Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

noch ein Glas Whisky, schluckte zwei Tabletten. Er musste an die Zukunft denken, und das war eine Zukunft ohne Jana, ohne seine kleine Latina, aber die Erinnerungen würden bleiben, eingebunden mit der Kenntnis, wie abscheulich er sich verhalten hatte.
    *
    In der Abteilung von Rainer Helbich hatte man massenweises Filmmaterial gesichtet, fast jeden Tag kam Neues dazu und schließlich fand man auf einem Streifen das Mädchen. Jetzt musste man weitersuchen, wo der Film gedreht worden war und vor allem, wer daran beteiligt war.
Es war eine mühselige, schmutzige, Ekel erregende Arbeit, die alle die damit zu tun hatten, schwer belastete. Es blieben von dieser Arbeit nur die beiden Frauen verschont, die sich derweil um andere Fälle kümmerten.
Am späten Vormittag rief Rainer an und fragte, ob er kommen könnte.
Auf dem Weg zu der Abteilung begegnete ihm Bernd Schmid, der nur kurz nickte.
„Hallo Bernd!“, sprach er den Freund an.
„Keine Zeit“, gab der nur von sich, musterte ihn kurz und wollte gehen.
„Dich sieht man ja gar nicht mehr? Viel zu tun?“
„Lass mich in Ruhe. Du widerst mich an. Was für ein Scheißkerl bist du eigentlich? Du hast Jana all die Monate nur belogen und betrogen. Du deckst die Larsen noch bei Straftaten. Ich habe mich schlau gemacht. Daniel, aus dir ist ein korrupter Bulle geworden und dass wegen einer Nutte? Ich habe den Auftritt der Larsen, damals in der Wohnung, noch vor Augen. Ich habe mich gefragt, woher diese Person diese vielen Einzelheiten wusste, aber heute weiß ich es. Du hast nicht nur Jana belogen, sondern uns alle, sogar deinen eigenen Bruder. Das bezeichnest du als Freundschaft?“, sprachs und ließ ihn stehen. Verblüffte sah er ihm nach, betrat wenig später die Abteilung. Das andere musste er verdrängen, nun hatte die Arbeit Priorität. Er hatte bereits vor wenigen Tagen eine Abmahnung vom Personalbüro erhalten, weil er zu oft sein Privatleben in seine Arbeitszeit verlegte. Alles nur wegen dieser bekloppten Larsen.
Daniel schaute das Fotomaterial an, nickte hin und wieder. Er merkte aber selbst hier, wie anders ihn Rainer Helbich und Philip Karllen behandelten. Sie waren merklich zurückhaltender und kühler.
„Das ist ja pervers!“
„Weißt du, Kinderhandel ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Ihr Ziel ist es, Kinder in sexuelle und ökonomische Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnisse zu zwingen, wobei die beteiligten Schlepper, Mittler, kriminelle Vereinigungen ihren wirtschaftlichen Vorteil und nicht das Wohl des Kindes suchen. Die Kinder werden als billige Arbeitskräfte gehandelt, viele dienen als Organlieferanten, oder sie werden für Kinderprostitution und Kinderpornografie verkauft. Fast immer ist Armut der Grund für den Handel mit Kindern. Das Geschäft läuft überall nach einem ähnlichen Muster ab. Vermittler täuschen ihre Opfer oder deren Familien mit dem Versprechen auf Geld, eine Ausbildung, eine interessante Stelle, also auf eine Lebensperspektive, die es vor Ort nicht gibt. Neben dem Handel mit Waffen und Drogen hat sich der Menschenhandel in den vergangenen Jahren zu einem der lukrativsten illegalen Wachstumsmärkte mit Milliardengewinnen entwickelt. Die Profiteure des variationsreichen Handels reichen je nach Region von den Eltern der Kinder über Mafiabanden bis hin zu den Behörden, dabei liegt die niedrigste Schätzung bei acht Milliarden Dollar Gewinn jährlich. Das sind Organisationen, die in alle Bereiche mit hineinspielen, um sich Menschen kaufen können, wie es ihnen beliebt. Deswegen kommst du kaum an sie heran. Höchstens ein paar kleine Säcke kriegst du.“
Er machte eine Pause, trank Kaffee.
„Sexueller Missbrauch von Kindern bezeichnet willentliche sexuelle Handlungen mit, an oder vor Kindern. Typischerweise spielt dabei ein Macht- oder Wissensgefälle zwischen dem Täter und seinem kindlichen Opfer eine zentrale Rolle. Als Kind werden nach deutschem Strafrecht Personen definiert, die das vierzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet haben. In Deutschland ist sexueller Missbrauch von Kindern, § 176 StGB, strafbar.
Sexueller Missbrauch von Kindern ist stets eine Verletzung der ungestörten Gesamtentwicklung des Kindes durch vorzeitige sexuelle Erlebnisse. Dadurch wird die Entwicklung seiner sexuellen Selbstbe- stimmungsfähigkeit gestört. In unserem Recht wird die Einwilligungsfähigkeit des Kindes in sexuelle Handlungen, mithin die sexuelle Autonomie des Kindes generell verneint. Ab welchem Alter eine solche