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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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schmerzten unter ihrem Gewicht. Aber sie hielt sich oben, und ihr Gesicht verriet nicht das Geringste, während sie auf Hildas Anweisungen wartete.
    Die Musik war anders als alles, was sie bisher gehört hatte. Sie war einfach und dunkel, wurde langsamer und dann wieder schneller, bis sich die Töne beinahe überstürzten, und Vanessa dachte, die Musik würde sicher gleich ins Chaos umkippen. Hilda schlug den unregelmäßigen Rhythmus der Musik mit der Hand auf ihren Oberschenkel. Vanessa sah im Spiegel zu Steffie hinüber und schaute sie verwirrt an. Sie hatten noch nie zu einem Stück getanzt, das keinem gleichmäßigen Takt folgte. Vanessa schloss die Augen und lauschte auf Hildas Schläge. Kaum glaubte sie, den Rhythmus zu spüren, da wechselte er wieder.
    Trotzdem begann Vanessa sich auf Hildas Ansage hin zu bewegen, sie beugte die Knie und streckte sie, sie beugte sich vor und streckte das Bein aus wie die Schwanzfeder eines Vogels.
    »Jetzt links!«, sagte Hilda auf einen Offbeat. »Und halten. Jetzt hoch – und halten.«
    Vanessa folgte ihren Kommandos und versuchte, nicht über den merkwürdigen Rhythmus nachzudenken, sondern ihn in ihrem Körper zu spüren. Behutsam hob sie das rechte Bein. Sie hob die Arme über den Kopf, streckte sie zur Seite aus und hielt sie dort bis zum nächsten Kommando. Der arrhythmische Takt warf ihre Glieder herum wie die einer Holzpuppe.
    »Gut«, murmelte Hilda, als sie an Vanessa vorbeiging. »Sehr gut.«
    Vanessa öffnete die Augen und sah TJ vor sich, die völlig aus dem Takt gekommen war.
    Hilda trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Hör zu«, sagte sie und klopfte TJ den Rhythmus auf die Schulter. »Jetzt noch mal.« Aber es nützte nichts. TJs Glieder schienen nicht mitmachen zu wollen.
    Und sie war nicht die Einzige, die Probleme hatte. Vanessa hörte Steffie hinter sich schwer atmen. Vorne kämpfte Elly damit, im Takt zu bleiben, aber ihre Beine waren einen halben Schlag zu langsam, und sie stieß mit der Tänzerin vor ihr zusammen. Die einzige andere Person, die zurechtzukommen schien, war Blaine, der so dicht zu dem Tänzer vor ihm aufgeschlossen hatte, dass er seinen dunkelblonden Hinterkopf berühren konnte.
    »Jetzt schlägt es um«, sagte Hilda. Die Geschwindigkeit der Musik änderte sich einmal mehr. »Stellt euch vor, wie die Samen einer Pusteblume vom Wind davongetragen werden. Das ist die Bewegung, die ihr sehen sollt. Wir versuchen, das Muster des Chaos zu erfassen. Eins-zwei und drei und vier, fünf-sechs und eins   … «
    Vanessa schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, sie wäre der lange Stängel einer Blume und würde auf einem Feld stehen, durch das der Wind strich.
    Und plötzlich ergab das Ganze einen Sinn.
    Ihr Körper bog sich und wölbte sich und beugte sich wieder zurück und krümmte sich, noch bevor Hilda ihre Kommandos gab. Ihre Arme bewegten sich mal hierhin, mal dahin, als hätte sie keinen eigenen Willen mehr, sondern schwanke wie eine Blume im Wind.
    Und dann ergriff ein seltsames Gefühl von ihr Besitz.
    Ihre Schritte wurden schneller, und ihre Glieder schienen sich ohne ihr Zutun zu bewegen. Sie warf einen kurzen Blick auf ihr Spiegelbild, aber es war zu undeutlich. Der Rhythmus von Hildas Klatschen schien mit ihrem eigenen Puls im Einklang zu stehen, und die Zeit um sie herum schien sich aufzulösen.
    Sie drehte sich immer schneller, ihre Zehen krallten sich in die Schuhe, während sie ihren Schwerpunkt suchte. Der Raum schien sich zu krümmen, der Boden schmolz dahin, bis sie den Schmerz nicht mehr spürte, den der harte Holzboden in ihren Füßen verursachte. Vanessas Klassenkameraden verwandelten sich in einen wirbelnden Hintergrund aus Farben. Hildas Klatschen klang weit entfernt, fast wie unter Wasser. Ihre Stimme wurde undeutlich, als würde alles um Vanessa herum sich wie in Zeitlupe bewegen.
    Margaret
, dachte Vanessa.
Margaret.
Nichts anderes schien mehr wichtig zu sein.
    Hildas lautes Klatschen holte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie kam langsam zum Stehen und neigte den Kopf, damit sich ihre Augen wieder scharfstellen konnten.
    »Du hast wunderbar ausgesehen«, sagte Steffie, während die anderen Mädchen Pause machten, um etwas zu trinken. »Kein anderer hat es geschafft, diese Sache zu Ende zu tanzen, aber du hast einfach weitergemacht. Es sah aus, als wärst du schwerelos.«
    »Das war reines Glück«, sagte Vanessa und hielt sich an der Ballettstange fest, um einen sicheren Halt zu

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