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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Liste in die Finger bekommen? Ich dachte, sie wird erst nächste Woche bekannt gegeben!«
    Steffie holte sich das Blatt Papier zurück. »Es ist die alte Liste von damals vor drei Jahren, als sie den
Feuervogel
schon einmal geprobt haben. Und sie ist für Vanessa.«
    Vanessa erstarrte.
    »Das Stück wurde dann aber nicht aufgeführt«, sagte Steffie leise und schaute Vanessa ins Gesicht. »Die Solotänzerin verließ die Schule, ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen. Und obwohl es eine Zweitbesetzung gab, sagte Josef vor lauter Wut die Produktion ganz ab. Ich hab gehört, wie einige aus den oberen Klassen darüber geredet haben. Es klingt, als ob er völlig durchgedreht wäre.«
    »Wie bist du an diese Liste gekommen?«, fragte Vanessa.
    »Ich arbeite an einem Referat für meinen Journalismus-Kurs, und dabei ist sie mir untergekommen. Ich dachte, sie könnte dir vielleicht nützlich sein für   … « Steffie machte eine kurze Pause. »Für dein Referat über den
Feuervogel
. Vielleicht lohnt es sich ja, mal mit einigen der älteren Schüler zu sprechen?«
    Vanessa nahm ihr den Zettel aus der Hand und überflog die Liste der Darsteller:
    Adler, Margaret   …   …   …   …   …   … Der Feuervogel
    Sie berührte mit dem Finger den Namen ihrer Schwester, aber ihr Schweiß verschmierte die Tinte. Vanessa schnappte nach Luft. Der Name
Margaret
war jetzt verwischt, die Buchstaben waren kaum mehr zu erkennen. Alles, was noch übrig war, war
Adler
, als ob die Schicksalsgöttinnen ihre Schwester hätten verschwinden lassen. Es blieb eine Lücke, die gerade groß genug war, dass ihr eigener Vorname hineinpasste.

Kapitel zehn
    Vanessa zog sich eine elegante Strumpfhose an und schlüpfte in ein Kleid mit langem Reißverschluss. Sie fuhr sich flüchtig mit dem Kamm durchs Haar und bändigte es mit einer Spange. Ihre Wangen waren gerötet. Sie trug ein wenig Make-up auf, einen Hauch Lipgloss –
schmatz
– und fertig. Zuletzt warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel, strich sich noch einmal das Haar glatt und guckte auf die Uhr.
    Eine Minute nach acht. Sie war spät dran.
    Sie schnappte sich ihren Geldbeutel und eilte zur Tür hinaus.
    Vanessa hatte Zweifel, ob Zep wirklich kommen würde. Vielleicht hatte sie sich das mit dem Date ja auch nur eingebildet, oder er würde ihr wieder entgleiten, so wie es auch nach seiner Nachricht der Fall gewesen war. Als sie jedoch zum Brunnen in der Mitte der Lincoln Center Plaza kam, stand er da – seine Gestalt war so real wie die Wasserfontäne, die hinter ihm glitzernde Tröpfchen versprühte. Er lehnte sich an den Brunnenrand. Seine schlanke Gestalt war in einem gut sitzenden schwarzen Anzug verpackt wie ein Geschenk. Er stand, die Hände lässig in den Hosentaschen, mit dem Rücken zu Vanessa.
    »Zep«, sagte sie und wollte ihm gerade auf die Schulter tippen.
    Er drehte sich um, und ein warmer Lichtschein fiel auf sein Gesicht. »Vanessa«, sagte er leise. »Du siehst   … «, er verschlang sie geradezu mit den Augen und suchte nach dem richtigen Wort, »   …
überirdisch
aus.«
    Sie lächelte und war froh, dass es dunkel war und er nicht sehen konnte, wie sie errötete. »Ich?«, fragte sie lachend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Nein. Ich bin nur ein ganz normales Mädchen aus Massachusetts, das nach New York gekommen ist, um Tänzerin zu werden.«
    Zep lachte. »Das heißt also, es macht dir nichts aus, einfach nur einen ganz normalen, ruhigen Freitagabend in New York mit mir zu verbringen?«
    Vanessa lächelte und schüttelte den Kopf. Doch auf einmal hatte sie das Gefühl, dass jemand sie über den Platz hinweg beobachtete. Justin.
    »Gut«, sagte Zep und wandte sich Richtung Broadway.
    Doch Vanessa folgte ihm nicht. Justin stand regungslos unter einer Laterne, als wäre er zur Salzsäule erstarrt, weil er sie mit Zep zusammen gesehen hatte. Sein Blick war beinahe melancholisch und ruhte fest auf ihr. Zep sah sie fragend an. »Alles in Ordnung?«
    Vanessa fühlte sich auf einmal schuldig, als Justin sich umdrehte und davonging. Aber warum eigentlich? Sie hatte nichts weiter mit ihm zu tun, und sie wusste wirklich nicht, warum sie sich von ihm immer die Stimmung verderben ließ. »Ach, ich hab nur   … «, begann sie, aber dann schüttelte sie die Gedanken an Justin ab. »Egal!«, entschied sie und sah Zep lächelnd an. »Also, wo gehen wir hin?«
    »Oooch«, sagte Zep mit einem schelmischen Blick. »Irgendwohin, wo’s ganz normal

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