Dangerous Liaison
Doch würde das Buch auch ankommen? Oder würde sein Verleger es zu schockierend finden, um es zu veröffentlichen?
Robin war das egal, denn ihn hatte das Schreiben jedenfalls sehr befreit.
Schnell druckte er die Seiten aus, tat sie in einen Hefter, den er in einen großen Briefumschlag schob, beschriftete diesen und fuhr zur Post. Jetzt gab es kein Zurück mehr, nun musste er einfach warten.
In den kommenden Tagen war Robin das reinste Nervenbündel. Er verließ kaum das Haus, blieb ständig in Reichweite des Telefons, obwohl das Unsinn war, denn Jack, sein Verleger, hatte natürlich seine Handynummer und konnte ihn überall erreichen. Es vergingen fünf Tage, bevor das Telefon schrillte.
„Kannst du heute noch in die Stadt kommen?“, fragte Jack kurz.
„Weswegen?“, hakte Robin nach.
„Komm einfach!“ Jack unterbrach die Verbindung, und er starrte eine Weile verdutzt auf den Hörer, bevor er ihn vorsichtig zurück in die Ladestation legte, hinauf in sein Badezimmer rannte, duschte und in eine schwarze Jeans und ein dunkles Seidenhemd schlüpfte. Er fasste die seitlichen Haare zu einem Zopf zusammen, band diesen mit einem Haargummi fest, zog seine Springerstiefel an und rannte die Treppen wieder hinunter, griff nach den Wagenschlüsseln, die auf dem kleinen Board neben der Tür lagen und stürmte aus der Wohnung.
Während der ganzen Fahrt dachte Robin darüber nach, was Jack von ihm wollte. So wie er klang, würde er ihm das Fell über die Ohren ziehen und ihm gehörig die Leviten lesen.
Von der Umgebung, durch die er fuhr, bekam er so gut wie nichts mit. Irgendwann ließ Robin das Meer hinter sich. Neben ihm am Wegesrand standen die Felder der Bauern in voller Blüte. Normalerweise fuhr er so, dass er auch immer ein Auge auf die Umgebung werfen konnte, doch heute war er völlig in Gedanken versunken. An diesem Buch lag ihm so viel, er wünschte sich nichts sehnlicher, als es zu veröffentlichen. Schließlich erreichte Robin die Vororte. Kleine, zaunbegrenzte Häuser säumten nun seinen Weg, als er auf die Brücke zuhielt, die in die Stadt und damit zu seinem Ziel führte. Er bezahlte die Maut, fuhr über die Verrazano- Nerrows Brücke und war bald darauf in Brooklyn, wo sich auch das Verlagshaus befand.
Robin lenkte den Wagen durch die verstopften Straßen zu dem Parkhaus, über dem der Verlag seine Büroräume hatte, parkte den Wagen in der Parkbucht Nummer 128, stieg aus, schloss den Wagen ab und ging zu den Aufzügen. Doch er war zu ungeduldig, daher entschied er sich, über die Treppen in den 8. Stock zu laufen und klopfte schließlich atemlos an das Büro von Jack.
Ein heiseres „Herein“ ertönte.
Robin atmete tief durch, straffte sich und öffnete die Tür.
Jack, ein kleiner, rundlicher Mann mit Glatze und einer dicken Hornbrille, saß vor seinem überquellenden Schreibtisch, rauchte eine kubanische Zigarre und sah ihn mit einem Blick an, den Robin nicht zu deuten wusste. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag sein Manuskript.
Befangen trat Robin von einem Fuß auf den anderen, starrte zu Boden und zog mit seinen Augen die geometrischen Figuren auf dem Teppich nach.
Jack legte seine Zigarre in den Aschenbecher, erhob sich und kam langsam um den Schreibtisch herum. Dicht vor ihm blieb er stehen, sah ihn undefinierbar an, bevor ein breites Grinsen sein vor Schweiß glänzendes Gesicht erhellte und er ihn lachend in die Arme schloss.
„Das Buch ist der Hammer!“, grinste er, „Das wird ganz groß rauskommen! Du hast dich selbst übertroffen, Raven!“
Überrascht hob Robin den Kopf, zog eine Augenbraue fragend in die Höhe.
„Meinst du das ernst?“, hakte er ungläubig nach, und Jack nickte begeistert.
„Aber natürlich meine ich das ernst!“, bekräftigte er, „Das Buch geht übermorgen in den Druck. Dein Lektor wird eine Nachtschicht einlegen, um die Rechtschreib-und Grammatikfehler herauszufiltern, aber ansonsten will ich keine Korrekturen haben, ich will es so, wie es ist! Dafür bekommst du einen Preis!“, prophezeite er. „Jeder wird das Geheimnis des Raven Hunt ergründen wollen. Du wirst dich in Acht nehmen müssen! Bald ist es dahin mit deiner Anonymität!“ Doch hier schüttelte Robin entschieden den Kopf. Keiner würde die Wahrheit über diesen Schriftsteller erfahren, dies blieb allein sein Geheimnis.
Jack nickte nur wissend, bevor er sich wieder an den Schreibtisch setzte und einen vorbereiteten Vertrag aus einer seiner zahlreichen Schubladen holte.
„ Lies
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