Dangerous Liaison
vorkam.
Doch nichts geschah. Marcel arbeitete weiter an seinem PC.
Von seinem Platz aus konnte Robin nicht genau sehen, was er tat, also blickte er sich in dem Zimmer um. Viele Möbel waren nicht vorhanden. Ein Regalschrank stand in einer Ecke, vollgestopft mit Literatur über PC-Programme und deren Anwendung. Auf dem aus ebensolchem Material gefertigten, auffällig großen Schreibtisch stand ein moderner PC. Robin fiel auf, dass Marcel sehr darauf zu achten schien, dass sein Arbeitsbereich ordentlich und übersichtlich war. Die Wände waren in einem hellen Gelb gestrichen, wurden aber nicht von Bildern geschmückt. Das schmale Fenster rechts von ihm wurde von einem gelben Rollo halb verdeckt.
Lächelnd erhob Marcel sich schließlich, nachdem er den PC heruntergefahren hatte. Er deutete auf die gegenüberliegende Tür.
„Lass uns ins Wohnzimmer gehen“, schlug er vor, „Da ist es gemütlicher.“ Er ging voran, ließ Robin aber galant den Vortritt, als er die Tür geöffnet hatte. Das Wohnzimmer war in demselben Gelb gestrichen wie das Arbeitszimmer. Eine Stoffcouch in U-Form und in mediterranen Tönen gehalten nahm die gesamte Länge der gegenüberliegenden Wand unter der breiten Fensterfront ein. Ein Holztisch stand davor mit einer Glasplatte als Ablage. An der Wand neben der Tür befand sich ein großer Flachbildschirmfernseher, der auf einem schmalen Metalltisch stand. Eine große Vitrine zierte die linke Seite des Zimmers. Wertvoll aussehende Gläser standen darin neben Zinnfiguren, die Drachen darstellten.
Neugierig trat Robin näher, um sie im Detail zu bewundern. Auf dem mittleren Regal lagen kleine Fantasyfiguren und stellten eine Kampfszene dar. Robin betrachtete sie genau und staunte, mit welcher Sorgfalt diese Figuren angemalt waren.
„Das mache ich in meiner Freizeit, um mich zu entspannen“, erklärte Marcel leise, während er lautlos hinter den anderen getreten war.
Robin zuckte zusammen, drehte sich um und starrte Marcel erschrocken an. Dieser wich sofort einige Schritte zurück, und Robin grinste entschuldigend.
Vorsichtig strich Marcel ihm über die Wange. Ein elektrischer Schlag durchfuhr Robins Körper, und eine wohlige Wärme machte sich in ihm breit, als er diese zärtliche Berührung verspürte. Es war so lange her, dass ihn ein Mensch so zärtlich berührt hatte. Unwillkürlich schloss er die Augen.
Marcels Finger strichen sacht über die Nase, hinauf bis zu den Augenbrauen, und zogen sie sanft nach.
Marcel stellte verwundert fest, dass Robin seine Berührungen zu genießen schien. Wie gerne hätte er den anderen geküsst, doch er ahnte, dass dies nur einen sofortigen Rückzug Robins, wenn nicht sogar dessen Flucht aus der Wohnung zur Folge hätte. Also löste er seine Finger widerstrebend von dem Körper vor sich und deutete auf die Couch.
„Setz dich, ich hole uns was zu trinken!“
Noch völlig von den Berührungen verwirrt, setzte Robin sich in die Polster und sah Marcel nach, der bald darauf mit einer Sektflasche und zwei Gläsern zurückkehrte, die Flasche mit einem leisen „Plopp“ öffnete und einschenkte. Lächelnd reichte er seinem Gast ein Glas und stieß mit ihm an.
„Herzlichen Glückwunsch!“ Er zeigte ein hinreißendes Lächeln, das Robins Augen erstrahlen ließ „Danke“, flüsterte er mit belegter Stimme und trank einen Schluck des kühlen Getränks, bevor er das Glas auf einen Untersetzer stellte, den Marcel vorsorglich auf dem Tisch platziert hatte.
„War das die Story über diese Teufelssekte?“, fragte er neugierig und ließ sich in den Sessel fallen, streckte die langen Beine von sich und drehte das Sektglas zwischen seinen Fingern.
Wieder einmal fiel Robin auf, wie gepflegt er war. Die Nägel waren ebenmäßig und glatt gefeilt, sie glänzten und wiesen keinerlei Rillen oder Flecken auf. Die Finger waren lang und schlank, wie die eines Pianisten.
Auf Marcels Frage nickte der Schriftsteller leicht.
„Ja, diese Story war es“, meinte er.
„Wann wird sie veröffentlicht? Und in welcher Zeitschrift?“, hakte Marcel nach.
Robin stockte kurz. Er konnte Marcel doch nicht sagen, dass es keine Titelstory in irgendeiner Zeitung war, sondern sein fünftes Buch! Was sollte er tun? Robin war kein Mensch, der gut lügen konnte. Daher sah er sich im Zimmer um, wollte ein wenig Zeit schinden. Sein Blick fiel auf das schmale Bücherregal. Bekannte Buchrücken sahen ihm entgegen. Langsam stand Robin auf und ging zu dem Regal hinüber, nahm
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