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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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ersten Mal in ihrem Leben machte ihr das etwas aus. Nicht wegen des kalten, finsteren Abends und ihrer neuerlichen Visionen, sondern weil es niemanden gab, der stets an ihrer Seite war.
    Obwohl das lächerlich war. Sie musste sich doch nur ihre Mutter anschauen oder ihre Freundin Sarah, und wenn das nicht reichte, konnte sie noch an Ted denken, den Mann, den sie beinahe geheiratet hatte, um sich dann darüber klarzuwerden, wie viel besser es ihr allein ging. Die einzigen beiden Männer, die sie ansatzweise interessant fand, waren ein abgeklärter Cop und ein Priester, und beide, vermutete sie, trugen tonnenweise Altlasten mit sich herum. Was stimmte bloß nicht mit ihr?
    Es muss an der Jahreszeit liegen. Jeder dreht um diese Zeit ein wenig ab. Finden im November nicht auch die meisten Selbstmorde statt?
    Sie stellte den Kragen ihrer Jacke auf und hörte die Geräusche einer Stereoanlage aus einem Studentenhaus, Gelächter aus einem anderen.
    Du bist allein, und wennschon! Was interessierst du dich auch für Männer, die unerreichbar sind? Oder tabu? Weil du dich nicht wirklich auf eine Beziehung einlassen willst. Weißt du, Livvie, du würdest eigentlich eine wunderbare Kandidatin für eine psychologische Studie abgeben … oder für eine dieser trashigen Nachmittags-Talkshows: »Frauen, die Männer lieben, die ihre Liebe nicht erwidern können, weil sie bereits mit ihrem Job verheiratet sind.«
    »Idiotin«, murmelte sie. Der Weg führte jetzt durch eine Baumgruppe. Es war ziemlich dunkel, und die anderen Studenten waren alle in irgendwelchen Gebäuden auf dem Campus verschwunden.
Na und?
Sie eilte den Weg entlang.
    Klick, klick, klick.
    Olivia hörte ein Geräusch hinter sich.
    Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Es ist nichts. Nur deine überaktive Phantasie.
    Sie blickte über die Schulter in das dunkle Gesträuch an den Seiten der Gebäude. Niemand war zu sehen.
    Hör auf damit, befahl sie sich. Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.
    Doch dann vernahm sie das Geräusch wieder. Ihr Herz begann zu hämmern. Sie rannte los.
    »He, pass doch auf! Rechts!«, schrie eine schroffe Stimme.
    Olivia sprang nach links.
    Aus der Dunkelheit schoss wie der Blitz ein Radfahrer an ihr vorbei, silberne Speichen und ein glänzender Helm gleißten im bläulichen Licht der Straßenlaternen.
Klick, klick, klick.
Der Radfahrer wechselte die Gänge und wurde von der Dunkelheit verschluckt.
    Das war es also gewesen! Ein Geräusch, das sie schon Hunderte Male gehört hatte.
    Du verlierst langsam den Verstand, Benchet
,
dachte sie erleichtert, als sie ihren Ford Ranger erspähte, das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz. Sie lief über den löchrigen Asphalt, schloss den SUV auf und schlüpfte hinters Lenkrad.
Reiß dich zusammen!
Olivia ließ den Motor an und gab Gas, so heftig, dass die Tüte mit Lebensmitteln umkippte, die sie zuvor eingekauft hatte.
    Ein paar Minuten später war sie auf dem Freeway und fuhr aus der Stadt hinaus. Sie stellte das Radio an und hörte Trish LaBelles Stimme, die über den Äther Ratschläge erteilte. Trish war beim Sender WNAB gewesen, bevor sie zu WSLJ gewechselt hatte. Ihr Frühabendprogramm war fast vorbei, dann käme Gator Brown mit Light Jazz, bevor Dr.Sams beliebte Spätabend-Ratgebersendung folgte. Trish hatte ein anderes Format. Sie nahm vorab die Fragen der Zuhörer auf, dann streute sie diese Fragen und ihre dazugehörigen Antworten in Musikstücke ein, die zu der Stimmung zu passen schienen.
    Olivia hörte ein paar Minuten lang zu, doch dann dachte sie wieder an die Nachricht von Reggie Benchet, die Bernadette ihr überbracht hatte. Ihr Vater wollte sie sehen.
    Warum wollte er nach all den Jahren wieder Kontakt aufnehmen? Automatisch lenkte Olivia den Ranger vom Freeway. Es begann zu regnen, die Tropfen glitzerten im Licht der Scheinwerfer. Sie konnte sich kaum an ihren Vater erinnern, wollte keine Beziehung zu ihm aufbauen. Tief in Gedanken versunken fuhr sie die sich schlängelnde Landstraße entlang und hielt kurz am Briefkasten am Ende ihrer Einfahrt an. Was würde sie Reggie Benchet sagen, wenn er sie anrief? Was würde es überhaupt zu sagen geben? Sie gab wieder Gas. Die Scheinwerfer streiften über die dicken Stämme der riesigen Sumpfzypressen und Lebenseichen, die das Cottage umstanden, und als sie die kleine Brücke überquerte, kam das kleine Häuschen ihrer Großmutter in Sicht, das sie all die Jahre als Heranwachsende ihr Zuhause genannt hatte. Ein Zuhause ohne Vater und oft

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