Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
dir.
Fünftens kannst du nicht Kommen und Gehen wie es dir beliebt.
Sechstens triffst du bestimmt keine Entscheidungen, egal in welcher Hinsicht.
Siebtens hast du kein Benehmen, verhältst dich respektlos gegenüber allen Mitarbeitern, erlaubst dir sogar, meiner Sekretärin Befehle zu erteilen. Eine Frechheit!
Achtens erledigst du deine Arbeiten generell nicht befriedigend. Du pickst dir die Rosinen heraus, machst ständig um alles ein Spektakel und wenn alle anderen in mühevoller Kleinarbeit den Fall klären, mischt du dich ein, als wenn du es gewesen wärst.
Neuntes denkst du nicht selbstständig, du denkst überhaupt nicht. Du versuchst dir deine Aufgaben auszusuchen, wie es der gnädigen Frau genehm ist.
Zehntens kleidest du dich, dass es einen gruselt, notabene ist es affektiert. Du möchtest Kommissarin werden? Das erreichst du gewiss nicht, weil du jedem Mann zeigst, welche Unterwäsche du trägst. Das interessiert nämlich keinen. Es ist nur billig.
Du denkst, dass du als Frau eine Sonderstellung einnimmst, aber dem ist nicht so, obwohl du es gern wünschst. Du erwartest, dass die Männer für dich die Arbeit erledigen und du stehst dabei, versuchst die Lorbeeren einzuheimsen. Du drängelst dich permanent in den Vordergrund. Denke nur an den Fall Frey und was du für Unwahrheiten vor den Reportern von dir gegeben hast. Als wenn du das non plus Ultra wärst, du den Fall gelöst hättest, dabei hast du nur ein paar Aussagen aufgenommen. Du hast nichts, absolut nichts dazu beigetragen, gibst jedoch ein Statement ab, als wenn nur du es aufgeklärt hättest, erwähnst dabei noch falsche Details. Peinlich! Notabene haben wir für solche Situationen eine Pressestelle.“
Er griff nach seiner Kaffeetasse, während er sie kalt taxierte.
„Ich sehe nicht billig aus und alles andere stimmt so nicht. Ich mache meine Arbeit sehr gut und du sagst stets einiges zu den Journalisten.“
„Selten. En passant bin ich der Chef dieser Abteilung, etwas, dass du anscheinend vergisst. Du stehst weit unter uns allen. Du bist ein Lehrling sozusagen, nicht mehr. Deine Arbeit machst du, seit du zurück bist, mehr als schlampig. Du ruhst dich auf deinem Hintern aus, willst alles wissen und gibst Kommentare zu den Dingen ab, die andere herausgefunden haben. Teilweise Kommentare, die peinlich sind, von Nichtkenntnis zeugen. Wiederholt haben sich deine Kollegen beschwert, dass du nur zu solchen Zeugen mitfährst, die dir in den Kram passen, ansonsten bleibst du im Auto sitzen, dass außerdem gegen die Dienstvorschrift verstößt. Du hast gerade in den letzten Wochen Zeugen, männliche Zeugen angebaggert. Frauen haben sich häufig über dich beschwert, da dein Tonfall pampig war. Du hast mehrere Einträge in deiner Personalakte, weil du permanent kommst und gehst, wie es dir gefällt. Als du seinerzeit in der Abteilung gearbeitet hast, habe ich dich für ein fleißiges, streb- sames Mädchen gehalten. Du hattest nette, normale Sachen an, warst engagiert dabei und man konnte sich auf dich verlassen. Du hattest ein gutes Auftreten, warst lernfähig und nett. Alle haben gern mit dir gear- beitet. Nur, von all dem ist nichts mehr zu erkennen. Aber ich habe keine Zeit oder Lust, dass alles erneut herauszukramen. Adäquat habe ich diese Entscheidung getroffen. So, ich habe zu arbeiten, dort ist die Tür.“ Er rollte mit seinem Stuhl ein wenig nach vorn, beugte sich über das Papier.
„Daniel, ich möchte bleiben, bitte. Ich ändere mich. Es war nur, weil ich dachte… dass du… dass du mich mehr beachtest, wenn ich… wenn ich chic angezogen bin.“ Ihre Stimme war leiser geworden und er seufzte.
„Lisa, noch einmal, und versuche zu denken und zu begreifen. Ich will und wollte nie etwas von dir. Ich bin dein Chef, nicht mehr und dass wird stets so bleiben. Such dir einen Mann woanders. Du bist nicht im Geringsten mein Typ, und chic angezogen kann man das keinesfalls nennen, jedenfalls nach meinem Geschmack. Ich finde es ordinär, billig. Als angehende Kriminalbeamtin so herumzulaufen, unterste Schublade. Mensch Lisa, es passt nicht zu dir, zu deiner Figur oder zu deinem Beruf.“
Sie erhob sich, verließ ohne eine Äußerung das Büro.
Einige Sekunden dachte er noch über sie nach, schüttelte den Kopf, griff zum Telefon, als es erneut klopfte. Seufzend stellte er es in die Ladestation zurück. Kriminalsekretärin Heidrun Müller steckte den Kopf herein. „Ich habe die Unterlagen vom KTI und einen Bericht von der Ulvers.“
„Darauf warte
Weitere Kostenlose Bücher