Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Tarotkarte. Besonders aus dem Tarotbild. Diese Bilderkarte stammte sicher vom Täter, da man weder dort noch in ihrer Wohnung Karten jeglicher Art gefunden hatte, dazu keinerlei Hinweise, dass sie spirituell interessiert gewesen war. Das bedeutete, dass man schnell den Mörder …, die Mörderin fassen musste. Er ließ, dass er von der Frau wusste, gesehen und gehört hatte, Revue passieren. Es war irrelevant und alogisch. Faktisch fand er keinen Anhaltspunkt. Es musste noch etliches geben, dass sie noch nicht wussten oder abstrahiert hatten. Vielleicht war es unter den Prostituierten keineswegs so harmonisch zugegangen? Vielleicht hatten einige Nachbarn allerhand gegen diese Sorte Frauen? Vielleicht gab es einen verlassenen Freund, der ausgerastet war? Einen Freier, der die Beherrschung verloren hatte, ein Zuhälter, der sie erpressen wollte? Nein, dass glaubte er nicht wirklich. Wer besuchte mit Tarotkarten eine Prostituierte? Das war ein geplanter Mord gewesen, keine Tat im Affekt oder aus einer eskalierenden Situation heraus. Sie standen erst am Anfang ihrer Ermittlungsarbeit und seine Leute mussten erst alles zusammentragen.
*
Morgens rief er seine Mitarbeiter zusammen. Er musterte alle der Reihe nach, blickte an Lisa Schmitt herunter. Die Absätze waren heute noch höher, der Rock schien noch kürzer, als wenn sie ihn damit herausfordern wollte. In dem Gesicht bemerkte er, wie sie ihn provokativ angrinste.
„Setzen wir uns.“ Er wartete bis alle saßen.
„Zum Ersten, Lisa Schmitt wird uns in absehbarer Zukunft verlassen, da ich wegen ihrer Versetzung mit dem Personalchef und Kriminaldirektor Keitler gesprochen habe.“ Augenblicklich zauberte er ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, sah sie an, allerdings ausdruckslos.
„Aber … aber ich will unter keinen Umständen fort, nicht von dir …“ Sie guckte ihn entsetzt an.
„Ich habe dich wiederholt aufgefordert, dein Benehmen zu revidieren, deinem Job gemäß herumzulaufen. Mit zehn Zentimeter hohen Absätzen, einem engen Minirock kann man wohl schlecht jemanden nachlaufen und ich möchte Leute um mich haben, die ihren Job korrekt ausführen und nicht darauf warten, dass andere ihnen die Arbeit abnehmen, nur weil sie Modepüppchen spielen wollen. Die Männer in meiner Abteilung sind zweifellos nicht dazu da, für irgendeine Frau die Kastanien aus den Feuern zu holen, nur weil die sich für etwas Besseres hält. Die anderen Punkte kennst du alle, da ich sie wiederholt erläutert habe. Die Entschei- dung ist gefallen. Zum Zweiten wird in wenigen Tagen Kommissarin Ines Kliester bei uns beginnen. Die meisten wissen das und kennen Frau Kliester, da sie …“
„Ach, deswegen muss ich gehen? Du bist so was von gemein.“
„Nein, deswegen nicht, sondern wegen den anderen Dingen, alle auf empirische Erkenntnisse beruhend. Für dich wird ein junger Mann von der Sitte kommen, der inzwischen neu ernannte Kommissar Udo Linder. Er hat vor einiger Zeit um seine Versetzung gebeten. Ihn kennen die meisten. Übrigens fällt man anderen niemals ins Wort.“
„Dieser Junge?“ Lisa lachte gekünstelt. „Als wenn der mich ersetzen könnte.“
Daniel erhob sich, beugte sich vor. „Du hast eine eklatante Schwäche, du überschätzt dich und zwar elementar. Er ist bereits Kommissar, obwohl er ein Jahr jünger ist als du und nun kannst du gehen“, erwiderte er eisig. „Du darfst, bis entschieden ist, wohin man dich versetzt, Urlaub nehmen. Ich verzichte auf deine Mitarbeit und werde nachher die Personalab- teilung davon unterrichten.“
Momentan war sie geschockt, blieb aber sitzen. „Ich will unter keinen Umständen woanders hin.“
„Du hast nichts zu wollen. Vergessen? Was bildest du dir ein, wer du bist? Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Du wurdest von Herrn Resser, Herrn Sinner und mir oft genug verwarnt. Ich habe versucht, dir Benehmen beizubringen. Ich habe dich gerade in den letzten Wochen, seit du von deiner vermasselten Prüfung zurück bist, mehrfach wegen deiner Garderobe angesprochen, da diese nicht zu einer angehenden Kommissarin passt. Dazu kommt, dass du arbeitest, was und wie du willst. Du ignorierst Anweisungen deiner Kollegen, spielst dich ständig in den Vordergrund. Du darfst gehen, da ich noch einiges zu besprechen habe.“
„Bitte, ich ändere mich“, klang es leise von ihr.
Daniel sah Kriminaloberkommissar Klaus Resser an, der nickte, bemerkte dessen verschwörerisches Grinsen, dass gerade bei ihm sehr selten
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