Daniel Briester - Tödlicher Wahnsinn
Sachen, die anno dazumal außer Landes geschafft wurden, hat zum Teil Ägypten zurückgefordert, gekauft oder sie liegen heute in Museen." Sie stutzte kurz, schüttelte den Kopf.
"Unser Toter hatte so ein Stück, nämlich dieses Papyrus. Das wollte er an den Mann bringen und viel Geld dafür fordern."
"Das ist am logischsten. Das würde bedeuten, dass zumindest der Tote wusste, um welches Grab es sich handelt und dass man dort Grabbei- gaben, wenn nicht sogar eine Mumie findet."
"Das käme einer Sensation gleich."
"Allerdings, obwohl das nicht zwangsläufig heißt, dass man das ausräumen würde. Die Ägypter sind da sehr vorsichtig geworden, gerade weil in der Vergangenheit eine Menge verschwunden ist."
"Kann man verstehen. So, genug für heute. Du musst schlafen. Sollte sich eines der Kinder in der Nacht melden, kümmere ich mich darum und du bleibst brav liegen."
Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verließ den Raum, um zu duschen, während sie sich in das Bett kuschelte und den letzten kleinen Flammen zuschaute, die flackerten. Dabei grübelte sie über diesen Papyrus nach. Irgendetwas stimmte damit nicht. Dazu diese arabische Schrift. Sie sah nicht wie flüssig geschrieben aus. Daniel kam herein, zog seinen Bademantel aus und legte sich neben sie.
"Du bist ja noch wach. Komm her." Er streckte seinen Arm aus und sie bettete den Kopf darauf.
"Das habe ich mir all die Monate gewünscht", flüsterte er. "Du solltest neben mir liegen, neben mir einschlafen und aufwachen. Ich wollte dich nachts im Arm halten." Er beugte sich hoch und schaute sie an. In dem diffusen Licht des kleinen Feuers wirkte sie noch schöner, fand er.
"An dem Samstag hatte ich überlegt, ob ich dich nicht noch einmal anrufe, damit du nach Roman siehst."
"Du bist ein Charmeur."
"Nein, bin ich nicht. Ich sage die Wahrheit."
"Warten wir ab."
"Schlaf." Er legte sich hin und umarmte sie. So schlief sie ein.
Den dunklen Kopf auf einen Ellenbogen gestützt, schaute er auf Eileen hinab, die sich neben ihn zusammengerollt hatte. Er streckte die Hand aus, wollte ihre Haare berühren, unterließ es aber dann. Im Mondlicht wirkte ihr Gesicht noch zarter als sonst. Es umgab sie eine gewisse Aura. Ja, es stimmte, er hatte sich Hals über Kopf in diese niedliche Meer- jungfrau, seine Arielle verliebt.
*
Morgens waren die Berichte über den Toten noch nicht eingetroffen und so las er die Zeitungen ausführlicher, bis das Telefon störte.
"Eileen, schön das du anrufst." Er lehnte sich im Stuhl zurück und sah sie vor sich. "Ja, habe ich, warte." Hastig ergriff er den Stift und zog den Block näher und begann zu schreiben.
"Ja, danke. Dafür bekommst du später eine nette Überraschung."
Er legte auf, ergriff den Block und betrat das Büro.
"Hört her. Man hat mit gerade die Übersetzung der Hieroglyphen gesagt und die lautet ungefähr so.
Die Welt entsteht auf deinen Wink, wie du sie geschaffen hast. Bist du aufgegangen, so leben sie, gehst du unter, so sterben sie. Du bist die Lebenszeit selbst, man lebt durch dich. Ich gebe dir Kraft und den Sieg gegen alle Fremdländer. Ich setze deine Macht und die Furcht vor dir in alle Länder und den Schrecken vor dir bis an die vier Stützen des großen Himmels. Ich lasse deine Widersacher unter deine Sohlen fallen, dass du die ... Hier fehlt etwas, da man diese Zeichen nicht exakt deuten kann. Es müssten so drei Wörter sein. Danach geht es weiter. ... der Empörer zertretest. Wie ich dir die Erde überantworte, so lang und breit sie ist und die Westvölker und Ostvölker stehen unter deiner Aufsicht. Es kommt ein Absatz. Nimm keine Geschenke von einem Starken an, und unterdrücke nicht den Schwachen. Die Gerechtigkeit ist die große Gabe Maat, und er gibt sie, wem er will. Die Kraft dessen, der wie er ist, befreit den Elenden vor seinen Schlägen."
"Was soll das beuten?"
Daniel lehnte sich an Helmut´s Schreibtischkante, sah auf das Geschriebene.
"Das könnten die Worte eines dieser Götter sein, zum Beispiel dieses Amun. Götter können bekanntlich nicht schreiben, ergo eine Botschaft von ihm."
"Du meinst, so wie die Zehn Gebote?", lachte Thomas.
"In etwa. Meine Lebensgefährtin forscht, ob sie etwas findet, von wem diese Worte stammen könnten."
"Deine Lebensgefährtin? Seit wann hast du denn so was? Ich denke, du lebst als braver Papa, notabene als Puffbesucher?"
"Sei vorsichtig, was du sagst, sonst kriegst du Ärger. Doktor Rieger lebt bei mir, da wir einen Sohn haben, wie allgemein bekannt
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