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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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glaube mittlerweile, dass er der Junge mit der weißen Maske gewesen sein könnte.«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Steffie. »Der Junge mit der weißen Maske war nett. Und dieser Kerl –
Justin –
scheint mir ein ziemlicher Unsympath zu sein. Er hätte aber der mit der grauen Maske sein können.«
    »Ich hab sein Parfum wiedererkannt.«
    »Das ist wahrscheinlich eine Marke, die jeder hat«, meinte Steffie. »Eau de   … hübscher-aber-vermutlich-schwuler-Balletttänzer-im-Teenageralter.Oder so was Ähnliches. Los jetzt, wir kommen sonst zu spät.«
    Der Saal war noch leer. Es war so still, dass Vanessa erst nach einer Weile die anderen Schüler hinten im Raum bemerkte.
    »Denk dran«, flüsterte Steffie. »Nicht reden. Josefs Anweisung.«
    Vanessa ließ den Blick über die Sitzenden schweifen, bis sie TJ entdeckte. Sie versuchte mit den Zähnen eine Packung Schoko-Minz-Bonbons aufzureißen und flüsterte zwischendurch Blaine und Elly etwas zu. Ihr Gesicht war vor Aufregung gerötet. Als sie Vanessa und Steffie sah, winkte sie ihnen zu, und die Mädchen drängten sich durch die Stuhlreihen und quetschten sich neben die beiden.
    Geräuschlos stellten sich dreizehn Mädchen aus den höheren Jahrgängen auf. Sie nahmen ihre Positionen ein, hoben das Kinn zum Licht und verharrten regungslos. Zep, der einzige Junge, stand mit ausgestreckten Armen in der Mitte. Vanessa hielt den Atem an, gebannt von seinem Gesicht, das im Scheinwerferlicht geradezu erstrahlte. Schönheit. Jetzt wurde ihr endlich bewusst, was dieses Wort bedeutete.
    »Eins und zwei und drei und vier.«
    Josef schritt vor ihnen auf und ab, einen Stock in der Hand, mit dem er den Takt auf den Holzboden klopfte.
    Zeps Schatten erzitterte, als er die Arme zum Körper hin beugte. Er schien die ganze Luft im Saal zu sich heranzuziehen. Und dann begann er, sich zu bewegen. Er glitt über den Boden, fast wie eine Naturgewalt und nicht wie ein Mensch. Das Licht umspielte seine Gestalt, als ginge die Sonne über einer bizarren Landschaft auf und wieder unter. Warum nur konnte sie den Blick nicht von ihm wenden? Sie versuchte es, aber etwas an seiner düsteren, langsamen Art faszinierte sie völlig.
    Die Tänzerinnen neigten sich vor und zurück und bewegten sicherst langsam, dann immer schneller um ihn herum wie ein Vogelschwarm im Formationsflug. Josef hatte mit dem Zählen aufgehört und gestikulierte heftig; er schoss nach links, dann weit nach rechts, und die Tänzer folgten ihm, als würden sie von ihm gelenkt.
    Vanessa beugte sich vor, um Zep besser sehen zu können. Sein Gesicht tauchte in den Schatten ein und wieder auf. Er tanzte allein, ohne Partnerin, denn die Rolle des Feuervogels war noch nicht besetzt. Vanessa versuchte sich vorzustellen, wie es wohl wäre, sich in seine sehnigen Arme hineinzulehnen, seine Hände um ihre Taille zu spüren, wenn er sie wie eine Feder in die Luft hob; aber das einzige Gesicht, das sie sich auf der Bühne vorstellen konnte, war Margarets.
Sie
sollte den Feuervogel tanzen, nicht Vanessa.
    Ein Schrei riss sie aus ihren Gedanken.
    Eine der Prinzessinnen stolperte, die anderen erstarrten. Alle, Tänzer und Zuschauer, drehten sich nach Vanessa um. War der Schrei etwa aus ihrem Mund gekommen?
    Dann hörte sie ein unterdrücktes Schluchzen.
    »Tut mir leid«, keuchte Elly hinter ihr. Ihr Gesicht war ebenso rosa wie ihr Sweatshirt, das über und über mit Sprudel bespritzt war.
    Verzweifelt drehte Elly sich um, um zu sehen, wer für dieses Malheur verantwortlich war. Direkt hinter ihr saß Justin. Er sah sie entschuldigend an, sagte aber keinen Ton.
    Wütend schleuderte Josef seinen Stock quer durch den Saal. Vanessa zuckte zusammen, als er gegen die Wand krachte.
    »Du«, schrie er Elly an. »Steh auf!«
    Zitternd erhob sie sich.
    »Wie heißt du?«
    »Elly Pym«, flüsterte sie.
    Josef ging in ihre Richtung. »Was habe ich vorhin gesagt?«, herrschte er sie an. »Wiederhol es, Elly.«
    Ellys Brust hob und senkte sich.
    »Ich habe gesagt«, fuhr Josef fort, ohne auf eine Antwort zu warten, »ihr könnt bei den Nachmittagsproben zusehen, solange ihr keinen Ton von euch gebt.« Er blieb stehen. »Habe ich euch das nicht gesagt?«
    Elly nickte kurz. Sie war den Tränen nah.
    »Und warum hast du dich nicht daran gehalten?«, schrie er mit zornrotem Gesicht. »Du hast das Tanzen unterbrochen; eine deiner Mitschülerinnen ist fast gestürzt. Weißt du, was du hättest anrichten können?«
    »Ich wollte nicht   … «
    Josef

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