Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
verblödete Braut nervt mich.“
„Warum gehst du dann mir ihr weg?“
„Reden wir von etwas anderem“, lenkte er ab.
Sandra erschien am Tisch und man sah ihr an, dass sie geweint hatte. „Daniel, lass mich in Zukunft in Ruhe. Du bist einfach nur ein mieser verlogener Mistkerl.“ Sie nickte Martin zu und verschwand.
„Sei froh“, grinste Sven. „Nun bist du sie los. Ist doch ganz einfach.“
„Wenn es so wäre. Die läuft mir permanent nach, weil sie mein Geld will.“
Die gelöste Stimmung war vorüber und wenig später trennte man sich. Ihm erschien das wie ein Albtraum vor und verfluchte sich, dass er diesen Versuch überhaupt gewagt hatte. Zuhause trank er einen Whisky, spürte die Wärme in seinen Magen, aber beruhigen konnte der ihn nicht. Seit Monaten lief es ad absurdum. Sein ganzes Leben hatte sich gewandelt, war nur noch Chaos, ein einziger Albtraum.
Er strich fast automatisch über seinen Armreif und dachte an Jana, an die vielen schönen Abende mit den Freunden, an das Weihnachtsfest bei seinen Eltern, vor über einem Jahr. Er trank noch ein Glas Whisky, holte eine Kassette und wenig später sah er sie auf dem Bildschirm.
Wie schön sie war. Wie anmutig sie sich bewegte. Wie geschmackvoll und hübsch sie sich kleidete. Wie gebannt sah er die Frau an, hörte ihre warme Stimme, ihr Lachen. Wie sie mit seinem Großvater tanzte, mit Torsten, sogar mit seiner Mutter. Wie fröhlich, locker und unbeschwert die Tage gewesen waren. Nie gab es den kleinsten Streit oder so etwas wie heute. Fast alle hatten Jana sofort mit eingeschlossen, mochten sie, weil sie so natürlich, lebensfroh, ungekünstelt war.
Sie hatten abends vor dem Kamin gesessen und sich über Politik und den Wirtschaftsmarkt unterhalten, genauso wie über die neue Gesund- heitsreform oder über seine Arbeit. Zu jener Zeit hatte seine Abteilung gerade nach monatelanger Suche die Serienmörderin gefasst. Selbst in all dieser Zeit hatte sich Jana nie beklagt, dass er keine Zeit für sie hatte, dass sie sich vereinzelt tage-, ja wochenlang nicht sahen. Bei Sandra wäre so etwas undenkbar.
Gerade erfüllte Jana´s Lachen den Raum, da sein Bruder sie hochgehoben hatte und auf die Couch warf. Sie hatten teilweise herumgetollt wie die Kinder, selbst die Eltern seiner Mutter hatten mitgemacht.
Er goss noch einen Whisky ein, während er wie gebannt auf den Schirm schaute.
Tief in der Nacht wurde er wach, rang nach Atem und fühlte, wie sich etwas auf seinen Brustkorb legte, ihn herunterdrückte, seine Lungen zu zerquetschen schien. Er bekam keine Luft mehr. Hastig, voller Panik sprang er hoch, wankte zu seinem Schreibtisch, wühlte herum, hielt die Packung Tabletten in den Händen. Mit zitternden Fingern drückte er zwei heraus, schluckte sie, trank in der Küche Wasser nach. Er war völlig durchgeschwitzt, seine Haare nass vom Schweiß. Er glitt an der Wand hinunter, setzte sich auf den Boden, hielt die Augen geschlossen und versuchte zu atmen, tief Luft zu holen, aber es glückte nicht. Irgendetwas in seinem Inneren hinderte ihn daran. Es war, als wenn ein Eisenring seinen Brustkorb zusammenpresste.
Erst Minuten später ließ die Enge nach und er sog hastig die Luft ein. Nach einiger Zeit erhob er sich mühsam, schlurfte in das Bad und duschte, bevor er sich auf die Couch fallen ließ.
Das hatte er einmal erlebt und nur aus diesem Grund hatte er immer alle Gefühle gegenüber Jana geleugnet, ignoriert und nun? Es war da! Es war umsonst gewesen. Er hatte alles verspielt, wegen seiner Bindungs- angst.
*
Daniel sah seine Mitarbeiter an, während er dem Bericht von Benno lauschte. Vielleicht war das ja eine Spur, dachte er, obwohl es ihm schwer fiel, sich zu konzentrieren. Er hatte Furcht, dass einer seiner Anfälle auftrat. Er hatte Furcht, in dieses schwarze Etwas zu fallen, das ihn damals fast verschlungen hatte.
„Wie ich erfahren habe, wollen sich einige der Anwesenden versetzen lassen. Das hat mich geschockt, zumal ich immer gedacht habe, dass wir ein gutes Team seien.“
„Das war einmal“, tönte es von Ines.
„Weshalb? Was ist passiert?“
„Ich habe es nicht nötig, Herr Hauptkommissar, mich von Ihrer Verlobten beleidigen, anmeckern, anschreien zu lassen.“
„Ich denke, das haben wir alle nicht nötig, dass da eine Kriminelle von der Straße sich erlaubt, uns anzuschreien, obwohl Sie, Herr Haupt- kommissar, mit so einer eh ... Person verlobt sind. Das ist geschmacklos und abartig“, antwortete Klaus mit verzogenem Gesicht. „Diese
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