Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
erschien.
„Meinetwegen, bleib sitzen. Kommen wir zum neuen Fall Clement. Bitte der Reihe nach die üblichen Informationen.“
Er stellte sich an das Fenster, verschränkte die Arme vor der Brust, spähte hinaus, hörte sich von seinen Mitarbeitern an, die daraus resultierenden Schlussfolgerungen und Vermutungen. Ein Ablauf, den er vor Jahren eingeführt hatte und der sich bisher sehr gut bewährte. Er wollte und würde nie seine Meinung und Anschauungen jemanden aufoktroyieren. Alle Mitarbeiter hatten die gleichen Informationen, so hob er sie damit alle auf dieselbe Stufe, egal wie lange sie in der Abteilung waren, selbst seinen Stellvertreter, Oberkommissar Klaus Resser. Allen wurde gleichzeitig vor Augen geführt, wer der Chef war, ohne dass er das besonders hervorkehren musste.
Er war mit seinen knapp zweiunddreißig Jahren ein extrem junger erster Kriminalhauptkommissar und dass hatten gerade am Anfang manche Mitarbeiter nicht anerkennen wollen. Die Akzeptanz, gerade bei den älteren Kollegen fehlte. Er hatte das sehr schnell, auf seine Art und teilweise mit Diplomatie, in die richtige Bahn gelenkt. Seitdem gab es in dieser Hinsicht keine Probleme mehr. Im Gegenteil, die meisten Kollegen bewunderten insgeheim seine Schlussfolgerungen, teilweise seine Intuitionen, seine Arbeitsweise, aber sein Durchsetzungsvermögen und wie er sich vor seine Leute stellte, selbst wenn diese Fehler fabriziert hatten.
Die Frauen und Männer arbeiteten gern bei ihm, zumal er sehr selten den Chef herauskehrte. Besonders Frauen aus anderen Dezernaten, hatten am Anfang versucht, in seine Abteilungen zu kommen, allerdings vergebens. Bereits bei Vorgesprächen hatte er bemerkt, weshalb sie das anstrebten und kontinuierlich jede abgelehnt. Deswegen waren nur einige ältere Frauen in den drei Büros. Mit Ines würde die erste Kommissarin Einzug halten.
„Weshalb geht ihr alle von einem Mann aus?“, erkundigte sich Klaus. „Es könnte eine Frau gewesen sein? Jemanden zu erdrosseln schafft die, da man das Opfer vorher niedergeschlagen hat, sie sich also nicht im Geringsten wehren konnte und dieser mystische Kram passt explizierter zu einer Mörderin.“
„Das ist richtig, davon müssen wir ausgehen“, mischte er sich erstmals ein. Nun berichtete er, was er über das Pentagramm, über das Beltanefest gehört hatte, sprach über die Tarotkarte. Danach begann für alle die Arbeit. Das bedeutete, weitere Aussagen aufnehmen, dass Opfer pedan- tisch durchleuchten und dass Umfeld in mühsamer Kleinarbeit durch- forsten, zig Menschen befragen, seitenweise Berichte niederschreiben.
Kaum saß er an seinem Schreibtisch, als Lisa, abermals ohne anzuklopfen, in sein Zimmer stürmte. Er sah sie wütend an, steckte das Telefon zurück, da er gerade im KTI anrufen wollte, da er auf den Terminkalender und die Nummern aus dem Handy wartete.
„Man klopft“, stellte er lakonisch fest. „Was gibt es?“
Sie setzte sich unaufgefordert, schlug die Beine so übereinander, dass man seitlich bis zu dem Slip schauen konnte und wippte mit dem linken Fuß.
„Weswegen willst du mich aus der Abteilung wegschicken?“
Er lehnte sich zurück. „Warum habe ich gesagt, nur du scheinst entweder nicht zuzuhören oder keine Gedanken daran zu verschwenden. Dein gesamtes Auftreten lässt mehr als zu wünschen übrig. Du solltest dich zur Sitte versetzen lassen, da passt du mit deinen Klamotten hin. Sie setzen da regelmäßig Frauen als Lockvogel und so ein.“
Für einen Moment sah sie ihn sprachlos an, wurde erst blass, rot im Gesicht.
„Du bist ja richtig ekelhaft“, stellte sie mit zittriger Stimme fest. „Wieso machst du das mit mir? Findest du mich so hässlich oder wieso siehst du nicht, dass ich das nur deinetwegen trage? Du lässt sonst bei keiner Frau etwas anbrennen. Ich bin überaus gut in meinem Job, erledige meine Arbeiten sehr selbstständig und denke eigenständig.“
„Was erlaubst du dir für Frechheiten? Erstens geht dich mein Privatleben nichts an.
Zweitens bist du in keiner Beziehung mein Typ, noch würde ich jemals mit einer Untergebenen eine Affäre beginnen.
Drittens arbeiten wir alle als Team, das bedeutet, dass es Absprachen, interne Kommunikation und ein miteinander Praktizieren gibt. Mal gehört? Teamarbeit!
Viertens hast du den Anweisungen deiner Vorgesetzten Folge zu leisten und diese nicht zu ignorieren, weil du dir einbildest, dass du etwas Besonderes bist. Sie stehen alle, ich wiederhole, alle, über dir. Weit, sehr weit über
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