Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
an Mia Gallert. Soll ihr Mörder ungestraft davonkommen? Frau Larsen, ich schwöre es Ihnen, sagen Sie aus, sperrt man Ihre Tochter für lange Zeit weg. Bitte!“
„Herr Briester, ersparen Sie mir Ihre Scheinheiligkeit. Mit wem haben Sie gemeinsame Sache gemacht, um Volker in den Tod zu treiben? Sie sind wie Sandra, geldgierig!“
„Du spinnst, Briester“, lachte Sandra gekünstelt, zerrte Ingrid Larsen grob mit und schubste die in den Wagen.
„Es hat keinen Sinn, sie hat zu viel Angst.“ Kai Gallert nun und es klang resigniert.
„Herr Gallert, wer könnte Frau Larsen dazu bringen, dass sie aussagt? Merde, warum schweigen alle? Wie soll man Sandra jemals beikommen, wenn alle den Mund halten? Volker, Mia könnten eventuell noch leben, wenn jemand endlich mal plaudern würde.“
„Ich glaube, ich habe Sie falsch eingeschätzt, Herr Briester. Ich weiß wirklich nicht mehr, sonst würde ich es Ihnen sagen. Trotzdem werde ich morgen nochmals mit Frau Larsen sprechen.“
„Sie können mich jederzeit anrufen und ich lasse Frau Larsen, also Sandra sofort einsperren. Ich bringe auch Frau Larsen solange irgendwo unter, falls sie Angst hat. Oder sprechen Sie mit Volker´s Anwalt, Doktor Rebbin.“
„Danke, Herr Briester.“
Daniel sah ihm nach, dachte, ja, ich trage eine gewisse Mitschuld, fühlte jetzt, wie das Etwas kam. Schwarz, volle Bedrohung. Schnell eilte er zu seinem Wagen, setzte sich hinein, schwer atmend.
Tote, so viele Tote, hatte er gesehen, aber das war etwas anderes. Vor seinen Augen vermischten sich die Bilder. Volker, Sandra, Petra, sein Vater. Alles wirbelte durcheinander, wurden zu einem großen Etwas, zu Fratzen, die ihn verschlingen wollten. Er atmete hastiger. Er tastete nach den Tabletten, schob zwei in den Mund und trank Mineralwasser hinter- her. Langsam, nach Minuten kehrte er in die Wirklichkeit zurück und fuhr ins Büro, wo er sich in seine Arbeit stürzte, um sich abzulenken. Er hasste Beerdigungen und diese heute, war für ihn nicht irgendeine gewesen. Immer noch hörte er die Vorwürfe von Ingrid Larsen, dazu Volker´s Worte. „Sie also auch!“ Selbst die Arbeit bewirkte nicht, ihn abzulenken.
*
Er rief sie nicht an, da er wusste, dass sie gleich auflegen würde. So ergriff den Blumenstrauß vom Beifahrersitz, klingelte irgendwo, kam ins Haus. Bevor er an ihrer Wohnungstür läutete, lauschte er, aber es blieb ruhig. Kurz atmete er durch, drückte auf den Knopf. Ruhe, nichts, er wartete, nochmals klingelte er. Er hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie er mit ihr reden, was er ihr sagen wollte, aber … Entweder war sie nicht da oder sie wollte niemanden sehen.
Leichte Sorge stieg in ihm hoch, was wenn … Nein, dafür war sie nicht der Typ, oder? Hatte er sie eventuell falsch eingeschätzt? Er war verun- sichert. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn anbrüllen, wegschicken würde, aber nicht, dass sie nicht zu Hause war. Für was war er Polizist, sagte er sich, öffnete die Tür, so wie man es nicht machen sollte. Sie schien nie abzuschließen, stellte er fest. Leichtsinn pur. Gerade diese alten Wohnungstüren bekam jeder spielend auf, deswegen gab es ja die nachträglich eingebauten Sicherheitsschlösser.
„Sandra?“
Er trat in den großen Raum, sah sich um, aber nichts deutete auf ihre Anwesenheit. Er legte die Blumen vorn ab. Nochmals rief er, suchte Raum für Raum ab, aber die Wohnung war leer. Er sah sich genauer um und fragte sich einmal mehr, für was sie fünf Räume benötigte, vor allem, da sie das nicht finanzieren konnte. Verrückt! Überall sah es chaotisch aus. Schuhe und Kleider lagen verstreut. Schmutzige Gläser, leere Weinflaschen, schmutziges Geschirr. Er schüttelte den Kopf, betrat das Schlafzimmer. Überall Unordnung, das pure Chaos und schmutzig außerdem. Diese Frau sollte mal aufräumen und putzen. Auf einer Kommode sah ein Foto von ihrem Bruder. Der junge Mann lachte in die Kamera. Jetzt war der Junge tot. Seufzend stellte er das Bild zurück, nahm das nächste Foto in die Hand. Er vermutete, ihr Vater, obwohl es keine Affinität zu ihr gab, jedoch war er das Ebenbild von Volker. Auch er tot. Kein Bild von der Mutter, stellte er fest.
Er öffnete ein Schubfach. Wäsche. Seine Gedanken schweiften Tage zurück und ihn schauderte, als er an sein Verhalten dachte. Er legte ihn zurück, schloss die Schublade, öffnete die Nächste. Abermals Wäsche. Wie viel von dem Zeug hatte sie eigentlich? Teure Stücke und das obwohl sie pleite war? Er nahm das
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