Dangerous Liaison
sein, hatte er ernsthafte Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns bekommen. Ein Anruf von David hatte die beiden schließlich zusammengeführt. Zunächst hatte Marcel noch versucht, sich selbst zu schützen und David davon zu überzeugen, dass Robin einfach verschwunden war, doch schließlich war er mit der ganzen Geschichte herausgerückt und hatte ihm alles erzählt.
David war kurzerhand zur Polizei marschiert und war an die Abteilung für Sektenaktivitäten weitergeleitet worden, wo er Officer O’Halloran kennengelernt hatte.
Dieser Officer war bereits seit einiger Zeit hinter eben jener Sekte her, deren Anführer Jesse war. Er hatte sich Davids Bericht angehört und auch den von Marcel, und nach tagelanger Beratung hatte man schließlich beschlossen, in der Nacht des Rituals zuzuschlagen. Dass es so dramatisch werden würde, dass Jesse Robin wirklich opfern wollte, dies war für alle ein Schock gewesen, am meisten für Marcel, der ihn hätte töten sollen. Doch letztendlich hatte die Polizei im buchstäblich letzten Moment eingegriffen und die Mitglieder festnehmen können.
Jesse hatte noch in der Nacht eine Notoperation über sich ergehen lassen müssen, doch er würde Marcels Anschlag überleben und für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden.
Schweigend saßen die jungen Männer beieinander, als Marcel endlich seine Ausführungen beendet hatte.
Robin hielt die Tasse mit beiden Händen umklammert, der Inhalt war mittlerweile kalt geworden, doch das kümmerte ihn nicht. Die Wucht der Ereignisse, der Gedanke daran, dass er hätte tot sein können, wenn Marcel fest zu Jesse gestanden hätte, ließ ihn zittern.
Warm spürte er Marcels Hand auf seiner Schulter und blickte ihn an.
„Es ist vorbei“, flüsterte Marcel leise und strich Robin mit einer Hand über das Gesicht.
Zuerst wollte er zurückweichen, doch dann ließ er diese hauchzarte Berührung zu.
„Es tut mir leid, was ich dir habe angetan.“ Marcels Augen blickten klar und ehrlich bekümmert.
Ein schiefes Lächeln zierte Robins Mundwinkel, als er Marcel anschaute.
„Jesse hatte eine wirklich einnehmende Art“, erwiderte er leise, „Ich kann dich verstehen, dass du ihm verfallen warst, schließlich habe ich dasselbe durchgemacht.“ Robin griff nach Marcels Hand und drückte sie.
„Mach dir keine Gedanken, es wird alles gut!“
Ja, jetzt endlich konnte Robin sagen, dass wieder alles gut werden würde. Jesse gab es nicht mehr. Er musste daran glauben, dass der Gerechtigkeit Genüge getan würde und Jesse für seine Taten büßen musste.
Doch dann kam Robin ein anderer Gedanke.
„Was ist mit dir?“, fragte er, „Musst du dich nicht auch vor Gericht verantworten?“
David, der bisher geschwiegen hatte, mischte sich nun ein.
„Sie haben ihm Straffreiheit zugesichert, wenn er die anderen Männer ans Messer liefert“, erklärte er, „Und Marcel selbst hat nichts Schlimmes getan. Er hat nur den falschen Menschen geliebt!“
Robin nickte unsicher. Nur den falschen Menschen geliebt? Er war dabei gewesen, als andere im Namen dieser Sekte starben!
Und er hatte nichts dagegen unternommen. Dann jedoch wurde Robin bewusst, dass er selbst nicht besser gewesen war. Er hatte sich damals heimlich aus dem Staub gemacht und auch niemandem etwas von dem Treiben der Loge erzählt. Und er würde auch straffrei ausgehen. Also war es nur Recht, wenn Marcel Straffreiheit gewährt wurde. Auch er würde als Zeuge aussagen und damit noch einmal beweisen, dass er sich gegen Jesse und seine Sekte stellte.
Sie redeten noch lange an diesem Tag, doch schließlich verabschiedete sich Marcel und bat Robin um ein Wiedersehen, dem dieser zustimmte, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite spürte Robin, dass er noch Gefühle für Marcel hatte, auf der anderen Seite hatte Marcel sein Vertrauen sehr missbraucht. Er hatte gewusst, was Jesse mit ihm angestellt hatte und ihn trotzdem ausgeliefert. Natürlich war er Jesse, ebenso wie Robin, hörig gewesen und sein Handeln für Robin leider nur zu verständlich. Er wusste nicht, was er tun oder wie er sich verhalten sollte, doch er wusste, dass er Marcel wiedersehen wollte. Vielleicht würde ihm die Zeit helfen.
In den nächsten Wochen blieb Robin bei David. Er holte seine Kleidung aus dem Haus und bezog Davids Arbeitszimmer, nachdem sie wieder nach New York zurückgekehrt waren, denn Robin hatte Angst, dass Jesse ihn am Ende doch noch umbringen würde. Wer wusste schon, welche seiner Helfer
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