DanDep-StaderVer
haben.«
»Super. Und was genau machen wir für ihn?«
»Er wird erpresst.«
»Ich dachte, sein Leben wird bedroht.«
»Das war gestern«, sagte Spandau. »Heute wird er erpresst. So schnell kann's gehen im Showbusiness.«
»Willst du mir was darüber erzählen?«
»Nein.«
»Gut«, sagte Coren. »Ich hab meine eigenen Probleme. Hauptsache, du vergisst nicht, einen Bericht zu schreiben und deine Kilometerabrechnung einzureichen. Verstanden?«
Als Spandau aus seinem Büro kam, entfernte Pookie den schwarzen Lack wieder von ihren Nägeln.
»Was ist los?«, fragte er. »Hat er dich versetzt?«
»Es ist eher eine ethische Entscheidung. Ich kann da nicht hingehen. Die Sache riecht mir zu sehr nach Columbine, wenn du verstehst, was ich meine. Ich hab ihn angerufen und abgesagt.«
»Das tut mir leid«, sagte Spandau. »Und was machst du jetzt? Zu Hause bleiben und dir ein paar Reste aufwärmen?«
»Ich gehe in die Oper.« Sie hielt ihm die Hände hin und wackelte mit den Fingern. »Was meinst du? Welche Farbe passt zu Madame Butterfly? «
3
Das Büro von Guttersnipe Productions lag in einem prächtigen Gebäude aus den Zwanzigerjahren in der Melrose Avenue, das nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wieder im alten Glanz erstrahlte und mit Antiquitäten eingerichtet war. Nichts ist ein schönerer Beweis für den Erfolg als ein Zimmer voller alter Möbel, auf die sich keiner zu setzen traut. Das Einzige, was in den gediegenen Stil zeitlich nicht hineinpasste, waren ein moderner Apple Computer und die Venus, die hinter dem napoleonisch angehauchten Schreibtisch saß. Als Spandau eintrat, erhob sie sich. Sie war fast so groß wie er und von erlesener Schönheit, genau die Art von Frau, von der er als lüsterner Teenager nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Obwohl man sie hier an jeder Ecke traf, musste er sich jedes Mal erst aufs Neue daran gewöhnen. Ihr langes, blondes Haar umspielte sie wie in einer vollendeten Choreographie. Ein Model. Eine Schauspielerin. Die Schönheitskönigin eines Präriekaffs, die auf den großen Durchbruch wartete, der ihr kraft ihrer Perfektion zustand. Eines Tages würde jemand zur Tür
hereinkommen und sie entdecken. Denken wir lieber nicht an die anderthalb Millionen Frauen in der Stadt, die genauso attraktiv sind wie sie, oder an die merkwürdige Tatsache, dass einige der erfolgreichsten Schauspielerinnen aus nächster Nähe wie Pizzakellnerinnen aussehen. Wenn es einzig und allein um Schönheit ginge, würden die Schönheitschirurgen den Hals überhaupt nicht mehr vollkriegen. Was man wirklich braucht, ist Seele - oder, noch besser, die Fähigkeit, eine Kamera davon zu überzeugen, dass man Seele hat. Spandau sah in das Gesicht mit den perfekten Proportionen, in die blassblauen Augen. Keine Spur von Ausstrahlung. Und das Tragische war, dass es ihr nie jemand sagen würde. Nicht, wenn man es so schön ausnutzen konnte.
»Mr. Spandau?«
»Ganz recht.«
»Ich bin Marcie Whalen. Frank hat leider noch zu tun. Wenn Sie bitte kurz Platz nehmen würden. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
»Hätten Sie einen Absinth?«
»Absinth ist leider aus«, sagte Marcie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Dürfte es auch ein Perrier sein?«
Sie strahlte ihn an und holte eine Flasche Perrier aus der Küche.
»Hübsch haben Sie's hier. Sehr geschmackvoll restauriert.«
»Das ist alles Franks Verdienst. In den Dreißigern war es ein Apartmenthaus. Bing Crosby hat in unseren Büroräumen gewohnt, wenn er in der Stadt war.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Sie nahm ab und sagte: »Ich schicke ihn gleich rein.« Sie wandte sich Spandau zu. »Frank erwartet Sie.«
Sie klopfte an eine große Eichentür und drückte sie auf. Frank Jurado lag splitternackt und nur stellenweise von einem dünnen Laken verhüllt auf einer Liege und ließ sich von einem hünenhaften Samoaner durchklopfen. Marcie ging wieder hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Bis auf den Schreibtisch, der so groß war, dass man mit einer Cessna darauf hätte landen können, sah das Büro wie ein Wohnraum aus. Es hatte sogar einen offenen Kamin.
»Klasse Bude, was?«, sagte Jurado zwischen zwei Schlägen. »In den Dreißigern hat hier Bing Crosby gewohnt.«
»Hab ich schon gehört. Ich dagegen hause in Rin Tin Tins alter Hundehütte.«
»Danke, dass Sie gekommen sind. Tut mir leid, dass ich Sie im Naturzustand empfange, aber ich hab noch einen langen Tag vor mir. Wenn ich mich nicht durchkneten lassen kann, roste ich
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