Dance of Shadows
Stück Pizza von einem Pappteller zu essen. Du bist anders als die Mädchen, mit denen ich bisher ausgegangen bin.«
Vanessa zuckte bei seiner Erwähnung anderer Mädchen innerlich zusammen. In ihrer Vorstellung bestand Zeps Vergangenheit aus einer endlosen Reihe groß gewachsener, gertenschlanker Schönheiten an seiner Seite. Im Vergleich zu ihnen war sie nur eine kleine, unerfahrene Ballettschülerin, die noch nie einen Jungen geküsst hatte. Was fand er nur an ihr?
Zep musste gespürt haben, wie sie sich fühlte. »Tut mir leid.« Seine Stimme klang nervös. »Das war eigentlich als Kompliment gemeint. Ich wollte damit sagen, dass ich noch nie ein Mädchen kennengelernt habe, mit dem ich auf einer Treppe sitzen und es dennoch so genießen konnte, als säßen wir in einem eleganten, sündhaft teuren Restaurant. Es klingt absurd, aber ich kann mich an solchen Orten nie entspannen. Ständig denke ich, dass ich gleich rausgeworfen werde.«
Vanessa lachte. »Ich weiß genau, was du meinst.«
Zep berührte ihre Hand, als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich neben ihm saß. »Du bist real«, sagte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Vanessa schmolz bei seiner Berührung dahin. Sie blickte zu ihm auf. »Und du? Bist du auch real?«
Zep fasste sich an die Brust, als hätten ihn ihre Worte schwer getroffen. »Natürlich bin ich das. Wie kann ich es dir beweisen?«
Vanessa biss sich auf die Lippe und tat so, als würde sie angestrengt nachdenken. »Du könntest etwas zwischen den Zähnen hängen haben. Oder irgendwas Peinliches sagen. Oder vielleicht in der Probe einen Patzer machen. Nur ein Mal.«
»Kein Problem«, erwiderte er, aber dann verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht. »Doch zuerst muss ich dir eine ernsthafte Frage stellen.«
Vanessa schluckte. »Okay.«
Zep beugte sich zu ihr vor, und sein Gesicht war besorgniserregend ernst. Dann raunte er geheimnisvoll: »Gibst du mir etwas von deinem Mineralwasser? Ich hab meins schon ausgetrunken.«
Vanessa musste lachen und reichte ihm ihren Becher.
»Danke«, sagte er grinsend, und sie tranken abwechselnd mit demselben Strohhalm. Nun blickten sie nicht mehr wie außenstehende Betrachter auf das lebhafte Treiben der City, sondern sie verschmolzen damit, bis sie nur ein weiteres Paar waren, das, auf einer Treppe sitzend, die warme Herbstnacht genoss.
Danach führte Zep sie die Straße hinunter in ein gemütliches Café. Die Deckenverkleidung bestand aus plattgehämmerten Getränkedosen, und eine lange Glastheke beherrschte den Raum. Sie war angefüllt mit Platten voller bunter Petits Fours und Gebäck, und auf Etageren standen Kuchen und Meringues neben der Kasse, wo eine alte Frau den Gästen ihre Kaffeebecher oder Teetassen anreichte. Sie lächelte Vanessa freundlich an, als diese sich vorbeugte und voll Ehrfurcht die Kuchen inspizierte. Vanessa spürte eine angenehme Aufregung. So hatte sie sich nicht mehr gefühlt, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war.
Zep beugte sich amüsiert neben ihr herunter. »Sieht irgendetwas verlockend aus?«
»Da hat man die Qual der Wahl«, sagte sie. »Ich kann mich so schwer entscheiden.«
Er blickte von Vanessa zum Gebäck hinter dem Glas. »Ich glaube, ich weiß genau, was du möchtest.«
»Ach, wirklich?«, sagte sie und sah ihn herausfordernd an. »Und was ist das deiner Meinung nach?«
Zep sah ihr forschend ins Gesicht, als versuche er ihre Gedanken zu lesen. »Vertraust du mir?«
Vanessa zögerte. »Ich denke schon.«
»Gut«, erwiderte er und stand auf. »Warum suchst du uns nicht schon mal einen Tisch? Ich bin in einer Minute bei dir.«
»Okay«, erwiderte sie mit skeptischem Lächeln. Sie beobachtete ihn von Weitem, als er sich über die Theke beugte und mit der Frau hinter der Kasse sprach, bis sie nickte und in der Küche verschwand.
Zep bestellte für sich einen Milchkaffee und einen heißen Cidre für Vanessa und trug beides zu einem Ecktisch. Sie teilten sich ein Stück Mandelcremetorte, deren Glasur so zartschmelzend war, dass sie Vanessa auf der Zunge zerging.
»Ich hab mir gedacht, das würde dir schmecken.«
»Wie hast du …?«
»Ich beobachte dich schon eine ganze Weile.« Er berührte eine Strähne ihres langen Haars und strich dann sanft über die blassen Sommersprossen auf ihrer Schulter. »Es ist schwer, dich nicht zu beachten. Du bist nicht wie die anderen Mädchen hier. Du bist überhaupt anders als alle.«
Vanessa sah ihn an, und langsam glitt ein
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