Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
Vom Netzwerk:
Entsetzen und Verzweiflung aufkreischte. Der schwindende Schein hatte einen gigantischen dunklen Umriss offenbart, der aus dem Morast aufstieg.
    Das Boot kenterte. Die goldenen Holzplanken begannen zu sinken. Die Prinzessin wurde herausgeschleudert und versuchte, sich über Wasser zu halten, indem sie mit den winzigen Händen um sich schlug.
    Hinter ihr erhob sich eine riesige Insel aus Schleim und Matsch. Aus verkrusteten Nasenlöchern ergossen sich Ströme aus schwarzem Morast. Dann öffneten sich blinzelnd zwei große gesprenkelte Augen. Es war ein unheimlich riesiger und uralter Frosch, der im Laufe zahlloser Jahre aufgedunsen und kolossal gewachsen war: der König der Sümpfe.
    Lee brüllte der Prinzessin zu, mit den Beinen zu schlagen, und machte ihr mit den Armen vor, wie sie sich durchs schäumende Wasser bewegen konnte.
    »Dreh dich nicht um!«, schrie er, während seine eigenen Beine beim Anblick und Gestank des Ungetüms weich wurden. »Schau mich an. Dreh dich nicht um! Komm schon! Schwimm zu mir. Du schaffst das! Na komm!«
    Sie kämpfte sich vorwärts, schluckte Wasser und ging immer wieder in den aufgewühlten Wogen unter, während Lee hilflos zusehen musste.
    Die gelben Augen des Sumpfkönigs blickten über die schäumende Oberfläche seines Wasserreichs und blieben dann an Telein hängen, die panisch und ungelenk davonzuschwimmen versuchte. Der buckelige glitzernde Kopf schob sich leise nach vorn und ein gähnendes Maul voller nadelspitzer Zähne öffnete sich.
    Das Monster biss zu.
    Lee taumelte rückwärts und hielt sich die Augen zu.
    Die gequälten Schreie der Prinzessin dauerten nicht lange an. Im Handumdrehen hatte der König der Sümpfe sie schmatzend zerkaut und hinuntergeschluckt. Dann fuhr er herum und starrte hungrig Lee an.
    Der von Grauen gepackte Junge kauerte inzwischen auf allen vieren. Ihm war schlecht. Er musste aus diesem irren, kranken Albtraum verschwinden. Er verkraftete das nicht länger.
    Lee kam rutschend auf die Beine – und fiel sofort wieder hin. Sein Fuß hing irgendwo fest. Als er sich umdrehte, schrie er gellend auf. Um seinen Knöchel hatte sich das Ende einer fahlen, fleckigen Zunge gewickelt, die über das Moor ragte und im riesigen Maul des Monsterfrosches endete. Dann fing sie an, ihn vom Ufer fortzuzerren.
    Lee trat mit dem freien Fuß nach der Zunge, aber es hatte keinen Sinn. Sie war hart wie Stahl. Er hämmerte mit den Fäusten darauf ein und zerrte mit den Fingern daran, doch es war aussichtslos, und schon bald fand er sich im Wasser wieder.
    Panisch griff Lee in die Hosentasche und holte sein Taschenmesser heraus, mit dem er wie ein Irrer auf die Zunge einstach. Schwarzes Blut strömte hervor und der König der Sümpfe kreischte auf. Die Zunge schnalzte zurück in seinen grässlichen Mund, seine Augen füllten sich mit Zorn. Ringsum begann das Moor zu kochen und zu brodeln, dann warf sich das Monster in die Höhe und auf Lee zu.
    Der Junge rappelte sich aus dem Matsch hoch und rannte zu dem bebenden Pfad. Im Vorbeilaufen schnappte er sich seine Nikes, während sich der gigantische Leib des Königs der Sümpfe bereits aus dem Wasser geschoben hatte und hinter ihm hertrampelte. Lee hörte, wie die gespreizten Füße mit den Schwimmhäuten grauenhaft schnell über das Ufer platschten, und spürte den wütenden Atem im Nacken. Er verdrängte seine Angst bis in den hintersten Winkel seines Verstandes und konzentrierte sich darauf zurückzukehren – an diesen anderen Ort, den er als die reale Welt kannte. Er rief sich seine Hütte in Erinnerung, die weiche Federdecke, auf der er lag, sogar den überwältigenden Geruch von Marcus’ Duschgel und Deo …
    Er sprang und der König der Sümpfe schnappte zu.
     
    Lee trat und schlug um sich. Dann fiel er aus dem Bett.
    Es war dunkel, aber warm und trocken, und er hörte Marcus schnarchen. Lee hätte vor Erleichterung beinahe geweint. Er war zurück – und über und über mit Schlamm eingesaut. Erschöpft und verstört von dem, was er erlebt hatte, stolperte er ins Erdgeschoss und unter die Dusche, noch immer komplett angezogen.
    »Das war zu knapp«, sagte er sich. »Das letzte Mal – das war das letzte Mal!«
    Zehn Minuten später hingen seine ausgewrungenen Klamotten zum Trocknen über dem Treppengeländer. Lee warf die schmutzige Bettdecke von der Matratze und fiel ins Bett. Er hoffte inständig, in seinen Träumen nicht von Telein verfolgt zu werden, auch wenn er wusste, dass er diesen letzten Anblick, kurz

Weitere Kostenlose Bücher