Daniel Briester - Hass verbindet
festhalten. Was sollen Kinder in einem Umfeld lernen? Doktor Sempler, berichten Sie bitte, wie Sie Herrn Classen einschätzen."
"Zunächst möchte ich um Entschuldigung bitten, wenn ich die Herren Briester beim Vornamen nenne, aber ist es leichter, als wenn ich sage, den vermeintlichen Vater, Doktor Heinz Briester.
Herr Claassen bedarf dringend psychologischer Betreuung und das in mehrerer Hinsicht, dass ich begründen werde. Ich habe mir im Vorfeld die zahlreichen Prozessakten durchgelesen und dabei war etwas sehr auffälliges, das mich zu diesem Schluss kommen lässt, natürlich neben seinem Auftreten während dieser Verhandlung und bedingt durch seine Aussagen, seine Gestik und Mimik. Ich habe mich im Vorfeld bei ehemaligen Kollegen, Bekannten erkundigt und das fließt in meinen Bericht mit ein, der dem Gericht vorliegt. Wie man später hören wird, passt das heute Gehörte perfekt mit hinein.
All dieses kennzeichnete eine Form von einer psychische Störung und Verhaltenssyndrome, die in starkem Maß vom Erleben und Verhalten psychisch gesunder Menschen abweichen. In der Regel werden psychotische von neurotischen Störungen unterschieden, sich aber nicht deutlich voneinander abgrenzen lassen. Klarer ausgedrückt, der Patienten hat den Kontakt mit der Realität verloren. Denkstörungen werden möglicherweise als Unfähigkeit logische Verbindungen zu knüpfen oder durch die Entwicklung von Wahnvorstellungen beobachtet. Die gefühlsmäßigen Reaktionen auf bestimmte Situationen erscheinen entweder abgestumpft oder unangemessen. Eine Realitätsprüfung kann zumeist stattfinden. Es gibt zahlreiche Persönlichkeitsstörungen und diese können sich durchaus überschneiden, häufig besteht ein Zusammenhang unterschiedlichen Störungen. Ich muss dazu anmerken, dass gerade in der Psychologie viele Verhaltenssyndrome nah beieinanderliegen und daher eine endgültige Diagnose ohne eine nähere Untersuchung des Patienten vage gestellt werden kann. Zur Behandlung psychischer Störungen können unter anderem psychotherapeutische Maßnahmen oder Psychopharmaka, etwa Antidepressiva, eingesetzt werden. Aber dazu muss natürlich eine genaue Diagnostik vorausgehen.
Beginne ich mit dem, dass ich eben als auffällig bezeichne. Herr Claassen hat in jedem Verfahren fortgesetzt sehr geschickt Verleum- dungen, falsche Anschuldigungen, die insbesondere Heinz und Torsten betrafen, einfließen lassen. Diese Äußerungen hatten nie etwas mit dem eigentlichen Verfahren zu tun, nichts mit den jeweiligen Angeklagten, nein, es geschah, sobald der Name fiel. Als Beispiel. Man verlas die Daten von Heinz und sofort erfolgte die erste Hasstirade. Der lügt, betrügt, hat mich bestohlen, misshandelt. Sagte ein Zeuge etwas positives, die nächsten Anschuldigungen. Sie wiederholen sich permanent. Man hat diesen Anfeindungen wenig Beachtung geschenkt, da sie für die Verfahren irrelevant waren, bei den Medienvertretern sah das anders aus. Gerade die beiden Herren Briester sind sehr bekannte Persönlichkeiten und da wurden solche Dinge zu gern gedruckt, zumal Herr Claassen beharrlich anführte, ich kann beweisen, verfüge über Band-, Film- und Fotomaterial sowie Dokumente. Ein Mensch, der das äußert, wird automatisch als glaubwürdig eingestuft. Das wusste der Angeklagte und er kombinierte, das würde keiner einfordern, weil es sich in dem jeweiligen Strafvergehen um andere Personen handelte. Somit war er auf der sicheren Seite. Er hatte gezielt gesät, Ernten wollte er erst später.
Er liebte es, wenn er von den Medienvertretern befragt wurde. Ich habe ihn beobachtet, selbst jetzt als Angeklagter. Er zupfte, bevor er den Saal verließ, den Anzug zu Recht, strich über seine Haare, rückte an der Kette, der Uhr. Das sollte man sehen. Er lächelte in jede Kamera und gab weitere Statements ab, was für böse Menschen alle waren. Das Spiel mit den Kameras, den Medienvertretern beherrscht er perfekt. Ich habe mir Bandaufnahmen aus der Vergangenheit angesehen. Stand eine Pressekonferenz bevor, wo man die Täterfestnahme eines größeren Falles bekanntgab, erschien er wie vor Gericht, perfekt gestylt. Es gibt Aufnahmen, wo er, ohne dass er es vorher wusste, zu sehen ist, da schaut er für einen Sekundenbruchteil erschrocken. Es folgt der Handstrich über die Haare, das Zurechtrücken der Kleidung, das Lächeln. Automatismus. Stellte man allerdings Fragen, die ihm nicht behagten, sieht man diesen Ausdruck im Gesicht, der Abneigung bis zu Hass ausdrückt, den
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