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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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haben.
    »Jetzt reicht’s aber.« Steffie senkte die Stimme. »Das war ganz klar kein Glück. Du bist eine fantastische Tänzerin, Vanessa. Und selbstfantastisch wird der Sache in keinster Weise gerecht. Wie du tanzt, ist absoluter Wahnsinn. Wenn jemand dir ein Kompliment macht, dann brauchst du einfach nur Danke zu sagen. Kapiert?«
    Vanessa lächelte sie verlegen an und dachte an ihre Mutter, die ihr immer gesagt hatte: Nimm ein Kompliment an, wenn dir einer eins macht. Aber immer noch dachte ein Teil von ihr, dass es reine Glückssache gewesen war. Ihr war nicht bewusst gewesen, was sie tat, und sie hatte sich nicht so gefühlt, als hätte sie etwas Besonderes geschafft. Ihre Füße waren ganz von selbst an der richtigen Stelle gewesen.
    »Wenn du ihren Ritterschlag nicht annehmen willst, dann nehme ich ihn gern!«, sagte Blaine und steckte den Kopf zwischen sie. »Diese Kombination war
wirklich
schwierig.« Er wischte sich den Schweiß ab. Das erinnerte Vanessa daran, dass er der einzige andere Tänzer gewesen war, der es geschafft hatte, die Übung zu Ende zu bringen. »Ich weiß genau, wie du dich fühlst«, sagte er leise zu Vanessa. »Ich spüre diesen Druck auch.« Vanessa sah etwas Neues in seinem Blick. Sie begriff, dass er unter seinem ganzen oberflächlichen Geplänkel genau wusste, was in ihr vorging.
    »Du fühlst dich, als wärst du ein Betrüger«, sagte Blaine. »Jedes Mal, wenn du nach einem Sprung wieder auf dem Boden aufkommst oder eine komplizierte Schrittfolge gut bewältigst, glaubst du, es liegt nur daran, dass dir eine Kraft von außen geholfen hat – und nicht dein Talent.«
    Vanessa erstarrte. Es war, als könnte Blaine ihre Gedanken lesen.
    Er schaute sich selbst kritisch im Spiegel an. »Ich dachte, das würde vorbeigehen, wenn ich der beste Tänzer der Schule bin. Und als das nicht geklappt hat, dachte ich, es würde vielleicht vorbeigehen, wenn ich an der New Yorker Ballettakademie aufgenommen werde. Und jetzt hoffe ich, dass ich bei Josef und Hilda erfolgreich sein kann und eine Rolle in einer Aufführung bekomme, damit ich mich wirklichals Tänzer akzeptieren kann. Dann werde ich mich endlich so fühlen, als ob ich es auch verdiene. Aber ob das so passiert?« Blaine ließ den Kopf hängen. »Je besser du bist, desto mehr Druck bist du ausgesetzt, damit du auch gut bleibst. Und wenn du einmal ganz oben bist, dann ist der Sturz um einiges länger und schmerzhafter.«
    Vanessa nickte, sagte jedoch nichts. Sie hatte Blaine noch nie so ernst und so verletzlich erlebt. Ihr war nie aufgefallen, dass sie beide wesensverwandt waren. Aber die Stille zwischen ihnen wurde bald unangenehm. Blaine trat unter ihrem Blick von einem Bein aufs andere.
    »Du hast Glück«, sagte er in die Stille hinein. »Die weibliche Hauptrolle im
Feuervogel
ist noch nicht besetzt. Du könntest immer noch genommen werden.«
    Vanessa verdrehte die Augen. »Ja, schon klar.«
    »Falls ich dir nicht vorgezogen werde«, scherzte er.
    Vanessa lachte. »Du würdest einen umwerfenden Feuervogel abgeben.«
    Steffie hustete bedeutungsvoll. »Hast du mir nicht noch irgendwas zu sagen?«, fragte sie. Das erinnerte Vanessa daran, dass Steffie ja ihr Tanzen gelobt hatte.
    Sie holte tief Atem. »Vielen Dank für das Kompliment.«
    »Na, siehst du«, sagte Steffie. »War doch gar nicht so schwer.« Und gemeinsam gingen sie zum Wasserspender auf der anderen Seite des Raums.

Kapitel sechs
    Der zweite Gong ertönte.
    »Es ist Zeit«, sagte Steffie und strich ihr schwarzes Seidenkleid glatt.
    Vanessa sah über die Balkonbrüstung zum Orchestergraben hinunter. Josef hatte sie durchs Lincoln Center geführt, vorbei am Vivian Beaumont Theater und der Metropolitan Opera, um den prächtigen Brunnen herum ins New York City Ballet, wo einige von ihnen, wenn sie Glück hatten, eines Tages tanzen würden. Im Parkett konzentrierte sich der Luxus: High Heels, teures Parfum, Anzüge, frisch gestärkte Hemden und Lederslipper mit Quasten, handgefertigte Haarkämme, weiße Schnauzbärte, grellrot geschminkte Lippen und Spitzenstrümpfe, die unter Volantröcken hervorblitzten.
    »Ich fasse es nicht, dass wir wirklich hier sind«, schwärmte Blaine und zupfte an seinem Jackett herum. Es saß unglaublich eng, und sein Dunkelblau bildete einen kräftigen Kontrast zu seiner leuchtend pinkfarbenen Krawatte.
    »Hast du das Jackett in der Kinderabteilung gekauft?«, spöttelte TJ.
    »Hey, Kürbisbraut. Sei nicht so giftig, nur weil ich schlank bin«,

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