Dance of Shadows
leckten an ihrer Brust, ihrer Kehle und ihren Wangen empor. Schweiß bedeckte ihre Haut. Sie wollte aufhören zu tanzen, sie wollte sich hinsetzen und ausruhen, aber sie konnte nicht. Sie rang nach Atem, doch es schien ihr, als gäbe es keine Luft mehr im Raum.
Steffie
, dachte sie,
TJ, Blaine.
Sie versuchte, sie im Schatten an der Wand ausfindig zu machen, sah aber nichts.
Schau dir an, welche Macht Hilda hat!
, flüsterte eines der leuchtenden Mädchen.
Schau dir ihre Augen an! Sie glaubt, dass sie Macht über dich hat
, sagte eine andere, und ihr langes schwarzes Haar zerstob in der Luft wie Asche, als auch sie sich Hilda zuwandte.
Wenn du in Vanessa bleibst, wirst du für alle Zeit Hildas Sklave sein.
Doch wenn du Hilda wählst, dann bist du frei
, sagte ein weiteres Mädchen.
Verlass Vanessas Körper und sei frei.
Die Worte der Mädchen hallten in Vanessa wider.
Vanessa hielt ihre Position und stand im
relevé
, schwankend, als schwebe sie zwischen zwei Welten. Sie spürte, wie der Dämon mit sich kämpfte, und sie spürte, dass ihre Lippen sich bewegten.
Hilda.
Sie lauschte dem Klang des Namens nach.
Hilda.
Vanessa streckte die Hand nach der Tänzerin aus, die ihr am nächsten stand. Ihre Finger kribbelten, und sie verwoben sich mit jenen der Figur. Vanessa spürte einen Energiestoß, als sich die gleißend helle Hand des Mädchens um ihre Finger schloss.
Die leuchtenden Tänzerinnen wirbelten durch den Raum auf Hilda zu. Ihre Hitze durchschoss Vanessa wie ein Stromschlag. Der Dämon in ihr erzitterte. Ihr Blut kühlte sich ab.
Dann war er bereit.
Sie durchbrachen den äußeren Kreis der Prinzessinnen, die beim
Danse du Feu
mitten in der Bewegung erstarrt waren.
»Ja!«, rief Hilda. »Her zu mir!«
Vanessas Beine bewegten sich wie von selbst, ihre Lippen öffneten sich, und ein glühend heißer Luftstrom schoss aus ihrem Mund auf Hilda zu. Der Dämon zerkratzte Vanessas Kehle, als er sie verließ.
»Ich war es, die dich herbeigerufen hat«, rief Hilda. »Nimm mich!«
Etwas schien sich um Hilda herumzuwickeln, zurrte ihre Glieder fest zusammen und schnürte ihr Brust und Kehle ab.
»Ja!«, keuchte sie auf und reckte ihr Gesicht dem Scheinwerferlicht entgegen.
Ein Schauer durchlief sie, ihr Schatten erzitterte und dehnte sich aus, als versuchte etwas, sich mit Macht einen Weg zu bahnen. Hildas Hals zuckte, ihr Kopf sank herab, und ihre Augen wurden dunkel und glänzten metallisch.
Langsam wich das Lächeln aus ihrem Gesicht. Die Figuren der Tänzerinnen drängten sich dicht um sie.
Hildas Glieder wurden steif. Eine unsichtbare Kraft zerrte ihre Beine in eine andere Position, und ihr Rücken knackte.
»Nein«, stammelte sie. »Warte … du irrst dich! Ich kann nicht … «
Schweiß durchtränkte ihre Kleider, und ihr Haar war an den Schläfen durchnässt. »Ich … ich kann nicht«, keuchte sie.
Dann verdrehten sich ihre Augen, und das Weiße darin begann zu glühen. Aus ihrem weit aufgerissenen Mund schossen Lichtblitze.
Du hast mich angelogen
, fauchte eine Stimme, die nicht ihre eigene war.
Du hast versucht, mich zu versklaven. Aber ich lasse mich nicht einsperren. Ich werde frei sein.
Hildas Gesicht schien von der sengenden Hitze platzen zu wollen, und die leuchtenden Figuren umschlossen sie noch enger.
Vanessa konnte Hilda jetzt nicht mehr sehen, nur den hin und her wogenden, hell auflodernden Knäuel der Tänzerinnen.
»Nein!«, schrie Hilda.
Die Tänzerinnen explodierten in einem gleißenden Lichtblitz und zerstoben wie hunderttausend Glühwürmchen in alle Richtungen. Josefs Stock fiel polternd zu Boden. Von Hilda war nichts mehr übrig als Glut, die zischend auf dem gewachsten Parkett verging.
Vanessa taumelte zurück. Sie spürte, wie das Gefühl langsam wieder in ihre Fingerspitzen zurückkehrte.
Sie schaute im Raum umher. Neben der Tür kämpften Steffie, Blaine und TJ mit ihren Fesseln. Die drei waren nun endlich in Sicherheit.Hinter ihnen waren die weißen Figuren der lang vermissten Tänzerinnen wieder an ihre Plätze in der Wand zurückgekehrt. Ihre Körper und Gliedmaßen waren nichts weiter als weiße Farbe, umgeben von Ruß und Asche.
Vanessa sah sich nach Zep um, aber er war nirgends zu sehen. Dann suchte sie Justin. Er und die Fratelli-Zwillinge lagen bewusstlos an der Wand, ein paar Meter von den anderen entfernt.
Um Vanessa herum regten die dreizehn Prinzessinnen ihre steifen Glieder und sahen sich verwirrt um. »Was ist passiert?«, fragte eine von
Weitere Kostenlose Bücher