur im Entferntesten einer Geheimsprache ähnelte. Ich wurde fast wahnsinnig, weil ich aus den zufälligen Geräuschen, die hin und wieder aus der Kiste drangen, nicht schlau wurde.
    Aber ich lauschte dennoch weiter. Wenn die anderen beiden ruhig waren, hörte ich manchmal, wie sie langsam und genüsslich kaute, was er ihr als Tagesration hingeworfen hatte. Ich wachte sogar nachts auf, wenn sie sich im Schlaf umdrehte. Einmal glaubte ich, sie seufzen zu hören. Danach saß ich eine Stunde lang stocksteif da und wartete darauf, dass sich das Geräusch wiederholte.
    Vergeblich.
    Vielleicht war sie besser auf die Einsamkeit und Selbstreflexion vorbereitet gewesen als die meisten anderen. Sie war immer schon grüblerisch gewesen, schwer zu durchschauen, in sich gekehrt. Statt im Unterricht aufzupassen, versank sie in ihre Gedanken und Tagträume. Dann wanderte ihr Blick zum Fenster hinaus, zu den Wolken am Himmel. Aber wir schafften es gemeinsam durch die langen Schultage, genau wie wir alles andere gemeinsam durchstanden. Jeden Nachmittag schrieb sie meine Unterrichtsnotizen mit ihrer unglaublich ordentlichen Handschrift ab, und dann benutzten wir ihre Version zum Lernen.
    Ich sehnte mich nach dieser Zeit zurück, einer Zeit, in der uns noch keine drei Meter kalten Kellerraums, eine Holzkiste und die undurchschaubare psychologische Macht, die Jack auf sie ausübte, getrennt hatten.
    Manchmal fragte ich mich, ob sie noch genügend schöne Erinnerungen übrig hatte, um davon zu zehren, oder ob ihre Phantasie bereits von den schrecklichen Dingen durchdrungen war, die wir hier erlebten, und nur noch zu Albtraumhaftem imstande war, genau wie meine. Bestimmt wünschte sie sich, damals bei dem Autounfall zusammen mit ihrer Mutter gestorben zu sein. Ich selbst wünschte mir oft, ich hätte diesen Januartag nicht überlebt.
    In meiner Erinnerung brachte Jack am selben Tag, an dem er Jennifer zum letzten Mal nach oben holte, Tracy zurück in den Keller, nachdem sie eine ganze Nacht bei ihm in der Wohnung verbracht hatte. Sie schien bewusstlos zu sein, denn er zerrte ihren schlaffen Körper die Treppe hinunter und warf ihn dann gegen die Wand. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht und ihre nach oben rollenden Augäpfel verrieten mir, dass sie noch lebte.
    Er beugte sich über sie und kettete sie an, wobei er zweimal überprüfte, dass das Schloss auch wirklich zu war. Dann drehte er sich zu mir und Christine um.
    Wir bemühten uns beide, ihn nicht anzusehen und nicht dem Drang unserer Körper nachzugeben, vor ihm zurückzuweichen. Er hasste das. Trotzdem gelang es uns, unsere schmalen Gestalten so klein wie möglich zu machen. Jede hoffte, dass er nicht sie als Nächste auswählen würde. Leise lachend stand er vor uns und ließ genüsslich den Blick auf uns ruhen, seiner eigenen kleinen Menagerie.
    Es war vollkommen still im Keller. Wir beobachteten ihn aus den Augenwinkeln, die Herzen voller Angst. Ich versuchte, ihn durch reine Willenskraft von mir wegzubewegen. Nicht mich, nicht mich, dachte ich. Bitte nicht mich.
    Endlich machte

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