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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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lockige Durcheinander mit Haarspray.
    Steffie hustete und wedelte die Spraywolke mit der Hand weg.
    »Das wäre nur folgerichtig«, fuhr TJ fort. »Ich habe gehört, sie ist eine der besten Tänzerinnen an der Schule. Und es kann auch nicht schaden, dass sie mit Zep herumturtelt.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Vanessa, bürstete ihre Schuhe ab und stopfte den Raum für die Zehen mit Lammwolle aus. »Wenn Josef den Feuervogel mit Anna besetzen wollte, dann hätte er das schon getan, genauso wie bei Zeps Rolle. Es gibt also immer noch eine Chance.«
    Steffie sah Vanessa fragend an. »Wie kannst du nur so ruhig sein?«
    Vanessa biss sich auf die Lippe. »Was meinst du damit?«
    »Du tauchst hier zwanzig Minuten später auf als alle andern, hast kaum Zeit, dich fertig zu machen, und trotzdem bist du total cool. Ich meine, der Unterricht fängt in ungefähr zehn Minuten an, und obwohl ich dir gerade gesagt habe, dass Josef uns vielleicht heute zusieht, hast du dir noch nicht mal die Schuhe angezogen. Bist du denn überhaupt nicht nervös?«
    Vanessa zuckte mit den Schultern. »Ich werde einfach mein Bestes geben und mal sehen, was dabei rauskommt.«
    Steffie lachte ungläubig. »Ich kapier’s nicht, aber ich beneide dich.« Sie schnürte die Bänder mit einem festen Knoten um ihren Knöchel.
    »Ich bin nicht zu beneiden«, flüsterte Vanessa, aber niemand schien es zu hören. Vorsichtig entfernte sie den Verband von ihrem Fuß. Der Schnitt darunter war rot und verkrustet. Vanessa zuckte zusammen, als sie Salbe darauftupfte, den Verband erneuerte und ihren Fuß vorsichtig in den Spitzenschuh schob, wobei sie aufpasste, dass der Verband nicht verrutschte.
    »Ich hab gehört, dass eigentlich ein Mädchen namens Chloë den Feuervogel tanzen sollte«, sagte TJ.
    »Und warum tanzt sie ihn jetzt doch nicht?«, fragte Steffie.
    TJ fing an, die Bänder über ihrem Knöchel festzuziehen. »Sie ist im Sommer verschwunden. Gerade als die Schule wieder anfing.«
    Vanessa erstarrte. »Ist sie weggelaufen?«
    TJ wurde still, als sie merkte, aus welchem Grund Vanessa so interessiert war. »Ich weiß es nicht genau«, sagte sie. »Tut mir leid, Vanessa, ich habe nicht daran gedacht, dass   … «
    »Das ist schon in Ordnung. Du musst nicht so tun, als wäre es nicht passiert.« Aber etwas anderes beunruhigte sie. Vanessa starrte auf ihre Spitzenschuhe und stellte sich vor, die Initialen ihrer Schwester wären in die Sohlen geritzt. »Margaret sollte damals auch die Rolle des Feuervogels tanzen.«
    »Alle sagen, dass es ein wahnsinnig schwieriger Part ist«, murmelte Steffie. »Wahrscheinlich haben sie sich einfach zu sehr unter Druck gesetzt gefühlt.«
    Vanessa nickte, aber sie hätte doch gern mehr über all diese Dinge erfahren. Konnte es Zufall sein, dass zwei Mädchen, die für die Hauptrolle im
Feuervogel
ausgewählt worden waren, beide verschwunden waren? Sie öffnete eine Blechdose, die mit kleinen Stückchen blassbraunem Kolophonium gefüllt war, und dachte über eine andere mögliche Erklärung nach. Vielleicht stimmte irgendwas nicht mit diesem Ballettstück, vielleicht lag ein Fluch darauf? Aber sofort verwarf sie diesen Gedanken wieder. Steffie musste wohl recht haben. Es war allgemein bekannt, dass der
Feuervogel
ein schwieriges Stück war. Sie tauchte die Spitze ihres rechten Fußes in das Kolophonium und rieb die glatte Sohle ihres Schuhs damit ein, bis sie klebrig genug war, um auf dem gewachsten Boden Tritt zu fassen. Dann tat sie das Gleiche mit der Ferse und dann mit dem linken Fuß. Steffie, Elly und TJ taten es ihr nach, und sie sprachen kaum mehr, bisdraußen im Übungssaal ein Pfiff ertönte, das Zeichen, dass der Unterricht losging.
    Hilda stand draußen vor dem Übungsraum und hatte die Lippen streng und missbilligend zusammengepresst, als sie eine nach der anderen aus dem Umkleideraum kamen. »Bitte stellt euch vor dem Spiegel auf.«
    Vanessa stellte sich hinter Elly und TJ auf, die beide nervös aussahen, als sie ihren Platz einnahmen. Auf der anderen Seite des Raums winkte Blaine ihr im Spiegel zu und deutete auf den süßen Jungen, der vor ihm stand. Er zwinkerte Vanessa zu und schloss näher zu ihm auf.
    Hilda ging in eine Ecke des Raums und stellte die Musik an, ein melancholisches Cellostück. Sie trat hinter sie und begann Kommandos zu geben. »Fünfte Position.
Grand plié
. Jetzt
relevé

    Gemeinsam mit dem Rest der Klasse hob sich Vanessa auf die Zehen, und ihre Fußknochen

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