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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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junge Dame hat gesagt, sie würde sich um den Laden kümmern. Wirklich, Livvie, es ist wichtig.« Das musste es in der Tat sein, sonst wäre ihre Mutter nicht hier. Bernadette nickte mit dem Kopf Richtung der Haupttüren, und Olivia trat mit ihr auf den Jackson Square hinaus. Mit einer Frau, die sie kaum kannte, deren Handeln sie nicht verstand und bei der sie sich nicht einmal sicher war, ob sie sie mochte. Sie spürte den kalten Winterwind, der ihr bis tief in die Seele drang. Sosehr sich Olivia als Kind die Zuneigung ihrer Mutter gewünscht, sich darum bemüht und das als Teenager wieder geleugnet hatte, so schmerzlich sie sich als Zwanzigjährige danach gesehnt hatte, so erkannte und akzeptierte sie jetzt, dass Bernadette nicht fähig war, Liebe zu geben, genauso wenig wie sie vermutlich in der Lage war, bedingungslose Liebe anzunehmen. Geben und Nehmen war ein Konzept, das Bernadette einfach nicht verstand.
    Sie fanden ein Café, das Kaffee und Alkohol rund um die Uhr servierte. Ein Jazzmusiker saß in der Ecke und spielte gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika. Eine gefühlvolle Melodie, die zu Herzen ging. Bernadette nahm ihren Hut ab und hängte ihn zusammen mit ihrem Mantel an den Ständer, der die Sitznischen voneinander trennte, dann glitt sie auf die Bank ihrer Tochter gegenüber. Im flackernden Schein des Windlichts schimmerte ihr langes Haar wie Kupfer. Die Sonnenbrille behielt sie auf.
    »Wie geht es dir, Livvie?«
    »Gut.«
    »Wie läuft es im College?«
    »Auch gut. Was ist mit dir?«
    Ihre Mutter lächelte matt. »Es geht so. Ich, ähm, ich weiß, wie nahe dir deine Großmutter gestanden hat, und ich würde gern wissen, wie du mit ihrem Tod zurechtgekommen bist.«
    »Ich vermisse sie.«
    »Kann ich mir denken.« Bernadette nickte. »Ob du es glaubst oder nicht, ich vermisse sie auch. Sie war … eine echte Persönlichkeit. Vor allem wegen des Unsinns mit den Tarotkarten, der Gedankenleserei und dem ganzen anderen Zeug.«
    Ein Kellner kam an ihren Tisch, und sie bestellten Milchkaffee und Beignets. »Ich habe nicht viel Zeit.«
    Bernadette nickte und schürzte die Lippen. Jetzt, da sie endlich Olivias Aufmerksamkeit besaß, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie sich ihr anvertrauen sollte. »Was hast du in der Kathedrale gemacht?«
    »Ich habe mich umgesehen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du religiös bist.«
    »Vielleicht hatte ich einen Sinneswandel«, sagte Olivia. Der Kellner kam mit einem Tablett, und sie äußerte sich nicht weiter dazu. Als der Kellner den Kaffee und einen Korb voll Beignets mit Puderzucker abgestellt hatte, fragte sie: »Was hast du auf dem Herzen, Bernadette?«
    Olivias Mutter holte tief Luft und tippte mit den Fingernägeln auf die Tischplatte. »Ich habe von deinem Vater gehört.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, und um ihre Mundwinkel bildeten sich beim Sprechen kleine Fältchen.
    Der Samenspender. Großartig.
Olivia versteifte sich allein bei dem Gedanken an den Mann, der sie gezeugt hatte. »Ach ja? Und was will er?« Sie griff nach ihrer Tasse und nahm einen vorsichtigen Schluck. Der Jazzmusiker beendete sein Set, und mehrere Leute klatschten. »Lass mich raten: Geld.«
    »Nun, das auch. Das will er immer.« Bernadette nahm sich ein Beignet und brach es in zwei Hälften. »Aber dieses Mal geht es noch um etwas anderes. Er will dich sehen.«
    Olivia hätte sich um ein Haar verschluckt. »Verschon mich!«
    »Es stimmt. Er hat letzte Woche angerufen.«
    »Ich dachte, er säße noch hinter Gittern«, sagte Olivia bitter. Es ging ihr immer noch an die Nieren, dass ihr Vater ein Verbrecher war und dass man ihr das nie gesagt hatte. Sie hatte es von einer »Freundin« erfahren. Connie Earnhardt war nur allzu glücklich gewesen, ihr das stecken zu können, als sie noch auf der Highschool waren. Grannie Gin und Bernadette waren übereingekommen, es wäre besser, Olivia in dem Glauben zu lassen, Reggie Benchet verbringe seine Zeit in irgendeiner fernen Ecke der Welt bei den Streitkräften und nicht in einem Hochsicherheitsgefängnis in Mississippi. Eingebuchtet wegen Körperverletzung, bewaffnetem Raubüberfall und Mord mit bedingtem Vorsatz.
    »Dein Vater ist seit dem ersten Januar draußen. Er hat mich vor ein paar Monaten angerufen. Jeb hat es herausgefunden und getobt.« Sie zog die Winkel ihrer glänzenden Lippen nach unten. In dem gedämpften Licht bemerkte Olivia, dass ihre Mutter mehr Make-up trug als gewöhnlich, eine dicke Schicht Grundierung und

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