Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
wer fehlt, und entscheiden dann, wie wir weiter vorgehen.«
Inzwischen waren alle Kinder wach. Ängstlich lugten sie aus ihren Türen und fragten sich, was los war. Der Lärm der Schüsse hatte ihnen einen riesigen Schrecken eingejagt, und als die Punchinellos auf sie zustapften, um sie auf die Wiese zu zerren, waren sie überzeugt, dass man sie erschießen wollte.
Yikker stürmte zu Marcus’ Hütte, um sich davon zu überzeugen, dass der Junge auch wirklich nicht in seinem Bett lag. Als er Marcus mit Lee und Spencer auf der Türschwelle stehen sah, blieb ihm der Mund offen stehen. »Stinkejunge!«, kreischte er außer sich. »Was du hier machen?«
Marcus stand noch immer Todesängste um Maggie aus, versuchte aber, so normal wie möglich zu wirken. »Was meinst du? Ich habe tief gepennt, bis das Geballere losging. Ich hatte einen tollen Traum von reifen, prallen Melonen –«
»Lügen!«, brüllte ihn der Wächter an und zog seine Pistole. »Lügen, Lügen, Lügen!«
Auf der Stelle hoben die Jungs die Hände. »Beruhig dich, Alter!«, meinte Lee. »Wir wollen ja nicht, dass das Ding da aus Versehen losgeht. Wir machen keinen Ärger.«
Yikker fletsche die Zähne und wedelte drohend mit der Pistole vor Marcus’ Augen herum. Dann presste er ihm die Mündung an die Stirn. Sie war noch immer warm. Der Junge schauderte, als der sadistische Wärter sie über seine Augenbraue und dann über seine geprellte Wange gleiten ließ. »Du Yikker zum Narren machen«, zischte er. »Großer Fehler, Stinkejunge. Yikker nicht mag. Du noch wünschen, ich dich besser totgeschossen.«
»Ich … ich weiß nicht, wovon du redest. Ich war im Bett.«
Der Punchinello tippte mit dem Finger gegen den Abzug. Marcus rann ein Tropfen Angstschweiß über die Schläfe.
»Beeilung!«, rief Jangler ungeduldig. »Bringt sie raus!«
Yikker grinste höhnisch, dann spuckte er vor Marcus aus und trat zur Seite. »Geht!«, schnauzte er.
Die drei Jungs eilten zur Tür.
»Sich Freunde zu machen, ist eine lebenswichtige Eigenschaft, die du nicht besitzt«, flüsterte Lee Marcus zu, während sie auf die Wiese rannten.
Die anderen Kids waren bereits alle versammelt. Die meisten zitterten vor Furcht und rechneten mit dem Schlimmsten. Alasdair verlangte, dass man ihm sagte, was los war, doch Jangler konzentrierte sich lediglich darauf, alle Anwesenden durchzuzählen. Christina wischte sich den Schlaf aus den Augen und begann, sich allmählich zu wundern, wo Maggie steckte. Sie blickte sich nach ihr um, konnte sie aber nirgends ausmachen.
Charm wartete nervös auf Marcus und rannte, als er auftauchte, sofort zu ihm.
»Ich weiß es nicht!«, sagte er, bevor sie ihn etwas fragen konnte. »Sie muss noch irgendwo da drüben festsitzen.«
»Dann ist sie geliefert!«, stöhnte Charm. »Die werden merken, dass sie nicht da ist, und sie suchen.«
Hauptmann Swazzle brüllte Yikker in der merkwürdigen Punchinello-Sprache an. Yikker reagierte mit einem beleidigten Schulterzucken, starrte auf den Boden und nuschelte eine kleinlaute Antwort. Swazzle kreischte etwas zurück, wofür keiner eine Übersetzung brauchte. Yicker zuckte zusammen und stierte Marcus dann mit frisch entfachtem Hass an.
Jangler runzelte die Stirn. Ein Gefangener schien zu fehlen. Er wollte gerade noch einmal zählen, als Swazzle auf ihn zustakste. »Yikker Fehler gemacht«, berichtete der Hauptmann. »Junge nicht weg, Junge hier.«
»Was? Dann war dieser ganze Aufstand umsonst? Ihr müsst Euch diesen Burschen einmal zur Brust nehmen, Hauptmann. Auf der Stelle! Ich muss sicherstellen, dass auch wirklich alle einundzwanzig Gefangenen hier sind. Stellt sie in Reihen auf. Wenn sie alle wie Kraut und Rüben durcheinanderstehen, behält man unmöglich den Überblick.«
Swazzle schrie die Kinder an, woraufhin sie sich sofort wie gewünscht gruppierten.
Charm warf Marcus einen sorgenvollen Blick zu. Das war’s! Jetzt würden sie merken, dass Maggie fehlte. Verzweifelt blickte sich Charm um. Dann schrie sie entsetzt auf. »Spinnenmonster!« Sie deutete auf den Zaun. »Gleich zwei! Aaaaahhhh!«
Chaos brach aus. Die Kinder flohen Hals über Kopf und die Punchinellos feuerten in die Dunkelheit, was die Panik noch vergrößerte. Charm kreischte und sah in so ziemlich jeder Richtung Große Gaagler, nur nicht nahe dem Hauptgebäude. Oben im Rutschenturm stieß Garrugaska einen Kampfschrei aus und wetzte die Treppe nach unten, um dieses nasenfressende Ungeziefer abzuknallen.
Marcus nutzte die
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