Dangerous Liaison
machen!“ Er lachte leise und trank einen Schluck Kaffee. Seine Aussage hielt er für eine gute Begründung, warum er so nervös auf Marcels Anwesenheit reagierte.
Marcel war völlig ratlos, was Robins Verhalten betraf, ließ sich aber nichts anmerken, sondern begann ebenfalls, zu essen. Unter gesenkten Augen beobachtete er den anderen und fragte sich erneut, warum dieser so menschenscheu war. Es war doch nicht normal, dass ein junger Mann in dieser Abgeschiedenheit lebte und sich offensichtlich auch noch wohl fühlte. Er selber konnte sich ein Leben außerhalb der Großstadt nicht vorstellen. Er brauchte den Trubel um sich herum, das pralle Leben, die Möglichkeit, jederzeit eine Disco oder eine Bar aufsuchen zu können.
Aber die Menschen waren unterschiedlich und vielfältig. Dennoch würde er gerne wissen, was den anderen bedrückte.
Gemeinsam räumten sie, als sie beide satt waren, den Tisch ab, stellten die Lebensmittel zurück in den Kühlschrank und räumten das Geschirr in die Spülmaschine.
Marcel goss sich noch eine Tasse Kaffee ein, und während er trank, meldete sich sein Handy. Es war der Abschleppdienst, der ihm mitteilte, dass man in zwei Stunden eintreffen würde.
Dankbar lächelnd bestätigte er die Information und legte dann auf.
„In zwei Stunden kommt der Wagen“, erklärte er Robin, „Kann ich solange noch bleiben?“
Erleichtert atmete Robin auf. Zwei Stunden! Die würden auch noch vergehen. Dann schenkte er sich, nachdem er die Frage bejaht hatte, den letzten verbliebenen Kaffee ein.
Unterdessen kam Savage zurück, sprang klatschnass an Robin hoch und hinterließ Schmutzspuren auf seiner hellen Jeans.
Mit einem leisen Befehl orderte er ihn auf seine Decke. Der Hund gehorchte mit traurigem Blick, der Robin zum Schmunzeln brachte. Marcel lachte.
„Scheint ein ganz schöner Feger zu sein.“ Er hockte sich vor den Hund und kraulte ihn, was Savage sich wohlig seufzend gefallen ließ.
„Er mag dich!“, stellte Robin grinsend fest und ging dann hinauf in sein Schlafzimmer, um sich eine saubere Jeans anzuziehen. Die dreckige stopfte er in die Waschmaschine, die er auch gleich anstellte.
Als Robin wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah er, dass Marcel Savage immer noch kraulte und der Hund das sichtlich genoss.
„Der hat dich ins Herz geschlossen“, erkannte er lächelnd, „Ich fürchte, du musst hier bleiben!“
Marcel sah ihn überrascht an, und selbst Robin war erstaunt über die Worte, die ihm einfach so entschlüpft waren.
Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Sicher, es war schön gewesen, einmal in Gesellschaft zu frühstücken, nicht immer allein essen zu müssen, doch warum er einen völlig Fremden, von dem er nichts außer seinem Namen wusste, einlud, hierzubleiben, darüber konnte Robin nur spekulieren. Im Grunde seines Herzens sehnte er sich wieder nach einem Partner, mit dem er seinen Alltag teilen konnte, war jedoch zu ängstlich, diesbezüglich etwas zu unternehmen. Vielleicht hatte ihn dieser Wunsch dazu gebracht, die Worte auszusprechen.
Marcel indes tat so, als hätte er die Bemerkung nicht gehört, tätschelte den Hund noch einmal kurz und ging dann, um sich die Hände zu waschen.
Die Zeit, bis sie loszogen, verlief quälend langsam. Ein richtiges Gespräch wollte nicht in Gang kommen, Robin war einfach zu gehemmt, um sich auf Smalltalk einzulassen. Erleichtert atmete er auf, als sie bei Marcels Wagen ankamen und der Abschleppdienst schon wartete.
Zufrieden stellte er fest, dass wirklich die beiden vorderen Reifen platt waren. Also war es keine Falle gewesen, Jesse hatte ihn nicht gefunden. Mit einem kühlen Händedruck verabschiedete er sich von seinem Gast und ging zurück zum Haus, um sich wieder der Schreiberei zu widmen. Darüber vergaß Robin Marcel fast völlig.
Marcel jedoch dachte fast jede freie Minute an den Mann mit den gehetzten Augen zurück und wollte seinen in der Nacht gefassten Entschluss, ihn zurück ins Leben zu holen, in die Tat umzusetzen.
Robins ängstliche Blicke, seine scheue, zurückhaltende Art, das Wohnen abseits allen Lebens, all das löste in Marcel den Wunsch aus, ihm zu helfen.
Schon als Kind hatte er jedem helfen wollen, oft brachte er verletzte Tiere mit nach Hause, die er versuchte gesund zu pflegen. Später hatte sich dies auf seine Mitmenschen übertragen, und Robin rührte etwas in ihm. Es war keine Liebe, dafür war Marcel seinem Freund zu sehr verbunden, es war einfach der Wunsch, einem
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