Dance of Shadows
bisschen härter als notwendig und zogsie zu sich. Einen Moment lang dachte sie wieder, er würde etwas flüstern, aber sie bewegte sich zu rasch, als dass sie ihn hätte hören können.
»Hör auf, mich beim Tanzen zu sabotieren«, zischte sie, doch er zog sie nur noch näher heran.
»Vanessa, es ist nicht so, wie du … «
Aber sie wollte ihm nicht zuhören.
»Sprich nicht mit mir!« Sie machte einen kleinen Satz von ihm weg, und es war ihr egal, dass sie dadurch aus dem Tritt kam. Die Musik passte nun nicht mehr mit ihren Bewegungen zusammen, und die tanzenden Prinzessinnen machten verwirrte Gesichter und wurden langsamer.
Vanessa spürte Justins Brust an ihrem Rücken, als er sie für eine Hebefigur hochstemmte. »Fass mich nicht an!«, sagte sie so laut, dass es alle hören konnten. Und endlich hörte Justin sie.
»In Ordnung. Das kannst du haben«, sagte er und ließ sie los.
Vanessa fiel zu Boden und schlug hart auf. Die Prinzessinnen hörten auf zu tanzen und schrien erschrocken auf.
»Das reicht jetzt!«, rief Hilda. Sie machte die Musik aus und stürmte auf Vanessa zu.
Justin trat vor sie hin und streckte ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen, aber Vanessa starrte ihn nur ungläubig an.
»Vanessa, was machst du da?«, sagte Hilda nachdrücklich und ballte die Hände zu Fäusten.
»Das war nicht meine Schuld«, sagte Vanessa. Sie zeigte auf Justin, der zurückwich und die Hände leicht anhob, als ob er unschuldig wäre. »Er hat mich fallen lassen!«
»Ich will nichts davon hören«, sagte Hilda. »Den Körper eines Tänzers kontrolliert allein er selbst«, sagte sie und schaute Vanessa an. »Wenn du das nicht in deinen Kopf bekommst, dann kannst du uns genauso gut einen Gefallen tun und gehen.«
Vanessa öffnete den Mund für eine Erwiderung, aber dann überlegte sie es sich anders.
»Nun?«, fragte Hilda. Sie runzelte die Stirn und zeigte zur Tür. »Willst du bleiben oder gehen?«
»Ich bleibe«, sagte Vanessa leise.
»Dann solltet ihr beide allein miteinander proben, statt unsere Zeit zu verschwenden.«
Vanessa schaute nicht hoch, als der Rest der Truppe aus dem Saal ging und sie mit Justin allein ließ. Als die Tür schließlich zufiel und das letzte Mädchen außer Hörweite war, stand Vanessa auf.
»Was ist eigentlich dein Problem?«, sagte sie zu Justin. »Willst du vorsätzlich darauf hinarbeiten, dass ich diese Rolle verliere?«
»Um ehrlich zu sein, ja«, sagte Justin.
Vanessa schüttelte in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Wut den Kopf. »Warum? Ich hätte mir das Bein brechen können. Du hättest meine Karriere ruinieren können!«
»Jetzt mach mal nicht so auf Drama«, sagte Justin. »Ich hätte nicht zugelassen, dass du dir ein Bein brichst. Und dir geht’s ja auch gut.«
»Mir geht’s nicht gut! Die Premiere ist in weniger als einem Monat, und ich hab die Choreografie noch nicht richtig drin.«
»Und wessen Schuld ist das?«, fragte Justin
»Warum bist du überhaupt hier?«, fragte Vanessa. »Wo ist Zep? Er würde solche Fehler nie machen. Wenn ich mit Zep tanze, klappt immer alles perfekt.«
»Ach, tatsächlich?« Justin rieb sich nachdenklich das Kinn. »Tja, das ist dann wohl auch das Einzige, was an Zep perfekt ist. Du solltest dich von ihm fernhalten. Und wo du schon mal dabei bist: Lass auch diese Rolle sausen!«
»Was hast du eigentlich immer gegen Zep?«, versetzte Vanessa wütend. »Nicht nur, dass er der bessere Tänzer ist … da steckt doch mehr dahinter! Er hat alles, was du gerne hättest.«
Aber Justin lachte nur. »Zep? Du liebe Zeit, ganz bestimmt nicht!«
Seine Selbstgefälligkeit ging ihr gewaltig auf die Nerven. »Was denn sonst?«, fragte sie und redete sich in Rage. »Du sagst, dass es hier so gefährlich wäre, aber du selbst gehst ja auch nicht weg. Du bist immer noch da und versuchst, Zep schlechtzumachen, damit du seine Rolle kriegst … « Justin unterbrach sie.
»Ich versuche nicht, seine Rolle zu übernehmen – ich versuche, dir zu helfen«, fing er an, aber Vanessa ließ ihn nicht weiterreden.
»Du lügst doch«, sagte sie. »Du glaubst, du wärst klüger als alle anderen. Aber ich weiß … «
»Du weißt überhaupt nichts«, fiel Justin ihr ins Wort. »Du hast keinerlei Ahnung von dem, was hier vor sich geht.«
Vanessa wollte etwas erwidern, aber er streckte die Hände aus. »Hör mir doch wenigstens ein einziges Mal zu!«, rief er so laut, dass seine Stimme im Raum widerhallte. »Wenn du nicht so enden willst
Weitere Kostenlose Bücher