Dance of Shadows
heute nicht bei uns sein, und das bedeutet, dass ich die Probe für den
Feuervogel
leiten werde.«
Sie räusperte sich. »Auch Zeppelin Gray wird heute nicht dabei sein. Justin übernimmt seine Rolle, und wir beginnen mit dem ersten
pas de deux
im ersten Akt.«
Unter den Tänzerinnen erhob sich ein Gemurmel. Justin nickte ihnen kalt zu, seine Augen waren noch immer auf Vanessa gerichtet. Sie schaute ungläubig zu, wie er einen Schluck Wasser aus seiner Flasche trank. Sie musste mit ihm tanzen? Ihn berühren? Ihm vertrauen, dass er sie hielt, hochhob, auffing?
»Vanessa?«, sagte Hilda scharf. »Bist du bereit?«
Erst da merkte Vanessa, dass alle anderen schon auf ihren Ausgangspositionen standen und Justin linker Hand von ihr. Die Lichter schienen von oben auf ihn herab und warfen einen Schatten auf sein Gesicht, sodass seine Augen dunkel und ausdruckslos wirkten und Vanessa nichts aus ihnen ablesen konnte. Er beugte sich zu ihr herüber und streckte seinen langen, muskulösen Arm aus.
»Ja«, sagte Vanessa leise und nahm ihren Platz an seiner Seite ein.
Sie warteten in der Stille darauf, dass die Musik einsetzte. Einen Moment lang meinte Vanessa, dass Justin etwas gesagt hätte, aber ehe sie sich zu ihm umdrehen konnte, durchschnitt der zitternde Klang einer einzelnen Violine die Luft, und sie begannen.
Justins Hand war überraschend warm, als er sie ihren Arm entlanggleiten ließ. Seine Berührung war so sanft, dass sie fast hätte glauben können, es wäre Zep, der sie fest um die Hüfte hielt, als er sie in einen Sprung hob. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, sie tanze wirklich mit Zep. Und als sie die Augen wieder öffnete, sah sie im Geiste auch seine dunklen Haare, seine Schultern, die in Bewegung waren, seine muskulösen Beine, die sich im Takt mit ihren bewegten. Ihre Körper bewegten sich zueinander hin und wieder voneinander weg. Vanessa konnte die Hitze spüren, die von ihm ausging; sie konnte seinen Schweiß riechen, der sich mit seinem Parfum mischte und die Luft mit einem bittersüßen Aroma füllte.
Das alles war so leicht, dass es sich normal anfühlte, als wäre es Schicksal, als wären sie dazu gemacht, miteinander zu tanzen. Vanessa bog den Rücken, ihr Fuß glitt über den Holzboden, und sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie fühlte, wie ihr Herz im Rhythmus der Musik schlug, und in diesem Moment prallte sie mit jemandem zusammen.
Sie fing sich gerade noch, ehe sie fallen konnte, und bemerkte einen falschen Schritt bei Justin. Sie konzentrierte sich und stieg wieder in ihren Tanz ein.
Wahrscheinlich war es einfach nur ein Fehler
,dachte sie. Justin war lange kein so vollendet guter Tänzer wie Zep. Man musste ihm zugestehen, dass er immerhin sein Bestes versuchte.
Vanessa machte weiter, glitt über den Boden, ärgerte und verspottete die weißen Prinzessinnen, die sie umflatterten, wie es ihrer Rolle entsprach. Sie fühlte sich schwerelos, graziös, ihre Füße machten auf dem Holzboden kein Geräusch. Aber als sie unter Justins Arm durchtauchte, war er wieder einen Takt zu spät dran und traf versehentlich mit dem Handgelenk ihre Wange.
Sie schnappte nach Luft, nicht so sehr, weil es wehgetan hätte, sondern weil sie sich so sehr erschreckt hatte. »Was war das denn?«, flüsterte sie, als Justin sich von ihr wegbog. Falls er sie gehört hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Vom Rand des Probenraums spürte sie Hildas neugierigen Blick auf sich ruhen. Vanessa zwang sich zu einem Lächeln und machte weiter.
Sie beugte das Bein und ließ die Satinkante ihres Schuhs über den Boden gleiten, als sie etwas Schweres auf ihrem Zeh spürte. Der Schmerz schoss ihr das ganze Bein herauf, und sie schrie laut auf und zog ihren Fuß weg. War Justin ihr auf den Fuß getreten? Sie schaute sich im Raum um, aber niemand sonst schien etwas bemerkt zu haben. Sie wandte sich ihm zu und erwartete, dass er sie um Entschuldigung bittend anschauen würde, aber stattdessen war sein Blick dunkel und trotzig, und seine Augen flackerten amüsiert.
In diesem Augenblick begriff sie, dass Justin es absichtlich getan hatte.
Sie stieß ihn von sich, ihre Arme angespannt vor Zorn. Er versuchte, ihre Bewegungen zu stören! Eine weitere Pirouette und ein weiterer Schnitzer. Justin stand ein paar Zentimeter zu nahe, und sein Körper brachte ihren aus dem Gleichgewicht. Sie stolperte und stand nicht mehr auf Spitze.
»Was machst du denn da?«, fragte sie wütend.
Er drückte ihre Hüfte ein
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