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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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polierte Holz des Bootes und spiegelte sich in ihren Augen, sodass diese wie Smaragdfeuer strahlten.
    Er wünschte, er hätte sein Handy dabei, um ein Foto zu schießen, denn sein Wortschatz beinhaltete zu wenig besondere Ausdrücke, um sie auch nur annähernd zu beschreiben.
    »Warum bist du in deiner winzig kleinen gepimpten Jolle heute Nacht hier draußen?«
    »Ich bin unterwegs, um den König der Sümpfe zu treffen«, erklärte sie. »Aufgebrochen bin ich an der Felsengrotte, von wo aus ich dem vergifteten Strom gefolgt bin und das leere, schlafende Land durchkreuzt habe. Nun bin ich am Ende meiner Reise angelangt. Jeden Mittwinter muss eine Jungfer der Danu dem Herrscher dieses Königreichs Tribut zollen. In diesem Jahr gebührt diese Ehre mir.«
    »Tribut zollen? Wie? Singen und tanzen und ihm erzählen, wie toll er ist – so einen Scheiß?«
    Sie gluckste vor Lachen. »Ich bin keine Nachtigall. Die Ohren des Königs würden es zutiefst bedauern, wenn er mir auftragen sollte, für ihn zu singen. Nie kann ich mir Rhythmus und Refrain merken.«
    »Ha, das geht mir genauso! Ich singe immer voll schief. Nicht, dass mich das abhält.«
    Die kleine Prinzessin glättete die Falten ihrer Robe. »Ach, wenn Singen doch meine einzige Pflicht in dieser Nacht wäre.« Sie stieß ein tiefes Seufzen aus.
    »Was ist denn los?«, fragte Lee behutsam.
    Sie legte die kleinen Hände unter ihr Kinn, um das Zittern zu stoppen. »Heute ist meine Hochzeitsnacht«, gestand sie. »Und dieses Schiff ist meine Mitgift.«
    »Nie im Leben! Du heiratest diesen Hackfressenkönig? Warum zur Hölle das denn?«
    »Der König der Sümpfe nimmt sich jeden Mittwinter eine neue Ehefrau. So lautet der Vertrag zwischen unseren Völkern – ein geringer Preis, um den Frieden zu wahren. Sonst schickt er seine Armeen, um unsere goldenen Gewölbe anzugreifen. So halten wir es nun schon seit vielen Jahren.«
    »Erpressung ist das!«
    »Ihr sprecht fürwahr in einer merkwürdigen Weise, mein nachtgesichtiger Riese.«
    »Im Augenblick spreche ich wutschäumisch. Man kann dich doch keinen solchen Gangster und Drecksack heiraten lassen, den du noch nie gesehen hast! Was ist mit den ganzen anderen Frauen? Wie viele will er denn noch?«
    Telein schüttelte den Kopf und runzelte besorgt die Stirn. »Das weiß keiner. Wenn der Fluss die Braut erst einmal aus unserem Berg trägt, hört und sieht man nichts mehr von ihr.«
    »Mädchen – Eure königliche Majestät –, du musst schleunigst raus aus deiner Kitschjolle! Jetzt gleich!«
    »Das ist unmöglich. Ich werde meine Pflicht tun. Der Vertrag muss eingehalten werden. Nur so wird der zerbrechliche Friede gewahrt.«
    Plötzlich wurde das glitzernde kleine Schiff von einer Strömung erfasst, die es weiter auf das Moor hinaustrug. Lee sprang auf und rannte den matschigen Damm entlang, um Schritt zu halten, doch das Boot wirbelte unablässig ins Zentrum des eisigen Gewässers.
    »Süße!«, schrie er. »Vertrau mir, du musst da raus!«
    »Ich begreife nicht, warum keine Gesandten gekommen sind, um mich zu empfangen«, murmelte sie und spähte in die Dunkelheit jenseits des rosigen Laternenscheins. »Wo sind seine Hallen und Schlösser?«
    »Prinzessin!«, brüllte Lee. »Hör auf mich! Komm zurück, so schnell wie möglich!«
    Sie blickte sich gedankenverloren um. So sollte das alles nicht ablaufen. Wo war die Musik? Der Festschmaus? Die jubelnden Untertanen? Ihr Unbehagen wandelte sich zu Furcht. Dieser böse, trostlose Ort war voller Gefahren. Sie musste fort. »Mein Riese!«, rief sie über den Sumpf. »Rettet mich. Ich flehe Euch an. Ich kann nicht schwimmen!«
    Lee kickte bereits seine Schuhe von sich und watete in den eiskalten Sumpf hinein. Er war gerade erst zwei Schritte weit gekommen, als der schlüpfrige Schlamm ihn hinunterzog und bis zur Hüfte verschluckte. Nur mit größter Mühe kämpfte er sich zurück ans Ufer, wo er keuchend und schwitzend vor Erschöpfung liegen blieb. Er konnte nicht zu ihr, also war er machtlos. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen, und zwar schnell.
    »Benutz deine Hände als Paddel!«, rief er ihr verzweifelt zu. »Anders geht es nicht!«
    Nickend kniete sie sich an den Bug und streckte die Arme aus.
    Da passierte es. Enorme Blasen stiegen unter dem Schiffchen auf und brachten es zum Schwanken. Die Laterne rutschte von ihrem Haken und stürzte platschend ins brodelnde Wasser. Wie ein rosa Stern glitt sie immer tiefer in die trüben Wogen, während Telein vor

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