Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
Vom Netzwerk:
Winterhimmel ab. Das frostige Mondlicht spiegelte sich schwach in den groben Mauersteinen und der geschwungenen Spitze inmitten des von Zinnen eingefassten Firsts. Furchterregende Stacheln ragten aus den schiefen Wänden und aus einem offen stehenden Bogenfenster drang ein kaum wahrnehmbares grünliches Glühen.
    »Ookaaaay«, wisperte Lee und fühlte sich reichlich unwohl in seiner Haut. »Nur so eine Vermutung: Das ist nicht das Penthouse der guten Fee.«
    Zeit zu gehen. Das Brot des Müllers konnte noch einen Tag warten. Lee würde hier keine Minute länger bleiben. Er drehte sich um, um seine schmatzenden Schritte zurückzuverfolgen, doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
    Hinter den Gräsern waberte ein sanftes rosa Licht. Auf dem Wasser schwebte eine leuchtende rosige Flamme.
    »Oh, sei bitte kein Irrlicht!«, zischte er. »Ihr Typen bringt immer nur Ärger!« Unschlüssig, was er machen sollte, wartete er ab. Das Leuchten kam näher, bis Lee es endlich richtig sehen konnte. Es war kein Irrwisch.
    Die Flamme saß in einer kleinen Laterne, die wie ein Edelstein geformt war, nicht größer als ein Feuerzeug. Sie baumelte an einem reich verzierten Haken über einem winzigen Boot, dessen Heck mit filigranen Libellenflügeln geschmückt war. Es war ganz aus funkelndem Gold, dabei aber nur so groß wie eine Schuhschachtel. Auf Seidenkissen saß darin eine Puppe mit einem wunderschönen, engelsgleichen Gesicht und langen goldblonden Haaren, die ihr über die Schultern fielen. In die wallenden Zöpfe waren lebendige Schmetterlinge geflochten, die schläfrig von der Kälte waren, und die Puppe trug eine hauchzarte Robe, besetzt mit silbernen Blumen und winzigen Kristallen. Gerade als Lee sich fragte, was zum Teufel eine Puppe in einem funkelnden Boot, und dann auch noch in einer Nacht wie dieser, hier verloren hatte, bewegte sie sich. Entsetzt begriff er, dass sie lebendig war.
    Das Boot segelte langsam den trägen Sumpfstrom entlang. Da drehte sich das Mädchen zu Lee und ein überraschter Ausdruck stahl sich auf ihre blassen Züge.
    »Beim Blut der lieben Erde!«, rief sie. »Was seid Ihr? Ihr seid so groß wie ein Baum und Euer Antlitz ist dunkel wie die Nacht. Seid Ihr ein Riese und Abgesandter des Königs?«
    Lee löste sich aus seiner Schockstarre und grinste sie an. Dieser kranke Ort war voller verrückter Überraschungen.
    »Nein«, sagte er. »Mit den Typen aus dem Schloss habe ich nichts zu tun, soweit es sich vermeiden lässt.«
    »Nicht diese Könige, Dummchen!« Sie lachte süß. »Es gibt viele Monarchen über und unter diesem Land. Ich selbst bin Telein, Tochter des Königs unter dem Steinernen Berg.«
    »Ach so. Na dann, hallo, Prinzessin«, antwortete er und musste schmunzeln, als er eine unbeholfene Verbeugung machte.
    »Ihr gehört nicht zum Hofe des Königs der Sümpfe? Merkwürdig, jemand hätte mich hier in Empfang nehmen sollen. Das ist höchst unschicklich!«
    »Ich bin nur auf der Durchreise«, erklärte er. »Einen Sumpfkönig kenne ich nicht.«
    Telein rutschte in ihrem Boot ein Stück vor und wisperte hinter vorgehaltener Hand: »Dann könnt Ihr Euch glücklich schätzen. Man munkelt, er sei ungewöhnlich hässlich.«
    Lee kicherte. Er mochte diese zarte Prinzessin. »Darf ich eine persönliche Frage stellen?«, flüsterte er vorsichtig.
    »Ich wüsste nicht, wie ich das verhindern sollte«, antwortete sie keck. »Dennoch behalte ich mir vor, nicht zu antworten.«
    »Ich will wirklich nicht respektlos sein oder so, also bekomm das nicht in den falschen Hals, aber: Bist du eine Elfe oder ein Gnom oder eine Fee oder so?«
    Telein rutschte auf ihren Kissen zurück und klatschte vergnügt in die Hände. »Und ob Ihr ein ungehobelter Bursche seid!« Sie lachte. »Ich gehöre zum Volk der Danu. Wirklich, habt Ihr das nicht erkannt? Sind wir schon so in Vergessenheit geraten?«
    »Ich bin neu in der Gegend.«
    Ihre hellgrünen Augen starrten in die Düsternis. »Wir waren hier schon lange, bevor der Prinz der Dämmerung die Mauern von Mooncaster erbaute«, erzählte sie. »Und bevor die Lamia den Himmel verpestete. Doch wir haben die Oberwelt verlassen, schon vor Jahrhunderten, und uns eine neue Heimat tief unter der Erde gesucht – in den goldenen Höhlen.«
    Lee war noch immer nicht schlauer, aber er beließ es dabei und kniete sich hin, um auf gleicher Höhe mit ihr zu sein. Sie hatte ein wirklich absolut zauberhaftes, putziges Gesicht. Das sanfte Laternenlicht tanzte über das

Weitere Kostenlose Bücher