Dangerous Liaison
teilen!“ Marcel strich ihm beruhigend über den Arm. Seine Berührung wärmte Robin bis ins Innerste, gab ihm ein wenig das Gefühl von Geborgenheit, etwas menschliche Nähe. Etwas, dass er schon lange vermisst hatte und nach dem er sich sehnte, wie er sich eingestehen musste.
„Ich wollte dir nicht zu nahe treten, sondern dir lediglich ein Angebot machen“, erklärte Marcel leise.
Robin brachte den Mut auf, ihm kurz über die Hand zu streicheln.
„Lass uns von was anderem reden, okay?“, schlug er vor und Marcel nickte.
Nachdem sich die Stimmung ein wenig entspannt hatte, konnten sie ganz ungezwungen miteinander plaudern. Und Robin hatte sogar richtig Spaß. Die beiden jungen Männer aßen sich satt, lagen träge in der Sonne und schwiegen, doch es war kein unangenehmes Schweigen, eher ein freundschaftliches.
Später holte Robin ein Badminton Spiel aus dem Haus und mit Savage, der zwischen ihren Beinen herumlief, spielten sie auf dem heißen Sand, sprangen zwischendurch immer wieder ins Meer, um sich abzukühlen, und Robin musste zugeben, dass er so viel Spaß schon lange nicht mehr gehabt hatte. Dass Marcel seine Narben sehen konnte, war ihm zwar noch etwas unangenehm, aber da er sie ja nun schon einmal erblickt hatte, konnte er auch genauso gut mit ihm schwimmen gehen.
Erschöpft, die Haare zerzaust und voller Sand, kehrten sie abends ins Haus zurück. Savage rollte sich sofort auf seiner Decke zusammen und gab schon bald darauf ein zufriedenes Schnarchen von sich.
Marcel half Robin noch, die Überreste des Picknicks im Kühlschrank zu verstauen, bevor er sich verabschiedete. Er ließ Robin allerdings noch seine Handynummer und seine E-Mail Adresse da und brachte zum Ausdruck, dass er sich gerne wieder mit ihm treffen würde, doch Robin lächelte nur unverbindlich, begleitete ihn zu seinem Wagen und ging nachdenklich zum Haus zurück.
Natürlich wollte er sich gerne wieder mit Marcel treffen. Er mochte ihn, das musste er sich eingestehen. Doch er hatte einfach zu viel Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung, vor erneuter Gewalt.
Jesse war am Anfang auch lieb und sehr zärtlich gewesen, bis er eines Abends sein wahres Gesicht gezeigt hatte.
Wer konnte ihm versichern, dass es bei Marcel nicht genauso enden würde?
Auch Marcel trat nachdenklich seine Heimreise an.
Immer wieder tauchte das Bild von Robins vernarbtem Rücken vor seinem inneren Auge auf. Er wollte wissen, woher diese Narben kamen. Für einen Moment hatte er sogar gedacht, Robin würde auf extreme Bettspiele stehen, doch dagegen sprach die Ängstlichkeit in seinem Blick, das Schüchterne, fast schon Unterwürfige, das ständige Zurückzucken bei jeder noch so kleinen Berührung.
Marcel gestand sich ein, dass er mehr Gefallen an dem Jüngeren gefunden hatte, als gut für ihn und die Beziehung zu seinem Freund war. Dennoch würde er nichts unversucht lassen, um Robin zu helfen, ein bisschen mehr aus sich heraus zu gehen, wieder Vertrauen zu fassen.
In den nächsten Tagen schickte er ihm oft eine SMS oder eine Mail, plauderte über seinen Tag, doch Robin reagierte immer ein wenig unwirscher, entschuldigte sich mit zu viel Arbeit. Marcel verstand das. Wenn er zu viele Aufträge hatte, dann reagierte er auch oft gereizt, wenn man ihn anrief. Deswegen würde er den Kontakt noch lange nicht abbrechen.
Dennoch fühlte sich Marcel auch ein wenig schuldig, obwohl zwischen Robin und ihm noch nichts passiert war. Aber immerhin war er in festen Händen, und sein Freund war nicht der Typ, der gerne teilte, wenn er auch einem Dreier nicht abgeneigt war, wie Marcel wusste, denn das hatten sie schon ausprobiert.
‚Aber noch ist ja nichts passiert’, beruhigte er sich schließlich selber. Er wollte nur Robins Freund sein, ihm die Lust und die Freude am Leben wiedergeben. Alles andere würde sich finden, doch zu diesem Zeitpunkt bezweifelte er, dass Robin sich auf ihn einlassen würde.
Entnervt legte Robin den Telefonhörer zur Seite. Marcel hatte wieder angerufen, aber er hatte ihn ziemlich rüde abgefertigt. Das tat ihm jetzt leid, aber sein Buch lag in den letzten Zügen, er wollte unbedingt damit fertig werden. Fast hektisch tippte er die letzten Sätze in den PC und setzte ein großes, rotes „Ende“ unter die Seite. Erleichtert lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Er hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte alles aufgeschrieben, haarklein erzählt und keine noch so grausige Einzelheit ausgelassen.
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