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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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seinem Schweiß blieb auf ihrer Zunge zurück, als sie es zuließ, dass er sie mit seinen warmen, salzig schmeckenden Küssen bedeckte.
    Als Vanessa in ihr Zimmer zurückkam, schloss sie die Tür hinter sich und ließ sich mit einem seligen Lächeln langsam an der Wand hinuntergleiten. Sie konnte Zeps Duft noch immer an ihren Kleidern wahrnehmen und fühlte seinen starken Körper auf ihrem Brustkorb. Er hatte ihr seinen dicken Pullover gegeben, und die dunkle Wolle trug noch immer seine Körperwärme. Sie schmiegte sich hinein und atmete seinen erdigen Duft ein.
    TJ war noch in der Bibliothek, und Vanessa hatte das Zimmer ganz für sich. Sie zog Zeps Pullover aus und versteckte ihn zwischen ihren Kissen. Dann wollte sie gerade ihren Eltern eine E-Mail schreiben, doch als sie sich hinunterbeugte, um das Ladegerät für ihr iPad aufzuheben, bemerkte sie eine kleine Schachtel unter ihrem Bett.
    Vanessa hatte sie vorher noch nie gesehen, obgleich sie eindeutig schon eine Weile dort gelegen haben musste, denn sie war von einer Staubschicht bedeckt. Sie muss TJ gehören, dachte Vanessa. Vielleicht war sie ja aus Versehen unter ihr Bett geraten. Doch als sie das Schächtelchen umdrehte, sah sie, dass ihr Name darauf geschrieben stand.
    Neugierig und verwirrt öffnete sie es. Darin lag ein Stück Kolophonium, wie Vanessa es in Josefs Büro gesehen hatte, nur dass dieses hier in ein Blatt Papier eingewickelt war. Sie hielt es sich prüfend an die Nase und zuckte von dem verbrannten Geruch angewidert zurück. In ausreichendem Abstand strich sie das Blatt Papier glatt und las:
    Habe gerade ein voll krasses Gespräch zwischen J und H mitgehört. Komm in mein Zimmer, sobald Du zurück bist, und ich zeig Dir, was man mit diesem Zeug anstellen kann. Sag niemandem ein Wort davon! Und beeil Dich!
    Elly
    Ihre Handschrift war ein unordentliches Gekritzel, als hätte sie den Brief in großer Eile geschrieben. Verwirrt las Vanessa die Nachricht noch einmal. Elly war seit fast einem Monat fort! Hieß das etwa, dass sie das geschrieben hatte, bevor sie die Schule verlassen hatte? Und warum hatte sie ihr einen Brief auf diesen Zettel geschrieben, statt ihr eine SMS oder eine E-Mail zu schicken? Der einzige Grund, der Vanessa einfiel, war, dass sie nicht gewollt hatte, dass den Brief jemand anderes fand als sie oder TJ. Aber warum nur?
    Sie blickte hinunter auf das klebrige bernsteinfarbene Stück Kolophonium in ihrer Hand, drehte es um und untersuchte es genau. Es war ganz flach und gerade so groß, dass man es unter ihrer Zimmertür durchschieben konnte. Hatte es Elly an dem Abend, an dem sie alle in der Ballettaufführung gewesen waren, aus Josefs Büro mitgenommen und dann unter Vanessas Tür durchgeschoben, bevor sie verschwunden war? Die Schachtel war so klein, dass Vanessa sie leicht hatte übersehen können, insbesondere, da auf TJs Seite des Zimmers immer ein ziemliches Chaos herrschte. Sie versuchte sich jenen Abend ins Gedächtnis zu rufen. Damals war sie mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen, denn sie hatte gerade die Nachricht von Zep erhalten. Was sie kurz danach alles gemacht hatte, daran konnte sie sich jetzt gar nicht mehr erinnern. Und was meinte Elly mit »was man mit diesem Zeug anstellen kann«? Und waren »J und H« die Abkürzungen für Josef und Hilda?
    Sie legte das Kolophonium, eingewickelt in ein Papiertaschentuch, auf ihren Nachttisch. Dann wischte sie sich die Hände ab undgriff nach ihrem Handy. Sie wählte Ellys Nummer, aber wie immer meldete sich nur die Mailbox. Vanessa hörte sich die formelle, leblose Stimme der automatischen Ansage an, die ihr einmal mehr mitteilte, dass Ellys Anrufbeantworter voll war.

Kapitel dreizehn
    Steffie ging in ihrem Zimmer auf und ab, die Nachricht von Elly in der Hand. Das Stück Kolophonium lag auf ihrem Schreibtisch. Vanessa und Steffie hatten die vergangene Stunde damit zugebracht, das Kolophonium auf Papier zu verreiben, auf ihrer Haut, auf ihren Ballettschuhen; sie hatten es in Wasser getaucht, es zwischen ihren Handflächen geknetet, sogar eine Ecke hatten sie abgeschnitten und es in der Mikrowelle in der Küche erhitzt, bis es geschmolzen war. Der Geruch war so unerträglich, dass sie die blubbernde, sirupähnliche Masse nur noch abkratzen und in den Müll werfen konnten, dann zogen sie sich schleunigst wieder in Steffies Zimmer zurück.
    »Probier das Zeug doch mal«, sagte Steffie. Draußen wurde es Nacht in Manhattan, und durch das offene Fenster sahen die Lichter

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